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Ora Funky Cat im Test: Chinesischer Bruder des Elektro-Mini kommt nach Deutschland

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Von: Marcus Efler

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Bei Crashtests fuhr der Ora Funky Cat bereits Bestnoten ein. Jetzt muss sich der chinesische Kompaktwagen auf der Straße bewähren – und tut dies mit seinem ganz eigenen Charme.

Der chinesische Hersteller Great Wall Motors ist mittlerweile auch vielen deutschen Autofahrern ein Begriff. Mit 1,28 Millionen produzierten Autos im vergangenen Jahr gehört der 1984 gegründete Konzern längst zu den Big Playern. Die Ära schräger Kopien deutscher Autos neigt sich dem Ende zu, auch wenn die Elektromarke Ora gerade erst mit dem Punk Cat, einem frechen VW-Käfer-Klon, auffiel. Für BMW produziert Great Wall demnächst den elektrischen Mini SE, und bei Crashtests fahren die Chinesen mittlerweile Bestnoten ein.

Letzteres gilt auch für den Ora Funky Cat, dessen Retro-Design zwar immer noch irgendwie nach VW und Fiat aussieht, der aber trotzdem (oder gerade deshalb) optisch eine ganz passable Figur macht. Im Test nach Euro NCAP brillierte er mit fünf Sternen als sicherster Kompaktwagen. Beste Voraussetzungen also für den Start in Deutschland, wo der Viertürer jetzt ab 38.900 Euro zu kaufen ist.

Ora Funky Cat im Test: Chinesischer Bruder des Elektro-Mini kommt nach Deutschland

Hier dürfe es dann zu einem recht spannenden Duell kommen: Der Ora Funky Cat basiert nämlich auf derselben technischen Plattform wie der künftige Elektro-Mini, ist mit 4,24 Metern aber deutlich größer. Als Kompaktwagen bietet er vier, zur Not auch mal fünf Insassen Platz, wobei Fond-Passagiere komfortable Beinfreiheit genießen – dank der Bauweise mit schlankem Elektromotor. Der Kofferraum fällt dafür allerdings etwas spärlich aus.

Ora Funky Cat
Neuankömmling: Der Ora Funky Cat ist jetzt in Deutschland zu haben. © Jan Greune/Emil Frey Gruppe

Generell wirkt das Interieur durchaus hochwertig mit seinem serienmäßigen Vollleder-Look, auch wenn es sich dabei um eine vegane Nachbildung handelt, die sich aber kaum anders anfühlt als echte Tierhaut. Licht, leicht und freundlich ist der Eindruck, bis hin zu dem virtuellen Männchen (oder Weiblein?), das als persönlicher Butler im Mitteldisplay erscheint, und dem man einen Namen nach Wunsch verpassen kann. „Hey Schatzi, öffne das Schiebedach“, kann man dann beispielsweise befehlen, und Schatzi gehorcht. Diese Sprachsteuerung funktioniert ungewöhnlich gut, so dass die weitestgehende Abwesenheit echter Tasten kein Problem darstellt. Die verbliebenen sind teils im klassischen Kippschalter-Stil, teils modern-schlicht ausgeführt, da könnte man am einheitlichen Design noch feilen.

Ora Funky Cat im Test: Die virtuelle Beifahrerin passt gut auf

Die künstliche Intelligenz als Mitfahrerin kann auch mal nerven, wenn sie nämlich ständig an der Fahrweise herummäkelt. Zu schnell, bitte bremsen, und als Highlight die Mahnung, doch bitte aufmerksam zu bleiben. Die vor allem deshalb trifft, weil sie dank Innenraum-Kamera (im Gegensatz zu üblichen Müdigkeits-Sensoren) eigentlich immer stimmt, und man sich tatsächlich mit dem Smartphone in der Hand erwischt fühlt.

Ora Funky Cat, Heckansicht
In der Heckansicht wirkt der Ora Funky Cat eigenständiger als von vorn. © Jan Greune/Emil Frey Gruppe

Man kann das abstellen, aber dann sitzt man vermutlich im falschen Auto. Dessen Konzept ist nämlich gerade die fürsorgliche Freundlichkeit, wie sie asiatische Kunden besonders schätzen. Kommunikation und Wohlfühl-Ambiente sind auf dem Heimatmarkt wichtiger als Fahrleistungen und Kurvenlage – wobei der Ora Cat hier aber ebenfalls durchaus mit der europäischen Konkurrenz mithalten kann.

Ora Funky Cat im Test: Fahrspaß auf Niveau des elektrischen Mini

Die Leistung von 170 PS, vor allem aber das elektro-typisch hohe Drehmoment von 250 Newtonmetern vom Start weg garantieren einen Fahrspaß, wie man ihn bei kompakten Verbrennern nur in teuren Topversionen genießen kann. Er entspricht dem des (aktuellen) Mini SE, auch wenn das One-Pedal-Driving in der höchsten Rekuperations-Stufe bei dem Chinesen weniger stark ausgeprägt ist als bei dem Briten.

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich auch im Fahrwerk: Wo der Mini sportlich-straff abgestimmt ist, bleibt der Ora stets komfortabel. Zwar wurde das Fahrwerk für den deutschen Markt überarbeitet, aber die grundsätzliche Philosophie der entspannten Fahrt beibehalten. Dank seines tiefen Schwerpunktes lässt sich der Ora bei Bedarf indes auch durchaus behände und mit wenig Seitenneigung durch Kurven scheuchen.

Ora Funky Cat 48 kWh
Motor/AntriebElektro/Front
Leistung/Drehmoment126 kW (171 PS) / 250 Nm
Länge/Breite/Höhe4,24/1,83/1,60 m
Ladevolumen228 – 858 l
Vmax/0–100 km/h160 km/h / 8,3 s
Verbrauch/Reichweite16,7 kWh/100 km/ 310 km
Preisab 38.990 Euro

Den deutschen Anforderungen nach Reichweite wiederum trägt der Importeur, die von Mitsubishi bekannte Emil Frey Gruppe, durch einen optionalen größeren Akku mit 63 kW Kapazität Rechnung, und verspricht 420 Kilometer Reichweite. Der Praxiswert liegt wie üblich darunter, aber nicht so deutlich wie bei manchen Konkurrenten. Standardmäßig ist der Ora Funky Cat mit einem 48-kWh-Paket unterwegs, das für etwa 300 Kilometer reichen soll – und das wie Tesla auf umweltfreundliche Lithium-Eisenphosphat-Technik setzt.

Interieur des Ora Funky Cat
Dank „veganem Leder“ wirkt das Interieur hochwertig, bei der Bedienung setzt der Ora Funky Cat ganz auf Sprache. © Jan Greune/Emil Frey Gruppe

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

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Alles in allem gelingt Great Wall mit dem Ora Funky Cat ein bemerkenswerter Einstieg auf dem hart umkämpften deutschen Kompaktwagen-Markt. Die Zeiten, in denen etablierte Hersteller auf die chinesischen Marken lässig herablächeln konnten, sind jedenfalls vorbei.

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