Genesis G80 im Test: Der Koreaner tritt gegen Audi A7 und Mercedes E-Klasse an
Der Genesis G80 überzeugt mit edlem Design und hat technisch einiges zu bieten. Die Verkaufsstrategie der koreanischen Edelmarke ist allerdings ziemlich riskant.
Offenbach – Gut sieht er aus: Der Genesis G80 zieht die Blicke der Passanten auf sich. Ein stattliches und trotzdem elegantes, langgestrecktes Coupé mit vier Türen hat die koreanische Edelmarke da hingestellt. In dieser Form ist der ziemlich genau fünf Meter lange Wagen mit dem BMW 6er Gran Turismo oder dem Audi A7 vergleichbar – allerdings hat er anstelle einer Heckklappe einen Kofferraum nach Limousinen-Art, womit er eher gegen die Mercedes E-Klasse zielt. (Genesis G70 2.0 T AWD im Test: Guter Motor mit kleinem Manko)

Genesis G80 im Test: Der Koreaner tritt gegen Audi A7 und Mercedes E-Klasse an
Diesen Platzhirschen will der in Deutschland noch junge Luxus-Ableger aus dem Hyundai-Konzern also Paroli bieten. Am schicken Äußeren, gestaltet von Chef-Designer Luc Donckerwolke, wird’s schon mal nicht scheitern. Auch das Interieur wirkt überaus edel und hochwertig verarbeitet. Die hinteren Passagiere finden trotz abfallendem Dach genug Kopfraum, Beinfreiheit sowieso. Nur der mittleren der drei Sitze taugt, wie in dieser Klasse leider üblich, bestenfalls für die ganz kurze Fahrt. Besser, man klappt die breite Armlehne herunter und erfreut sich an deren beleuchtetem, großen Innenfach. (Genesis GV80: Hat das SUV der Hyundai-Edelmarke in Deutschland eine realistische Chance?)

Genesis G80 im Test: Reduzierte, aber hochwertige Armaturentafel
Die vorderen Insassen blicken auf eine reduzierte, stilvoll-schlichte Armaturentafel mit matt schimmerndem Edelholz und nur genau den Tasten, die man während der Fahrt schnell nutzen will (etwa zur Klimatisierung). Alles andere läuft über den Touchscreen im Breitwandformat oder eine gut funktionierende Sprachsteuerung. Das ist State-of-the-Art, das digitale Kombi-Instrument für den Fahrer dagegen fällt mit seiner leicht pixeligen Darstellung hinter die knackscharfen Blickfänge süddeutscher Hersteller zurück – da hilft auch die angedeutete 3D-Darstellung nicht viel. Aber meistens schaut man ja sowieso aufs Head-up-Display, das schlicht, aber klar die wichtigsten Daten in die Scheibe spiegelt. Auch punktet der Genesis mit der genialen Idee, den toten Winkel jener Seite, für die man den Blinker setzt, per Kamera ins Digitalinstrument einzublenden: Hier zeigen die Modelle des Hyundai-Konzerns vielen anderen Autoherstellern, wie Sicherheit geht.
Genesis G80 im Test: 304 PS aus vier Zylindern
Motorisiert war der Testwagen mit dem 304 PS starken Topmotor. Der zieht seine üppige Kraft für alle vier Räder allerdings nur aus vier Zylindern, was logischerweise nicht so geschmeidig abläuft wie mit sechs – vor allem dann, wenn diese wie teils bei der Konkurrenz in Reihe angeordnet sind. So brummt es beim Beschleunigen nach dem spürbaren Herunterschalten des Acht-Gang-Automaten vernehmlich, verleiht der Limousine dadurch aber auch einen sportlichen Hauch. Kraftvoll geht es allemal zur Sache, die wuchtige Front liefert das Überholprestige dazu und so zeigt sich der G80 als zügiger und komfortabler Reisebegleiter.

Das genau ist denn auch seine Stärke, denn das Fahrwerk ist ebenfalls eher auf der entspannten Seite. Knackige Kurvenhatz pariert es mit spürbarer Seitenneigung, dafür bügelt es Unebenheiten des Asphalts zuverlässig aus. Die üblichen Assistenzsysteme wie Abstands- und Spurhalter entlasten den Fahre. Wie sinnvoll die Unterstützung des Spurwechsels auf Autobahn ist, bei der die Hände allerdings am Lenkrad bleiben müssen, muss jeder Fahrer selbst für sich entscheiden. (Genesis GV70 im Test: Kann das Edel-SUV gegen Audi, BMW und Mercedes bestehen?)
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Genesis G80 im Test: Elektroversion soll später folgen
Auch der Motor ist eher oldschool und arbeitet ohne elektrische Unterstützung. Doch das ändert sich gerade: Im Windschatten der Akku-Offensive des Hyundai-Konzerns schiebt Genesis einen rein elektrischen G80 nach, dem noch mehr Modelle wie das Stromer-SUV GV60 folgen. Das Problem, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen, dürfte aber ein anderes sein.
Genesis G80 2.5T AWD | |
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Motor/Getriebe/Antrieb | Vierzylinder-Turbo / 8-Stufen-Automatik / Allrad |
Leistung/Drehmoment | 224 kW (304 PS) / 422 Nm bei 1.650 – 4.000 U/min |
Länge/Breite/Höhe | 5,00/1,93/1,47 m |
Vmax/0–100 km/h | 250 km/h / 6,0 s |
Ladevolumen | 424 l |
Normverbrauch/CO2-Ausstoß | 9,3 l/100 km / 210 g/km |
Preis | 51.700 Euro |
Basispreis 2.2T (Diesel 210 PS) | 46.900 Euro |
Hyundai verzichtet nämlich auf ein eigenes Händlernetz und ersetzt es durch den „Genesis Personal Assist“, einen persönlichen Betreuer, der Kauf-Interessenten einen Testwagen vor die Tür stellt und sich auch um Wartung und Reparaturen kümmert – für die der Hersteller aber nicht das vorhandene, dichte Werkstatt-Netz von Hyundai nutzt, sondern Verträge mit freien Werkstätten abgeschlossen hat. Das klingt für den Kunden zuerst mal komfortabel, verlangt von der eher konservativen Mercedes-Klientel aber Umstellung.
Außerdem reagieren manche Händler verschnupft auf diese Diät-Strategie, hatten sie doch auf ein nettes Zusatzgeschäft mit der renditestarken Edelmarke gehofft. Ob ein Hyundai-Verkäufer dem Kunden, der auf eine Premium-Marke aufsteigen möchte, dann tatsächlich Genesis wärmstens ans Herz legt, ist daher alles andere als sicher.