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Škoda Enyaq iV 80 im Test: Stromer kommt mit kraftvollem Auftritt und solidem Ambiente

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Von: Christian Schulz

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Der Škoda Enyaq macht das elektrische SUV-Trio des VW-Konzerns komplett. Trotz identischer Basis unterscheidet er sich von seinen Geschwistern VW ID.4 und Audi Q4 e-tron.

München – Bei Škoda ist es guter Brauch, das Auto mit hilfreichen Accessoires zu bestücken. Zu den Simply-Clever-Utensilien der ersten Stunde gehören die Schirme in den Türen und natürlich der Eiskratzer in der Tankklappe. Während die Schirme immer noch das sind, wo man sie vermutet, hat der Schaber in der Heckklappe ein neues Zuhause gefunden. Der Grund für den Umzug des hilfreichen Zubehörs ist ein ganz einfacher. “Beim Laden bleibt die Klappe ja offenstehen, da wäre der Eiskratzer schnell weg“, erklärt Enyaq-Baureihenleiter Jens Kosyna. Neben den Helfern aus der traditionellen Automobilwelt haben sich die Tschechen auch etwas für Elektromobilität überlegt: Zum Beispiel ein handliches Gerät zum Säubern des Ladekabels.

Der Enyaq soll bei Škoda die Brücke zwischen alter und neuer Welt schlagen, also ein Crossover im eigentlichen Sinne sein. Anders als seine Konzern-Geschwister Volkswagen ID.4 und Audi Q4 e-tron ist der Tschechen-Stromer nicht so kompromisslos auf Elektro-SUV getrimmt. So hat er beispielsweise keine ausgestellten Radläufe und auch keine betonte Unterbodenbeplankung. „Wir wollen Kunden abholen, die Škoda mögen und elektrisch fahren wollen“, erklärt Jens Kosyna. Also hat der Enyaq mit seinem langen Überhang hinten viel von einem Kombi, in dem sich sowohl Kodiaq- als auch Superb-Fahrer wohlfühlen. (Audi Q4 E-tron: Erste Ausfahrt im Elektro-SUV – so flott fährt sich der Zwilling des VW ID.4)

Der Škoda Enyaq iV 80 von vorne
Der Enyaq iV 80 ist sofort als klassischer Škoda zu erkennen: Der Stromer vereint Altbewährtes mit neuen Innovationen. © Škoda

Škoda Enyaq iV 80 im Test: Stromer verbindet kraftvollen Auftritt mit solidem Ambiente

Äußerlich wird der eher klassische Ansatz des Tschechen-Stromers auch durch den angedeuteten Kühlergrill unterstrichen. Wenn man das Blechkleid genauer unter die Lupe nimmt, fällt der große Heckspoiler auf. Dieser ist Teil des aerodynamischen Konzepts – genauso wie eine schmale Rinne am Außenspiegel und die Gummilippe an der stärker geneigten Windschutzscheibe. Unterm Strich kommt für einen Crossover ein wirklich guter cW-Wert von 0,257 heraus – was bei der Reichweite und der geringen Geräuschentwicklung in der Fahrgastzelle hilft. (Neuer Škoda Fabia 1.0 TSI: Darum wird der Kleinwagen seine Konkurrenz ordentlich aufmischen)

Mit der großen 82 Kilowattstunden-Batterie (77 kWh netto) und dem 150 kW (204 PS) starken Elektromotor an der Hinterachse soll der Enyaq maximal rund 537 Kilometer weit kommen. Mit diesem Antrieb ist der 2.308 Kilogramm schwere Enyaq gut motorisiert, nach 8,6 Sekunden aus dem Stand 100 km/h schnell. Allerdings sprintet er lediglich weiter bis 160 km/h, was auf der Autobahn schon mal nerven kann, wenn man Dienstwagen-Kombis formatfüllend im Rückspiegel hat. (Škoda Octavia Scout im Test: Unbefestigte Wege machen Spaß – woanders hakt’s)

Der vordere Teil des Innenraums im Škoda Enyaq iV 80
So sieht es vorne im Škoda Enyaq iV 80 aus: Das virtuelle Cockpit hinter dem Lenkrad ist 5,3 Zoll groß. © Škoda

Škoda Enyaq iV 80 im Test: Es geht flott voran – Wendekreis so gering wie beim Fabia

Letztendlich ist man mit dem Eco-Fahrmodus dank des Drehmoments von 310 Newtonmetern flott genug unterwegs, da die Spreizung der Fahrmodi ohnehin nicht sehr ausgeprägt ist. Aufgrund der stark einschlagenden Vorderräder ist der Enyaq auch winkligen Gassen zu Hause. „Mit dem Wendekreis von 9,3 Metern bewegen wir uns auf Fabia-Niveau“, strahlt Jens Kosyna. Aber auch sonst bereitet der Enyaq Vergnügen, auch wenn die Lenkung sich etwas synthetisch anfüllt – denn die variabel verstellbaren Dämpfer sorgen für viel Komfort. (Škoda Kamiq im Test: Diese Option sollten Sie sich lieber sparen)

Den Verbrauch gibt Škoda mit 16,0 kWh/100 km an. Wir kamen bei unserer Testfahrt, bei der auch schnelle Autobahnetappen enthalten waren, auf 22,7 kWh/100 km. Der Škoda Enyaq kann aktuell mit maximal 125 kW laden – damit ist sind große Akkupakete in 38 Minuten von fünf auf 80 Prozent gefüllt. Der Enyaq basiert auf Volkswagens Elektroplattform MEB und ist dank dieser Architektur upgradefähig. Bereits im Laufe des Jahres soll ähnlich wie beim Porsche Taycan eine Vorkonditionierung der Batterie möglich sein – und auch die Ladegeschwindigkeit wird nach einem Update steigen. (Neuer Audi RS e-tron GT: Der Tesla-Fighter fordert auch den Porsche Taycan heraus)

Der Touchscreen im Škoda Enyaq iV 80
Der 13-Zoll-Touchscreen des Škoda Enyaq iV 80 ist die Kommandozentrale des Infotainments. © Škoda

Škoda Enyaq iV 80 im Test: Gewohnt viel Stauraum und Recycling-Bezüge

Im Innenraum setzt sich das Konzept des vertrauten Automobils fort. Statt ostentativer Elektromobilitätselemente wie einer freischwebenden Mittelkonsole und einem senkrecht stehenden Monitor für die Fahrinstrumente findet man beim Enyaq eine klassische Mittelkonsole und ein 5,3 Zoll großes virtuelles Cockpit hinter dem Lenkrad. (Neuer Porsche Taycan Cross Turismo: Wird der Elektro-Sportkombi zum Verkaufshit?)

„Wir haben uns erneut für die Škoda-typischen vielen Ablagen entschieden“, sagt Jens Kosyna. Darunter auch ein 6,2 Liter großes Staufach unter der Mittelarmlehne. Beim Material merkt man, dass selbst Škoda der kostenintensiven Elektromobilitätsfalle nicht ganz entrinnen kann: Nicht alle Elemente wirken haptisch so ansprechend, wie man das von den Tschechen gewöhnt ist. Details wie die praktische kleine Schublade links neben dem Lenkrad verströmen eher Hartplastikambiente. Auf der Haben-Seite stehen Interieur-Highlights wie Bezüge aus Schurwolle und recycelten PET-Flaschen oder aus Olivenblattextrakt gegerbtem Leder. (Gender-Zoff um Audianer_innen: Geschlechtergerechte Schreibweise sorgt für Ärger im Netz)

Der Škoda Enyaq iV 80 von hinten
Macht auch von hinten eine gute Figur: Der vollelektrische SUV Škoda Enyaq iV 80. © Škoda

Škoda Enyaq iV 80 im Test: Touchscreen, Head-Up-Display und richtig viel Platz

Zu den weiteren Höhepunkten gehört auch das Infotainment mit dem großen zentralen 13-Zol-Touchscreen und dem Head-Up-Display samt „Augmented Reality“, die große Grafiken auf die Straße zaubert. Auch bei Škoda fliegen die Pfeile durch die Luft und helfen beim Navigieren. Auch die Bedienung des Infotainments stellt den Fahrer vor keine großen Probleme. Bei einem Škoda freut man sich über die vielen netten Kleinigkeiten – zum Beispiel den kleinen Anker in der Regenrinne über der Tür. Dieser leitet das Wasser so ab, dass die Häupter der Aussteigenden nicht benetzt werden und sorgt bei Regen während der Fahrt dafür, dass die Sicht aus den Seitenscheiben besser ist. (Škoda Octavia plötzlich ein Feuerball – 34-Jährige entkommt Flammen-Hölle durch richtige Reaktion)

Platz ist in einem Škoda dieser Größe ohnehin überhaupt kein Thema. Auch in der zweiten Reihe ist genug Platz und wenn man die Rückenlehnen umlegt, wächst das Volumen des Kofferraums von 585 Liter auf 1.710 Liter. Die Ladefläche ist eben, steigt aber leicht an, dafür ist die Ladekante recht niedrig. Bleiben zum Schluss noch der Preis und die Verfügbarkeit: Der Enyaq steht ab April beim Händler und kostet in der von uns gefahrenen Konfiguration mindestens 43.950 Euro (Basispreis: 38.850 Euro). Wer die RS-Version samt Allradantrieb vorzieht, muss sich noch etwas gedulden. (Wolfgang Gomoll; press-inform)

Technische Daten Škoda Enyaq iV 80
Leistung / Drehmoment150 kW (204 PS) / 310 Nm bei 6.000 U/min
Vmax / 0–100 km/h160 km/h / 8,6 Sekunden
Maximale Reichweite537 Kilometer
Normverbrauch16,0 kWh/100 km
Ladevolumen585 bis 1.710 Liter
Preis Testversion (Basispreis)43.950 Euro (38.850 Euro)

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