Bentley Bentayga S im Test: So sportlich kann ein Luxus-SUV sein
Der Bentley Bentayga ist der Bestseller der Briten, aber nicht mehr der Jüngste. Die neue sportliche Version soll mit ein paar Kniffen seinen Erfolg sichern.
Crewe – Seit gut sechs Jahren ist der Bentley Bentayga auf dem Markt. Bei einem normalen Auto würde man so langsam dessen Nachfolger zum Start schicken. Doch im Luxus-Segment dauert das Leben eines Automobils länger, zumal die Briten ihrem Bestseller erst vor Kurzem eine Modellauffrischung gegönnt haben.
Mit einem Anteil von 40 Prozent ist das Luxus-SUV das meistverkaufte Modell der Volkswagen-Tochter, die im vergangenen Jahr mit 14.659 verkauften Autos einen Absatzrekord eingefahren hat. Aber jeder gute Geschäftsmann weiß, dass man sich gerade in guten Zeiten nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen sollte, sondern neue Kaufanreize setzen muss. Also haben die Bentley-Marketing-Strategen den Bentayga S nachgeschoben. (Bentley Bacalar: Darum bekommt ein Käufer sein Exemplar mit vier Türen)

Bentley Bentayga S im Test: So sportlich kann ein Luxus-SUV sein
Öffnet man die Motorhaube, blickt man auf einen Achtzylinder-Motor. Den gibt es schon im Bentayga V8 – mit identischer Leistung von 550 PS und einem Drehmoment von 770 Newtonmetern. Mehr braucht es eigentlich auch nicht, denn für 2,4 Tonnen ist das nach wie vor mehr als genug.
Dafür haben die Ingenieure beim Fahrwerk nachgeschärft und sich dabei eines ähnlichen Kniffs bedient, der schon beim Continental GT Speed die Agilität erhöht. Denn mit der aktiven Wank-Stabilisierung und dem Luftfahrwerk gibt es zwei Stellschrauben, an denen die Fahrwerkstechniker drehen können. Dazu kommen noch das Stabilitätsprogramm, die Lenkung und das Torque Vectoring. (Bentley Bentayga Hybrid im Test: Konkurrenz schafft mehr elektrische Reichweite)

Bentley Bentayga S im Test: Natürlich nicht so radikal wie ein Porsche Cayenne GTS
Mit diesen Zutaten kalibrieren die Ingenieure den Sport-Fahrmodus neu. Bewegt man den Drehknopf auf „S“, strafft sich die Luftfederung um 15 Prozent und die Lenkung wird direkter. Um das Edel-SUV noch agiler um die Ecke zu wuchten, bremst das System beim Einlenken in eine Kurve das innere Hinterrad leicht ab und unterstützt so die Vorderachse bei der Richtungsänderung. Der Plan geht auf: Die S-Version agiert noch eine Spur leichtfüßiger als der auch nicht behäbige V8, ohne freilich die beinahe schon absurde Radikalität eines Lamborghini Urus oder eines Porsche Cayenne Turbo GT zu kopieren. Muss der britische Gentleman ja auch nicht. Der Bentayga S vollführt ambitionierte Richtungswechsel souverän und entspannt, ohne beim Fahrer feuchte Handflächen und Schweißperlen auf der Stirn zu verursachen. Die direktere Lenkung, die einen Schuss kommunikativer sein könnte, fügt sich in dieses stimmige Gesamtbild ein. (Bentley Continental GTC Speed im Test: So fährt sich das Full-Size-Cabrio)
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Bentley Bentayga S im Test: In 4,5 Sekunden auf Tempo 100
Eine Freude ist der wohlklingende Achtender, der sich im Sportmodus dank der Akrapovic-Auspuffanlage mit zwei mächtigen ovalen schwarzen Endrohren deutlich vernehmbarer zu Wort meldet, ohne allzu krawallig zu tönen. Allerdings dürfte der Klang in den feinen Gegenden manche Nachbarn stören. Das Triebwerk hängt gut am Gas, die Achtgang-Automatik sortiert sich bei einem Brutalo-Kickdown, während sich der Motor eine kurze Atempause gönnt, um dann den Edel-Kreuzer souverän nach vorne zu wuchten. So sind nach 4,5 Sekunden aus dem Stand die 100 km/h erreicht und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h zählt man auch auf deutschen Straßen nicht zu den Verlierern. So viel Verve gibt es nicht geschenkt.
Bentley Bentayga S | |
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Motor/Getriebe/Antrieb | 4,0l-V8 Biturbo/8-Gang-Automatik/Allrad |
Leistung/Drehmoment | 404 kW (550 PS)/770 Nm bei 1.960 – 4.500 U/min |
Länge/Breite/Höhe | 5,14/2,01/1,73 m |
Vmax/0–100 km/h | 290 km/h / 4,5 s |
Ladevolumen | 484 – 1.774 l |
Normverbrauch/CO2-Emssion | 13,3 l/100 km/ 302 g/km |
Preis | 226.500 Euro |
Neben den mächtigen Trompeten unterscheidet sich der Bentayga S auch optisch mit seinen 22 Zoll Walzen von seinem gleichstarken Bruder. Um die Agilität zu verbessern, geriet auch der Heckspoiler etwas größer. Dazu kommen schwarze Außenspiegel-Kappen, gleichfarbige Applikationen rund um das Auto sowie dunkel getönte Scheinwerfer und Rückleuchten. Im Innenraum gibt sich der Sportler durch Alcantara-Stoff, Farbelemente und S-Emblemen zu erkennen. Sonst ist alles beim Alten geblieben und erinnert nach in wie vor bisweilen an den Technik-Spender Audi Q7. So müssen die Kopfstützen der Sitze immer noch per Hand verstellt werden. Das Gestühl könnte auch etwas mehr Seitenhalt bieten. Die Fahrer oder die Chauffierten stoßen sich ohnehin nicht an solchen kleinen Schwächen. An den Kosten schon gar nicht: Der Bentayga S kostet 226.500 Euro, damit deutlich mehr als der V8, und verbraucht 13 Liter pro 100 Kilometer. (Wolfgang Gomoll; press-inform)