Škoda Octavia Combi RS iV: Ohne E-Boost war’s das mit der Sportlichkeit

Škoda verpasst dem Octavia ein Hybrid-Modul. Das geht zwar zulasten des Kofferraum-Volumens und bringt Gewicht ins Auto, aber dafür auch jede Menge Spaß, da sich der Elektro-Familiensportler unkompliziert bewegen lässt.
Mladá Boleslav – Der Škoda Octavia RS ist in Deutschland alles andere als ein Nischenmodell – schließlich beträgt der Anteil der sportlichen Versionen hierzulande über 20 Prozent. Dementsprechend groß war die Freude der Fangemeinde, als Škoda verkündete, eine Plug-in-Hybridversion des Familiensportlers aufzulegen. Die Daten lesen sich vielversprechend: Die Kombination aus dem 1,4-Liter-TSI (EA 211) mit 110 kW/150 PS und dem Elektromotor mit 85 kW/116 PS kommt auf eine Systemleistung von 180 kW/245 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern. Rein elektrisch sollen bis zu 60 Kilometer (WLTP) und bis zu 140 km/h drin sein. Als „Gegenleistung“ bringt die Elektrifizierung des Antriebsstrangs rund 180 Kilogramm mehr Gewicht ins Auto. Da der reine Elektro-Modus bei unserem Fahrzeug nicht zu aktivieren war, absolvierten wir die Testfahrten in „Auto-Hybrid“, probierten die verschiedenen Fahrprogramme aus, waren hin und wieder flotter, aber nicht ständig mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs und erreichten einen Durchschnittsverbrauch von 5,5 Liter/100 km sowie 9,4 kWh/100 km. Škoda gibt 1,5 Liter/100 km und 11,4 kWh/100 km an. (Nicht nur von Škoda: Diese Helferlein der Autohersteller sind richtig nützlich)
Škoda Octavia Combi RS iV: Direkter abgestimmte Lenkung
Beim Octavia RS iV geht es nicht um Sprintduelle, sondern der Familiensportler soll auch sonntags unkompliziert Spaß machen. Damit der 1.707 Kilogramm schwere Kombi dynamisch um die Kurven geht, haben die Ingenieure die Lenkung gegenüber dem Basismodell direkter abgestimmt. Das Sportfahrwerk legt die Karosserie um zehn Millimeter tiefer, als das beim Serienbruder der Fall ist. Wie bei VW Arteon und Passat kann man die Abstimmung des Fahrwerks beziehungsweise der variablen Dämpfer in 15 Stufen dem eigenen Geschmack anpassen. Aber selbst in der sportlichsten Einstellung ist der Octavia RS iV kein Bandscheiben-Killer. Geschaltet wird mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, das diese Aufgabe unaufgeregt verrichtet. (Škoda Enyaq iV: Das erste E-SUV aus dem VW-Konzern lernt vom Fahrer)

Škoda Octavia Combi RS iV: Soundgenerator ist zum Glück deaktivierbar
Bei den Fahrmodi gibt es bei dem Octavia RS iV die bekannte Auswahl: Eco, Comfort, Normal, Sport und Individual. Die einzelnen Programme unterscheiden sich deutlich und wenn man das Sport-Fahrprogramm anwählt, fühlt man sich fast wie Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der seine Konkurrenten verbläst. Dann zeigt der Octavia RS iV, dass er den Namen zurecht trägt. Der Antritt ist so fulminant und die Beschleunigung so linear, dass selbst Fahrern bayerischer Business-Limousinen die Augen übergehen. Nach 7,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht und es geht weiter bis 225 km/h. Allerdings ist das künstlich aufgebohrte Motorengeräusch ziemlich nervig und kann Gott sei Dank deaktiviert werden. In den Kurven stellt der frontgetriebene PHEV-Athlet den Piloten vor wenige Probleme und bleibt lange neutral, ehe er langsam anfängt, über die Vorderräder zu schieben. (Škoda Octavia 1.5 TSI ACT: Der Benziner hat eine echte Paradedisziplin)

Škoda Octavia Combi RS iV: Mit leerem Akku fehlt der Elektro-Schub
Allerdings hat das flotte Zusammenspiel zwischen alter und neuer Antriebswelt einen Haken. Die Batterie hat eine Brutto-Kapazität von 13 Kilowattstunden, davon sind rund 10,4 kWh nutzbar. Dennoch gibt es keine nennenswerte Boost-Reserve, sobald die Energiespeicher aufgebraucht sind. „Leer ist leer“, erklärt Škoda-Ingenieur Michal Kruta. Bei Bedarf kann der Fahrer über das Infotainment Menü eine prozentuale Stromreserve festlegen oder den Verbrennungsmotor dazu nutzen, um die Akkus wieder zu füllen. Was aber energetisch wenig Sinn ergibt, zumal so aus dem quicklebendigen RS iV ein RS-chen wird, der mit gebremstem Schaum unterwegs ist. An einer 230-Volt-Steckdose dauert es fünf Stunden, bis die Akkus wieder voll sind, und an einer 3,6-kW-Wallbox sind es drei Stunden und 33 Minuten. Solange Saft vorhanden ist, ist der Elektromotor ein elementarer Teil des gelungenen Antriebskonzepts. Ohne Strom ist das PHEV-Modul nur Dynamik-bremsender Ballast. Wer stetes RS-Gefühl will, greift zum klassischen RS mit 2,0-Liter-Benziner, der es ebenfalls auf 180 KW/245 PS bringt – ohne Elektrounterstützung. (Škoda Slavia: Der neue Spider macht Lärm – schuld ist nicht allein der Motor)
Škoda Octavia Combi RS iV: Interieur mit viel Alcantara

Besonders stolz sind sie bei Škoda auf den Innenraum, der opulent mit Alcantara ausstaffiert ist. Beim Infotainment gibt es ebenfalls die neue Umgebung, die dem Fahrer auch bei den konventionellen Modellen mit allen nötigen Informationen versorgt. Das bedeutet einen zehn Zoll großen Touchscreen über der Mittelkonsole, ein virtuelles Cockpit und ein Head-up-Display, dessen Anzeigeinhalt ebenfalls konfiguriert werden kann. Bei den Assistenzsystemen bietet auch die Plug-in-Hybrid-Version des tschechischen Golf-Bruders aktuelle VW-Technik. Der intelligente adaptive Tempomat holt sich Daten aus dem Navigationssystem und arbeitet mit dem Radarsystem zusammen. Wenn also ein Auto vor einem fährt, bittet der Škoda den Fahrer, vom Gas zu gehen, und verzögert mittels Rekuperation. Ähnliches gilt, sobald man sich einer Stadtgrenze nähert und das Auto die Elektromotorbremse einsetzt, da eine Geschwindigkeitsbegrenzung ansteht. (Škoda Octavia Combi: Warum der Neue nun in Baustellen sicherer unterwegs ist)
Škoda Octavia Combi RS iV – Technische Daten | |
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Länge/Breite/Höhe | 4,70/1,83/1,47 Meter |
Hubraum | 1.395 ccm |
Systemleistung | 180 kW/245 PS |
Drehmoment | 400 Newtonmeter |
Beschleunigung von 0 bis 100 km/h | 7,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Normverbrauch | 1,5 Liter/100 km |
Grundpreis | 42.949 Euro |
Beim Platz schöpft der Škoda Octavia Combi aus dem Vollen, da kann die Plug-in-Hybridversion durchaus auf ein paar Liter für das Ladekabel und die anderen Gerätschaften verzichten. Der Kofferraum fasst 490 Liter und bis zu 1.555 Liter, wenn man die Lehnen der Rückbank umlegt. Zum Vergleich: Im konventionell angetriebenen Octavia Combi sind es 640 bis 1.700 Liter Volumen. Im Fach unter dem Boden sind dann die Elektro-Utensilien verstaut. Der Škoda Octavia Combi RS iV kommt im Herbst in den Handel und kostet ab 42.949 Euro. Die Limousine startet bei 42.267 Euro. (Von Wolfgang Gomoll/press-inform)