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Fahrbericht Toyota Mirai II: Trotz Elektromotor 650 Kilometer Reichweite

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Ein Toyota Mirai II auf einer Landstraße von schräg vorn
Der neue Toyota Mirai II sieht deutlich besser aus als sein Vorgänger. © Toyota

Im Gegensatz zu anderen Autoherstellern setzt Toyota weiterhin auch auf Wasserstoffantrieb. Und mit der Neuauflage des Mirai zeigen die Japaner, dass visionäre Antriebe auch schick sein können.

Toyota (Japan) – Vor rund fünf Jahren präsentierte Toyota mit dem Mirai sein ersten Großserienfahrzeug mit Brennstoffzelle. Dass die Großserie dann doch eher sehr überschaubare Volumina hervorbrachte, lag nicht allein am schrägen Design des Fünftürers. War schon der Prius keine Schönheit, so karikierte der Mirai das verschrobene Prius-Design nochmals. Mit dem neuen Mirai, der Anfang des kommenden Jahres seine Marktpremiere feiern wird, sieht das alles anders als. Denn auch wenn die fünftürige Coupélimousine über einen Brennstoffzellenantrieb verfügt, macht der Mirai II zunächst einmal durch sein Design auf sich aufmerksam. Denn das 4,98 Meter lange Coupé erinnert mit seinen gefälligen Proportionen und schicken Linien eher an einen Audi A7 oder ein BMW 8er Gran Coupé als an den wenig eleganten Prius. Er ist dabei 6,5 Zentimeter tiefer als das bisherige Modell und nennenswert breiter, während der Radstand um 14 Zentimeter wuchs. (Neuer Toyota RAV4 PHEV: Der potente Plug-in-Hybrid-Antrieb hat einen Nachteil)

Fahrbericht Toyota Mirai II: Trotz Elektromotor darf die nächste Tankstelle weit weg sein

Serienmäßig läuft der Viertürer auf 19-Zöllern und wer es noch etwas sportlicher mag, lässt ab Werk sogar 20-Zöller aufziehen. Toyota hat die Zeichen der Zeit erkannt und nicht nur beim neuen Mirai-Design deutlich nachgelegt. Das gilt auch für das Konzept, denn der Mirai ist nicht nur ein überaus schickes Coupé, sondern hat seinen Antrieb nunmehr auch an der Hinterachse. Unter dem Blechkleid gibt es vorne die neue Brennstoffzellengeneration der technikverliebten Japaner. Die drei Tanks in T-Form sind im Unterboden des Fahrzeugs verbaut. Einer sitzt im Heck der Autos hinter der Achse, einer davor und der dritte im breiten Mitteltunnel – zusammen sind das 142,2 Liter Volumen. So konnte auch eine erhöhte Tankkapazität von 5,6 Kilogramm Wasserstoff verwirklicht werden, die die Reichweite um rund 30 Prozent erhöht. Ohne Nachtanken schafft der neue Mirai nunmehr bis zu 650 Kilometer. Im Gegensatz zu einem reinen Elektroauto ist das Nachtanken in fünf Minuten ereldigt. (Aus für Toyota Prius – Konkurrenz im eigenen Haus bremst Hybrid-Pionier aus)

Fahraufnahme eines Toyota Mirai II von schräg hinten
Der neue Toyota Mirai II hat 650 Kilometer Reichweite bis zum nächsten Tankstopp. © Toyota

Auch wenn der Japaner nunmehr über einen Heckantrieb verfügt, kann der Raum unter der vorderen Haube nicht für Gepäck genutzt werden. Hier sind zahlreiche Nebenaggregate sowie der Brennstoffzellenstack mit seinen 330 Zellen untergebracht, der trotz zehn Prozent weniger Zellen über eine höhere Leistungsdichte von 4,4 statt bisher 3,1 kWh/l verfügt. Die Motorleistung ist im Vergleich zum Vorgänger zwar auf 128 kW/174 PS gewachsen, doch für ein Auto dieser Dimensionen, dieses Gewichts (1.950 kg) und auch dieses Designs ist die Leistung unverändert überschaubar. Immerhin gibt es einen Leistungsnachschlag von 20 Prozent und einen Effizienzgewinn von zehn Prozent im Vergleich zum Erstling. Kein Problem ist mehr das Kaltstartverhalten. Statt der bisherigen NiMH-Batterie arbeitet im Verborgenen ein Lithium-Ionen-Akkupaket mit 84 Zellen, das 44,6 Kilogramm auf die Waage bringt. (Toyota GR Supra 2.0 im Test: Es muss nicht immer ...)

Fahrbericht Toyota Mirai II: Trotz Elektromotor darf die nächste Tankstelle weit weg sein

Hinterm Steuer spürt man von der Brennstoffzelle selbst erst mal wenig. Flott losfahren funktioniert wie bei einem normalen Elektroauto. Entsprechend leise ist der Antrieb. Zu hören ist trotz umfangreicher Dämmmaßnahmen gerade bei mittleren Geschwindigkeiten ein Geräusch aus dem vorderen Bereich der Mittelkonsole, wo der Wasserstoff durch einen aufwendigen Prozess in elektrische Energie umgewandelt wird. Dass der Verarbeitungsprozess für Fahrer und Passagiere nicht völlig geräuschlos vonstattengeht, liegt auch daran, dass der Mirai II ansonsten völlig leise unterwegs ist. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten ist allenfalls das leise Säuseln des Fahrtwindes und die Abrollgeräusche der Räder zu vernehmen. Dann ist auch von der Brennstoffzelle nichts mehr zu hören. (Elon Musk will’s wissen: Größte Batteriefabrik der Welt und eigener Tesla nur für uns)

Es macht Spaß, den Toyota Mirai zu fahren, denn er liegt gut auf der Straße. Dabei ist er komfortabel und alles andere als sportlich. Doch die elektrische Leistung von 174 PS reicht zusammen mit den 300 Nm maximalen Drehmoment locker aus, um auch beim Überholvorgang einen kleinen Zwischenspurt hinzulegen oder auf der Autobahn die linke Spur zu belegen. Bei Tempo 180 wird allerdings abgeregelt. Für das gute Fahrgefühl sorgen nicht zuletzt die ausgewogene Gewichtsverteilung von 50:50 sowie die Basis der TNGA-Plattform, eine steife Karosserie sowie die neu entwickelte Mehrlenkeraufhängung vorne wie hinten. Wichtiger denn je der niedrige Schwerpunkt, der bei schnellen Kurvenfahrten Laune macht, auch wenn die Lenkung mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben dürfte. (Wallbox: So finden Sie den richtigen Garagen-Lader – so viel Fördergeld gibt’s)

Blick ins Cockpit des neuen Toyota Mirai II
Die beiden Displays hinterm Steuer und in der Mitte der Armaturentafel sind modern und informativ. © Toyota

Fahrbericht Toyota Mirai II: Trotz Elektromotor darf die nächste Tankstelle weit weg sein

In Sachen Platzangebot kann der Mirai in erster Linie vorne glänzen. Hier sitzt es sich auf den elektrischen und klimatisierten Ledersesseln so bequem, dass man sich auf längeren Strecken auf den 650 Kilometer entfernten Tankstopp freut. Die beiden Displays hinterm Steuer und in der Mitte der Armaturentafel sind modern und informativ. An die Bedienung per Touch gewöhnt man sich schnell, auch wenn einen das Informationsspektrum gerade in den Brennstoffzellen-Darstellungen anfangs irritiert. Im Fond sieht es etwas anders aus, denn auch wenn der Mirai II nunmehr offiziell als Fünftürer firmiert, können im Fond ernsthaft keine drei Personen sitzen, wenn sie den Kinderschuhen entwachsen sind. Und für Personen ab 1,75 Meter wird es mit der Kopffreiheit ohnehin eng. Hier machen sich das Paket aus Heckantrieb sowie die Wasserstofftanks im Unterboden bemerkbar, die auf eine abfallende Coupédachlinie treffen. (Herbert Diess: „Alle Autos elektrisch“ – aber diese Technologie soll draußen bleiben)

Technische Daten: Toyota Mirai II
MotorElektromotor (Betrieb über Brennstoffzelle)
Leistung128 kW / 174 PS
Max. Drehmoment300 Nm
Höchstgeschwindigkeit175 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h9,2 Sekunden
Leergewicht1.950 kg
Preisca. 65.000 Euro

Bleibt die Frage nach dem Preis. Durch eine Kostenreduzierung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorgänger dürfte der komplett ausgestattete Toyota Mirai knapp 65.000 Euro kosten. Davon versprechen sich die Japaner, die Stückzahlen in deutlich größere Dimensionen zu drücken. Im Gespräch sind zehnmal mehr Fahrzeuge als vom bisherigen Mirai, der allerdings nur in mikroskopisch kleinen Volumina bei ein paar Energieversorgern und öffentlichen Einrichtungen auf kleine Fahrt ging. (Von Stefan Grundhoff/press-inform)

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