Fahrzeuge der Mittelklasse werden überwiegend von Firmenkunden neu gekauft oder geleast. Für Privatkunden ist diese Fahrzeugkategorie vor allem bei den Gebrauchtwagen interessant.
- Die Mittelklasse ist ein Fahrzeugsegment oberhalb der Kompaktklasse
- Viele Fahrzeuge in diesem Segment sind auf Firmen zugelassene Flottenfahrzeuge
- Zu den beliebtesten Modellen gehören die Mercedes C-Klasse, der VW Passat und der Audi A4
Das Fahrzeugsegment der Mittelklasse ist unterhalb der oberen Mittelklasse und oberhalb der Kompaktklasse angesiedelt. Die Europäische Kommission bezeichnet diese Klasse als D-Segment. Neufahrzeuge dieser Kategorie werden zu einem großen Teil von Firmen gekauft, die sie wiederum ihren Mitarbeitern als Dienstwagen zur Verfügung stellen – man spricht dabei von gewerblichen Zulassungen oder Flottenfahrzeugen. Die fünf Modelle, die bei den Neuzulassungen im Jahr 2019 laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) am meisten gefragt waren, sind: die Mercedes C-Klasse, der VW Passat, der Audi A4, der BMW 3er sowie der Skoda Superb.
Ursprünglich gab es neben der Mittelklasse nur zwei weitere Klassen: oberhalb rangierte die Oberklasse und darunter die Klasse der Kleinwagen. Doch mit der zunehmenden Modellvielfalt, wurden neue Segmente einführt: Zunächst spaltete sich die untere Mittelklasse ab, die heute als Kompaktklasse bezeichnet wird. Die größeren – und zumeist auch deutlich teureren – Mittelklassefahrzeuge wie den BMW 5er, den Audi A6 oder die Mercedes E-Klasse, ordnet man heute der oberen Mittelklasse zu.
Weil viele Firmen ihre Dienstwagen schon nach relativ kurzer Zeit wieder aussortieren, besteht in der Mittelklasse eine relativ große Chance an einen Jahreswagen beziehungsweise an einen jungen Gebrauchtwagen zu kommen.
Die Top 20 der Neuzulassungen 2019 laut KBA aus dem Segment der Mittelklasse:
Modell | Neuzulassungen 2019 |
---|---|
Mercedes C-Klasse | 64.403 |
VW Passat | 59.322 |
Audi A4, S4, RS4 | 50.740 |
BMW 3er | 43.327 |
Skoda Superb | 22.399 |
Opel Insignia | 18.095 |
Mercedes CLA | 17.525 |
Audi A5, S5, RS5 | 16.444 |
Ford Mondeo | 15.494 |
BMW 4er | 9.424 |
Tesla Model 3 | 9.013 |
Volvo 60 | 7.421 |
Citroen C5 | 6.958 |
VW Arteon | 6.775 |
Mazda 6 | 6.083 |
Volvo 40 | 4.216 |
Peugeot 508 | 4.015 |
Renault Talisman | 2.816 |
Kia Optima | 1.529 |
Alfa Romeo Giulia | 1.172 |
Für den Begriff Mittelklasse gibt es keine in Stein gemeißelte Definition. Das KBA teilt Fahrzeuge in Abstimmung mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen (VDIK) zwar in Segmente ein – doch auch hier gibt es keine konkrete Formel. Immer wieder werden die einzelnen Segmente – die das KBA selbst als „künstlich“ bezeichnet – auch umgruppiert. So kam im Jahr 2013 beispielsweise neu die Kategorie der SUV hinzu.
Eine Rolle bei der Zuordnung des KBA zu Segmenten spielen unter anderem:
- Größe (Länge, Höhe)
- Gewicht (zulässige Gesamtmasse)
- Motorisierung (Hubraum)
- Leistung (Höchstgeschwindigkeit)
- Gepäckraum (Zuladung, Variabilität)
- Sitzplätze (Anzahl)
- Sitzhöhe (vorn)
- Allrad (angetriebene Achsen)
- Heckform (Varianten)
- Fahrzeugklasse (bei Wohnmobilen)
- Grundpreis
Das Kraftfahrtbundesamt betont, dass eine Zuordnung zu einem Segment nicht immer eindeutig ist. Ein entscheidender Grund hierfür ist laut KBA, dass zunehmend Nischenfahrzeuge auf den Markt kämen, die eine exakte Zuteilung kaum möglich machten. Auch wäre es im Grunde möglich, verschiedene Ausführungen einer Modellreihe unterschiedlichen Segmenten zuzuordnen – doch für die Statistik ist nur eine einzige Zuordnung erlaubt.
Mittelklasse: Für die deutschen Premium-Hersteller war dies lange die kleinste Fahrzeugkategorie im Angebot
Bei den deutschen Premium-Herstellern Mercedes, BMW und Audi endete die Modellpalette viele Jahre in der Mittelklasse: die Mercedes C-Klasse, der BMW 3er und der Audi A4 waren die kleinsten Fahrzeuge, die die Autobauer im Angebot hatten. Mitte der 1990er-Jahre änderte sich das jedoch.
Im 1996 brachte der Ingolstädter Autobauer Audi mit dem Audi A3 (8L) das erste Premium-Kompaktmodell auf den Markt. Der Konkurrent Mercedes-Benz aus Stuttgart zog schon ein Jahr darauf mit der ersten Mercedes A-Klasse (Baureihe 168) nach. Der Münchner Autobauer BMW stieß erst relativ spät mit einer eigenen Baureihe in die Kompaktklasse vor: Der BMW 1er (E87) kam 2004 auf den Markt. Dabei sollte man erwähnen, dass BMW bereits ab 1994 den BMW Compact im Programm hatte, der aber zur BMW-3er-Reihe gehörte.
Die Mittelklasse ist für die Autobauer vor allem deshalb eine wichtige Kategorie, weil sich hier deutlich mehr Geld verdienen lässt, als mit Kleinwagen oder Kompaktfahrzeugen. Gerade Extras und eine gehobene Ausstattung – wie sie gerne in Firmenfahrzeugen verbaut werden – generieren eine höhere Marge, weshalb die Mittelklasse unter den Herstellern heiß umkämpft ist. Je nach Budget greifen Mitarbeiter, denen ein Dienstfahrzeug zusteht, lieber zu einem sehr gut ausgestatteten Mittelklasse-Fahrzeug als zu einem Mager-Modell aus der oberen Mittelklasse.
Grundsätzlich kosten Fahrzeuge der Mittelklasse in der Regel deutlich mehr als Autos der Kompaktklasse. Der ADAC hat einmal ausgerechnet, welche zehn Fahrzeuge der Mittelklasse am günstigsten sind.
Typisch für Fahrzeuge der Mittelklasse ist unter anderem, dass es sie in der Regel sowohl als Limousine mit Stufenheck, als auch als Kombi gibt. Gerade die Kombi-Varianten sind für Mitarbeiter ideal, die für weite Strecken ein komfortables Fahrzeug brauchen, aber berufsbedingt auch einiges mitnehmen müssen.
Doch auch die Coupé-Form ist zuletzt immer beliebter geworden. Manche Hersteller haben inzwischen zahlreiche Varianten ihrer Mittelklasse-Modelle im Angebot. BMW beispielsweise hat die 3er-Reihe sogar aufgeteilt: Während die viertürige Limousine und der Kombi weiterhin BMW 3er beziehungsweise BMW 3er Touring heißen, so läuft das zweitürige Coupé inzwischen als BMW 4er Coupé das viertürige Coupé als BMW 4er Gran Coupé und die offene Variante als BMW 4er Cabrio.
Hier einige Beispiele für Cabrios der Mittelklasse:
- Audi A5 Cabrio
- BMW 4er Cabrio
- Mercedes C-Klasse Cabriolet
Rein elektrisch ist in der Mittelklasse bislang nur der US-amerikanische Autobauer Tesla unterwegs: der Tesla Model 3 landete bei den Neuzulassungen im Jahr 2019 mit mehr als 9.000 Exemplaren auf einem mehr als respektablem elften Platz. Das Fahrzeug wird bereits seit dem Jahr 2017 produziert, ist aber erst seit Anfang 2019 in Europa erhältlich.
Immer wichtiger wird es für die Hersteller besonders in der Mittelklasse einen Plug-in-Hybrid im Angebot zu haben. Denn zum einen gibt es seit Februar 2020 gibt einen höheren „Umweltbonus“ beim Kauf eines Teilzeit-Stromers. Bei einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro sind für Käufer bis zu 4500 Euro an staatlicher Förderung drin, bei einem Preis zwischen 40.000 und 65.000 Euro – in diesem Bereich dürften sich viele Modelle der Mittelklasse bewegen – immerhin noch mit 3750 Euro.
Für viele Dienstwagenfahrer jedoch vermutlich viel in interessanter ist die geringere Versteuerung. Privat genutzte Dienstwagen müssen – wenn es sich um ein Elektroauto oder einen Plug-in-Hybriden handelt – nur mit 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises versteuert werden. Ein Verbrenner hingegen muss mit einem Prozent des Listenpreises beim Finanzamt angesetzt werden. Und: Wer sein Elektroauto bei Arbeitgeber lädt muss dies nicht als geldwerten Vorteil versteuern.
Im Gegensatz zu den Fahrzeugklassen unterhalb, haben in der Mittelklasse nahezu alle Hersteller eine Automatik im Angebot. Auch das ist für viele Dienstwagenfahrer ein wichtiges Kriterium.
Rubriklistenbild: © Daimler