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Elektroautos: Ist Wasserstoff mit Brennstoffzelle der bessere Antrieb?

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Von: Marcus Efler

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Elektroautos fahren auf der Überholspur. Die meisten Hersteller nutzen Akkus als Energiespeicher. Einige geben Wasserstoff mit Brennstoffzelle bessere Chancen – doch die hat auch Nachteile.

Die zweite Generation des Toyota Mirai ist derzeit wohl das bekannteste aller Elektroautos. „Wir haben das Auto so konzipiert, weil die Menschen es wegen seiner Leistung und seines Aussehens besitzen wollen. Nicht allein, weil es ein FCEV ist“, so Chefentwickler Yoshikazu Tanakai. Das Kürzel steht für Fuel Cell Electric Vehicle – also ein Elektroauto mit Brennstoffzelle, die Strom gewinnt, indem Wasserstoff mit Sauerstoff reagiert.

Elektroautos: Ist Wasserstoff mit Brennstoffzelle der bessere Antrieb?

Die Stückzahlen der japanischen Sauber-Limousine sind zwar überschaubar, doch für einen Achtungserfolg auch in Deutschland reichen sie alle mal. Und halten das Interesse des Wasserstoff-Autos vital – das nicht, wie oft dargestellt, eine Alternative oder gar Konkurrenz zum Elektroauto ist, sondern eben ein solches. Mit dem Unterschied, dass der Strom nicht in Akkus, sondern in Form von Wasserstoff gespeichert wird.

Ein blauer Toyota Mirai wird betankt.
Auch die zweite Generation des Toyota Mirai fährt mit Wasserstoff. © Toyota

Elektroautos: Wasserstoff verliert mehr Energie als Akkus

Dadurch hat dieses Prinzip einen großen Vorteil: Das Auto kann deutlich schneller betankt werden als ein E-Mobil mit Akku, und dann weiter fahren. Stand-Dauer und Reichweite unterscheiden sich kaum von denen eines Benziners. Dem stehen indes einige Nachteile gegenüber. So ist der Wirkungsgrad geringer als die Stromspeicherung per Akku. Es geht also von der Energie-Erzeugung bis zum Rad – Fachleute sprechen von „Well to wheel“ – mehr Power verloren.  Etwa 27 Prozent bleiben am Ende übrig, das sind deutlich weniger als die 64 Prozent von Akku-Autos, aber immerhin mehr als die ca. 20 Prozent bei Verbrennern.

Andere Probleme hingegen sind in mehr als zwei Jahrzehnten Entwicklung immer kleiner geworden: Mittlerweile dampfen die Tanks nicht mehr ab, was nach längerem Parken Geld und Reichweite kostete. Modelle wie der Mirai von Toyota oder der Hyundai Nexo können auch bei Minustemperaturen problemlos starten, und die Tanks sind unsichtbar und crashsicher in der Fahrzeugstruktur verbaut.

Vorteile von Wasserstoff-Autos:

Nachteile von Wasserstoff-Autos:

Der größte Hemmschuh indes: Es hapert an der Infrastruktur. Wer unterwegs Wasserstoff (chemisches Zeichen: H2) tanken muss, fährt noch längere Umwege als in einem Akku-Mobil. Und findet dann eventuell eine defekte Säule vor. Oder muss feststellen, dass eine komplette Region nicht mit dem Energiestoff beliefert wurde – und er die nächste Tankmöglichkeit nicht mehr erreichen kann. Ein Problem, das die Auto- und Energiebranche freilich lösen könnte, wenn sie denn wollte. Doch die setzt derzeit setzt die ganz auf Elektromobile mit Akkus als Energiespeicher.

Ein Pkw Hyundai Nexo an einer Wasserstoff-Tankstelle.
Ein Hyundai Nexo an einer Wasserstoff-Tankstelle. © www.weigl.biz/Hyundai

Allerdings gibt es durchaus einige Autohersteller, die weiterhin auf Wasserstoff setzen:

Über die Frage, ob Wasserstoff in Autos eine Zukunft hat, sind die Hersteller also genauso uneins wie Experten. Für Lkw dürfte er sinnvoll sein, da Akkus das Gewicht ohnehin schon schwerer Lastzüge weiter erhöhen. Auch bei Pkw hat er Fürsprecher, bei einer repräsentativen Umfrage des Portals mobile.de favorisierte ihn sogar fast ein Drittel der Befragten als Antriebsart der Zukunft, deutlich vor Elektrofahrzeugen mit Akku (14,8 Prozent) und Benzin (13,9 Prozent).

Den Durchbruch könnten möglicherweise Wasserstoff-Technologien der Zukunft bringen. Forscher der Deakin University im australischen Geelong haben beispielsweise ein Verfahren entwickelt, das H2 an ein Pulver bindet, was die Handhabung deutlich vereinfachen würde.

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Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Elektroautos: Mehrheit der Fachleute ist skeptisch

Aber wann, und ob überhaupt, das Wasserstoffauto im Markt so richtig ankommt, ist offen. Die Mehrzahl der Experten bescheinigen der Brennstoffzelle eher düstere Zukunftsaussichten. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung etwa hat da gar keine Zweifel mehr: „Das Zeitfenster für Wasserstoffautos, um einen relevanten Marktanteil zu erreichen, ist so gut wie geschlossen“, erklären die renommierten Wissenschaftler, das gelte auch für Lkw. Auch Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, sieht in naher Zukunft weder die Brennstoffzelle noch E-Fuels als gängige Antriebe für Pkw. Trotzdem gilt: Im Rennen Akku gegen Wasserstoff gibt es einen Führenden, aber zu Ende ist es noch lange nicht.

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