Pilotwerk in München
Elektrisch fahren mit Wasserstoff: BMW bringt iX5 Hydrogen auf die Straße
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BMW bringt zum zweiten Mal ein Wasserstoff-Fahrzeug in Kleinserie zu den Kunden – nach der 7er-Reihe mit V12-Verbrenner diesmal mit Brennstoffzelle und E-Motoren.
Update vom 27. Februar 2023, 15:58 Uhr: BMW hat seine Ankündigung wahr gemacht, und liefert ab sofort den iX5 mit Wasserstoff-Antrieb aus. Das SUV ist damit schon das zweite Serienauto der Bayern, das mit H2 fährt. Das erste, die 7er-Reihe, verbrannte 2005 bis 2007 den Wasserstoff aber direkt in einem modifizierten Zwölfzylinder-Motor. Im iX5 dagegen wird der Wasserstoff per Brennstoffzelle in Strom verwandelt, der wiederum Elektromotoren antreibt.
Elektrisch fahren mit Wasserstoff: BMW bringt iX5 Hydrogen auf die Straße
Nach Honda, Hyundai und Toyota ist BMW damit der vierte Pkw-Hersteller, und der bislang einzige deutsche, der dieses Prinzip für Serienautos nutzt. Allerdings sind die knapp 100 Autos vorerst wenigen ausgewählten Kunden vorbehalten. BWM-Chef Oliver Zipse bezeichnete Wasserstoff als „eine der effizientesten Möglichkeiten, erneuerbare Energien zu speichern und zu transportieren“.
Update vom 5. Dezember 2022, 10:54 Uhr: Die Serienproduktion des BMW iX5 Hydrogen mit Brennstoffzelle und Wasserstoff ist beschlossene Sache. Vorerst soll eine Kleinserie in einem Pilotwerk am Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) am BMW-Stammsitz München entstehen. 2023 soll das SUV mit Elektromotoren, ein sogenanntes FCEV (Fuel Cell Electric Vehicle) dann mit ganz normaler Zulassung auf öffentlichen Straßen unterwegs sein.
Bis auf Weiteres kann allerdings nicht jeder Wasserstoff-Fan einfach beim Händler vorbeischauen und einen BMW iX5 Hydrogen ordern. Bis zur Entscheidung über eine volle Großserien-Produktion wird das Fahrzeug nämlich nur in „ausgewählten Regionen“, und für wenige Kunden, verfügbar sein. Wo genau, und für wie lange das so geplant ist, darüber hat BMW noch nicht informiert.
Wasserstoff-Auto BMW iX5 Hydrogen geht in Serie – ist er das bessere E-Auto?
Trotzdem ist der Übergang vom Prototypen- in das Produktionsstadium ein wichtiger Schritt für BMW und die versprochene Technologie-Offenheit. Denn anders als VW und Mercedes, die bei der Elektrifizierung ganz auf Akku-Autos (BEV: Batterie Electric Vehicle) setzen, sieht BMW, ähnlich wie beispielsweise auch Toyota, in der Energiespeicherung per Wasserstoff eine zukunftsfähige Alternative.
Erstmeldung vom 21. März 2022, 16:12 Uhr: Der BMW X5 schießt auf die Kurvenkombination zu: Erst links herum, gefolgt von einer lang gezogenen Rechtskurve. Wir befinden uns auf einem Handlingkurs, bei der sich die automobile Spreu fahrdynamisch vom Weizen trennt. Vor allem, weil der Untergrund das blanke Eis eines zugefrorenen Sees nahe dem nordschwedischen Arjeplog ist. Das Münchner SUV absolviert die knifflige Stelle souverän mit einem leichten Drift, der den Fahrer vor keinerlei Probleme stellt.
Alles ganz normal – bis auf das Auto selber: Das ist nämlich ein Prototyp namens BMW iX5 Hydrogen, also ein Elektroauto mit Brennstoffzelle. Davon merkt man im Fahrzeug wenig, der Wasserstoff tankende Wagen fährt sich genauso unkompliziert wie die Plug-in-Hybrid-Version, welche die technische Basis des Prototypen bildet. „Wir sind besonders stolz darauf, dass die Brennstoffzelle die Befehle des Dynamikfahrpedals ohne Verzögerung umsetzt“, strahlt Jürgen Guldner, Leiter der BMW Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie.
BMW X5 Hydrogen: Fahrt im Wasserstoff-SUV – ist er das bessere Elektroauto?
Was so selbstverständlich klingt, ist eigentlich sehr kompliziert. Denn es müssen viele Elemente perfekt aufeinander abgestimmt werden. Zumal die Münchner Ingenieure sich zum Ziel gesetzt haben, ein Brennstoffzellen-Fahrzeug zu konstruieren, das eine Dauer-Leistung von 125 kW/170 kW schafft und damit die aktuell stärkste Brennstoffzelle in einem Pkw hat (auch Toyota setzt beispielsweise weiter auf diese Technologie). Damit die diese Power auch konstant generieren kann, sorgt ein elektrisch angesteuerter Turbolader für eine Sauerstoff-Druckbetankung. So kann der mit Wasserstoff reagieren und erzeugt Strom. „Die Brennstoffzelle muss sofort Leistung bringen“, erklärt Techniker Robert Halas die Herausforderung.
Die Brennstoffzelle des BMW iX5 Hydrogen befindet sich im Motorraum, ist ähnlich groß wie ein Dreizylinder-Motor und wiegt rund 180 Kilogramm. Die Tanks, in denen der Wasserstoff mit einem Druck von 700 bar aufbewahrt wird, befinden sich unter der Rückbank sowie im Mitteltunnel und haben eine Kapazität von sechs Kilogramm, was einer Reichweite von rund 600 Kilometern entspricht.
BMW X5 Hydrogen: Ein Akku-Paket für den Power-Boost
Wie bei BMW üblich, ist die Fahrdynamik den Entwicklern besonders wichtig. Also befindet sich unter dem Kofferraumboden noch ein 150-kW-Akku mit einer Kapazität von 2,3 Kilowattstunden, der die Systemleistung des BMW iX5 Hydrogen zeitweise auf bis 275 kW/374 PS treibt. Die zusätzliche Kraft stammt von einem BMW-Elektromotor an der Hinterachse. Per Batterie kommt der Prototyp X5 zwischen zehn und 15 Kilometer weit.
In weniger als sieben Sekunden erreicht das 2,5-Tonnen-SUV Tempo 100, und ist konstant bis zu 190 km/h schnell. Damit dieser Boost auch stets zur Verfügung steht, füllt die Brennstoffzelle, wann immer es geht und vom Fahrer unbemerkt, den Hochvoltspeicher mit Strom, sodass dieser immer einen Ladezustand zwischen 60 und 80 Prozent hat. Auch sonst kennt der Wasserstoff-X5 keinerlei Einschränkungen: Der Kofferraum ist genauso groß wie der des Plug-in-Hybriden, und das Luftfederfahrwerk bietet guten Komfort.
BMW X5 Hydrogen: Schon bald beginnt die Serienproduktion
Bald können sich auch Käufer davon überzeugen: Schon Ende des Jahres wird es eine Kleinserie des BMW iX5 Hydrogen geben, bis zum Ende des Jahrzehnts sollen die Brennstoffzellen-Varianten genauso viel kosten wie die Batterie-elektrischen, 100 Kilogramm leichter sein und eine ähnliche Reichweite bieten. Dann wird es auch eine Version mit Allradantrieb geben, denn unter die Brennstoffzelle vorne passt noch ein weiterer Elektromotor. Damit trifft BWM punktgenau die Wünsche vieler Käufer, die lieber per Wasserstoff als mit Akku fahren würden.
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Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Gemäß der BMW-Strategie sollen Akku- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge sich eine Plattform teilen. Anstelle von Akkuzellen werden sich dann die Wasserstofftanks in dem Batteriekasten befinden. Durch diese Synergien wird der Preis gedrückt. Die Brennstoffzelle in einem Pkw unterscheidet sich dann nicht von einer in einem Lkw. Der Platinanteil wird sukzessive verringert und ist ein Recycling-Produkt von Katalysatoren aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor: Schließlich will BMW die Ressourcen des Planeten mit der Brennstoffzellen-Offensive nicht zusätzlich belasten, sondern schonen. (Wolfgang Gomoll/press-inform)
Rubriklistenbild: © Tom Kirkpatrick/BMW