Test VW T-Roc Cabrio: Dieses 1000-Euro-Extra ist unnötig
Die meisten Cabrios sind flach, genau genommen fast alle. Es gibt aber neuerdings eine Ausnahme im bürgerlichen Preissegment, die wir diesen Corona-Sommer ausprobiert haben.
- Das T-Roc Cabrio wandelt auf den Spuren der Cabrio-Versionen von Golf und Beetle
- Unser Testwagen wird vom 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS angetrieben
- Das Dach öffnet und schließt auch während der Fahrt bis Tempo 30
München – Offene Geländewagen gibt es, seit es die Gattung der Offroad-tauglichen Fahrzeuge gibt. Doch damit werden sich die Nachfahren des offenen SUV eher nicht beschäftigen, schon allein, weil das VW T-Roc Cabrio doch eher für die Stadt gedacht ist. Und natürlich hat VW auch nicht an offene Jeeps oder Land Rover gedacht, als sie dem kompakten T-Roc das Dach abnahmen. Vielmehr ist der Golf-Cousin für die Marke eher der Nachfolger der eingestellten Golf- und Beetle-Cabrios und aktuell die einzige Möglichkeit, einen offenen Volkswagen zu ordern. Noch dazu einen Viersitzer. Und es ist der erste Versuch eines Großserienherstellers, ein SUV offen zu gestalten. In jüngerer Zeit hat das ausschließlich Land Rover mit dem Range Rover Evoque Cabriolet versucht. Nun also VW. (VW Tiguan Facelift: Diese Extras sind ab jetzt immer serienmäßig)

VW T-Roc Cabrio: Unser Testwagen hat den 1,5-Liter-Vierzylinder unter der Haube
Die Wolfsburger bieten das T-Roc Cabrio ausschließlich mit Benzinmotoren an. Neben einem Einliter-Dreizylinder steht ein 1,5-Liter Vierzylinder mit 110 kW/150 PS zur Wahl. Der stand uns in Kombination mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zum Testen zur Verfügung. Das Auto kostet mit der jetzt niedrigeren Mehrwertsteuer ab 31.266 Euro. (Ex-Chef von VW und Porsche: Matthias Müller kassiert 2700 Euro Rente – pro Tag!)
Die Silhouette des T-Roc gefällt. Speziell wenn das Stoffdach offen ist. Die VW-Designer haben es erreicht, eine ziemlich geradlinige Form zu schaffen, bei der die minimale Hutze für das Stoffdach nicht weiter auffällt. Leicht ausgestellte Kotflügel vermitteln einen muskulöseren Auftritt, als das Auto eigentlich braucht. Trotz seiner relativen Höhe wirkt das Cabrio elegant, wenngleich nicht so sportiv, wie man es von herkömmlichen offenen Viersitzern gewohnt ist. (Audi A1 Citycarver im Test: Für diesen Kleinwagen mit vielen Extras gibt’s auch zwei ...)

Der Einstieg gelingt, der Höhe sei Dank, auch Menschen leicht, die sich sportlicherer in Erinnerung haben, als sie inzwischen sind. Einmal drin, ist die Höhe vergessen. Man fährt einfach ein etwas erhöhtes Auto, hat aber nicht wirklich das Gefühl, in einem SUV zu sitzen. Auch dann nicht, wenn man das Dach – auf Knopfdruck bei langsamer Fahrt unter 30 km/h – mal schnell schließt, weil es zu regnen beginnt oder dann doch die Sonne brennt. Geschlossen wird dieser T-Roc zum heimeligen Kokon. (Keyless-Systeme: Nur diese Modelle bieten Sicherheit vor Diebstahl)

VW T-Roc Cabrio: Eingeschränktes Platzangebot im Fond
Zu zweit hat man reichlich Platz, mit mehr Personen wird es eher kuscheliger als nötig. Ungewohnt ist die Höhe wieder, wenn man neben dem offenen Fahrzeug steht und aus alter Cabrio-Gewohnheit beispielsweise eine Tasche vom Rücksitz nehmen will. Das erfordert eine gewisse Körperlänge und geht nicht so leicht wie damals im Beetle-Cabrio. Man kann es auch als eine Art Diebstahlschutz für private Gegenstände sehen. Die gehören ansonsten in den Kofferraum, der zumindest das Gepäck für den Urlaub zu zweit locker fasst, mit 280 Litern aber kein Raumwunder ist. Irgendwo muss das Verdeck ja schließlich hin. (Volkswagen Arteon-Facelift: Neue Karosserievariante und Plug-in-Hybrid)

Generell dient ein Cabrio nicht der Hatz über die Autobahn, sondern dem automobilen Schlendern über Landstraßen, hilfsweise auch dem Flanieren vor Eiscafés. Weil Letzteres Corona-bedingt derzeit wenig spaßig scheint, zogen wir die Landstraßen vor. Dort spielt der T-Roc den gelassenen Gleiter. Die 150 PS genügen vollauf, um entspannt von A nach B zu kommen. Der Fahrtwind hält sich auch ohne Windschott in Grenzen. Die Federung reagiert angemessen weich auf die Unebenheiten deutscher Überlandwege, die Schaltung flott auf den Wunsch nach mehr Drehzahl zum Überholen. (Volkswagen strafft die Modellpalette: Welche Baureihen streicht Wolfsburg?)
VW T-Roc Cabrio: Mit geschlossenem Verdeck auf der Autobahn
Wenn es an dieser Stelle überhaupt etwas zu meckern gibt, dann das etwas spontane Ansprechverhalten der Doppelkupplung beim Rangieren in engen Parklücken, was viel Gefühl im Fuß erfordert. Für die Autobahn empfiehlt sich das geschlossene Verdeck, schon allein weil der Verkehr insgesamt zu laut ist, um angenehm zu sein. Dann lässt sich auch besser ausprobieren, was der T-Roc denn in Sachen Schnellfahren so kann. Nicht dass das kaufentscheidend wäre: Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h überbot unser Exemplar recht locker, wenn man dem Tacho glauben darf.
Im Mix aus Landstraße, Autobahn und etwas Stadtverkehr kamen wir auf einen Testverbrauch von 8,7 Litern, was für ein als Cabrio getarntes SUV mit Ottomotor nicht schlecht ist und zwei Liter über der Norm liegt. Man kann diesen T-Roc, bleibt man auf der Landstraße, auch mit weniger als 7 Litern fahren.
VW T-Roc Cabrio 1.5 TSI – Technische Daten | |
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Länge/Breite/Höhe | 4,27/1,81/1,52 Meter |
Leistung | 110 kW/150 PS |
Drehmoment | 250 Newtonmeter |
Beschleunigung von 0 bis 100 km/h | 9,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
WLTP-Normverbrauch | 6,7 Liter/100 km |
Testverbrauch | 8,7 Liter/100 km |
Grundpreis | 31.266 Euro |
VW T-Roc Cabrio: Das Infotainment konnte uns nicht überzeugen
Generell gilt festzuhalten: Autos können sie in Wolfsburg. Wo es etwas hapert, ist das leidige Digitale. Nicht dass wir uns falsch verstehen. Natürlich ist alles da, was man an moderner Konnektivitätstechnik erwartet – vom Streamingdienst über die Smartphone-Anbindung bis zur Navigation. Allein, es klappt nicht immer so, wie es sich der jeweilige Ingenieur ausgedacht hat. Das fängt bei der Sprachsteuerung an, die uns partout missverstehen wollte, geht über die etwas umständliche Bedienung von Radio und Media-Player bis hin zum Navigationssystem, dass einfach nicht wahrhaben wollte, dass eine bestimmte Autobahnausfahrt nun einfach mal gesperrt ist.

Derlei kann Google Maps einfach deutlich besser und immer minutenaktuell. Und, man muss es eigentlich nicht erwähnen, auch deutlich günstiger. Wir würden uns die rund 1.000 Euro Aufpreis für die Navigation von daher sparen und diesen Betrag lieber in LED-Scheinwerfer investieren. Unser Testwagen war wie üblich reichhaltig ausgestattet und kratzte die 40.000er-Marke. Man kann aber auch mit weniger Extras in diesem Cabrio gut zurechtkommen. (Von Günter Weigel/SP-X)