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Neuer Opel Astra: Wird er diesmal zum VW-Golf-Killer?

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Von: Marcus Efler

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Bei der Neuauflage seines Kompaktklasse-Modells Astra macht Opel vieles richtig. Eine bestimmte Erwartung wird allerdings enttäuscht.

Rüsselsheim – Lang ist’s her, dass ein gewisser Opel Kadett mit dem VW Golf im Kampf um Deutschlands Autokäufer einigermaßen auf Augenhöhe fuhr. Wirklich gefährlich werden konnte er ihm eigentlich nie. Auch nicht, als Opel seinen Kompaktwagen vor 30 Jahren in Astra umbenannte. Es ist also ein kleines Jubiläum, wenn die Rüsselsheimer jetzt die sechste Generation ihres ewigen Hoffnungsträgers präsentieren. SUV-Boom hin oder her, der Astra ist für die Marke noch immer eine ganz wichtige Säule. (Opel Mokka 1.2 Turbo im Test: Gute Fahrleistungen, allerdings auch Kritik)

Neuer Opel Astra: Wird er jetzt zum VW-Golf-Killer?

Den offensichtlichsten Unterschied zum Wolfsburger Konkurrenten markierte über all die Jahre das Design: Während sich jener nach Winfried Kretschmanns Wahlkampf-Motto „Sie kennen mich“ von einer Generation zur nächsten nur marginal veränderte, probierte Opel beim Astra immer wieder neue Wege aus. Da macht auch der neue, der ab Herbst beim Händler steht, keine Ausnahme: Obwohl die Testwagen, die für einen ersten Eindruck zur Verfügung standen, noch stark getarnt waren, ist eine gestraffte, sportliche Erscheinung zu erwarten. Inklusive 100 Prozent LED-Beleuchtung – und der Front im aktuellen, dynamischen „Vizor“-Look, wie er etwa das SUV Mokka und die Studie des elektrischen Manta ziert. Dazu wuchs der Astra gegenüber dem Vorgänger um kaum merkliche vier Millimeter und bleibt mit 4,37 Metern plus einem knappen halben Zentimeter ein ehrlicher Kompaktwagen. Dem Zeitgeist folgend, geriet er breiter (plus 51 Millimeter) und flacher (minus fünf Millimeter). Ein verlängerter Radstand, nämlich um 13 Millimeter, schaffte innen etwas mehr Platz. Der um 54 Milimeter kürzere vordere Überhang dürfte dem dynamischen Design ebenfalls zugutekommen. (Opel Grandland ohne X: So wird das SUV zum modernen Auto)

Getarnter Opel Astra, fahrend
Neuer Astra: Noch gut getarnt, aber die LED-Scheinwerfer des „Vizor“-Gesichts sind schon zu erkennen. © Thorsten Weigl/Opel

Neuer Opel Astra: Steht auf neuer Plattform von Stellantis

Bei diesen Eckdaten musste Opel natürlich in dem Rahmen bleiben, den der Konzern vorgab. Während der Vorgänger noch auf einer Plattform von General Motors stand, basiert der neue auf der sogenannten EMP2 (Efficient Modular Platform 2) des französisch dominierten Stellantis-Konzern. Allerdings betonen die Rüsselsheimer bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass ihr Astra ein in Rüsselsheim entwickelter echter Opel und somit ein deutsches Auto sei. Gegen den Zeitgeist erklären sie ihn gar ausdrücklich als „Autobahn proof“, also als „Autobahn-getestet“. (Stellantis: „Das klingt wie ...“ – so spottet das Netz über den Namen des neuen Autokonzerns)

Neuer Opel Astra: Lenkrad-Umdrehungen verringert

Tatsächlich griff das TEZ, das stolze Technische Entwicklungs-Zentrum in Rüsselsheim, relativ stark in die französische Architektur ein. Die Verringerung der Lenkrad-Umdrehungen beispielsweise bedingt zwar einigen technischen Aufwand, den die Entwickler aber für notwendig hielten, den Geschmack des eher sportlich geneigten deutschen Autobahn-Routiniers zu treffen. Den kleineren Wendekreis gibt’s gratis dazu. Dass die Lenkung auf der ersten Testfahrt im Rüsselsheimer Umland dann doch etwas zu unpräzise wirkte, ist dem Vorserien-Status geschuldet, den die Entwickler nach dem Feedback der geladenen Auto-Journalisten noch optimieren wollen. (Neuer Peugeot 308: Wie nah kommt er an den Kompakt-Bestseller VW Golf heran?)

Getarnter Opel Astra von schräg hinten, fahrend
Optimierte Aerodynampik: Die Abrisskante am Heck ist trotz Tarnung schon zu erkennen. © Thorsten Weigl/Opel

Neuer Opel Astra: Information und Entertainment mit mehreren Displays

Schon richtig fertig wirkt aber bereits das Fahrwerk, das serienmäßig auf CO2-sparenden, im Rollwiderstand optimierten Öko-Reifen rollt. Es bleibt auf unebener Straße souverän und bietet die für Opel typische, gelungene Mixtur aus Komfort und Sportlichkeit: Auch dieser Astra lässt sich wieder völlig problemlos durch den Verkehrs-Alltag bewegen. In der Nutzbarkeit erhöht wurde der Kofferraum, der hinter einer leichten Kunststoff-Klappe nun eine breitere Ladekante und einen völlig ebenen Boden zeigt. Das Interieur, soweit man das unter den Matten der auch innen getarnten Prototypen beurteilen konnte, hat das halbe Level Abstand zu Volkswagen aufgeholt. Show-Star des Innenraums sind aber zweifellos die Echtglas-Displays, die Opel mit großem Aufwand völlig blendfrei gestaltete. Serienmäßig sind zwei davon an Bord, je eines für den Fahrer und eines für das Infotainment (natürlich inklusive Apple CarPlay und Android Auto) in der Mittelkonsole. Optional gibt es ein breites, aus drei Screens zusammengefügtes Super-Instrument. Allerdings achtete Opel auch darauf, wichtige Funktionen, etwa für die zahlreichen Assistenz-Systeme, auch mit leicht erreichbaren, echten Tasten bedienbar zu halten. (Autobahn-Sturz bei voller Fahrt: Mann fällt aus Opel Vivaro – waren alle sturzbesoffen?)

Cockpit des neuen Opel Astra
Hightech: Info- und Touchscreen des neuen Astra © Opel

Neuer Opel Astra: Ein Elektromotor fehlt in der Palette

Nicht ganz so innovativ zeigt sich Opel bei den Motoren. Die Basis bildet ein Dreizylinder-Benziner mit 110 PS oder 130 PS, der etwas zäh wirkt, für die meisten Bedarfsfälle aber problemlos reichen dürfte. Einen Diesel mit 130 PS gibt’s ebenfalls – und einen Plug-in-Hybrid, der mit 60 Kilometern elektrischer Reichweite gerade so die künftige gesetzliche Anforderung für die Umweltprämie erfüllt. Da ist dann auch ordentlich Dampf dahinter. Der Vierzylinder-Benziner leistet wahlweise 180 oder 225 PS, dazu schiebt der Elektromotor mit 110 kW oder 150 PS mächtig an: So macht Opel-Fahren richtig Spaß. Eines allerdings vermisst der Opel-Fan: Mit den letzten neuen Modellen, ob Corsa, Mokka oder Zafira Life, hatte er sich an eine rein elektrische Version gewöhnt. Die allerdings gibt die technische Plattform nicht her. Wer einen Opel per Akku fahren will, muss also zum Mokka-e greifen. Oder zu einem der anderen geplanten SUV, die es als E-Autos geben wird. Das Schicksal der Kompaktwagen scheint langfristig damit ebenso besiegelt wie das des Verbrennungsmotors.

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