Seat Ateca FR im Test: So schlägt sich das SUV-Facelift im Alltag
Was macht den Seat Ateca derart populär? Klar, es handelt sich um ein SUV. Doch beim kompakten Spanier mit deutscher Technik steckt mehr dahinter. Wir testen die Topausstattung FR.
München – Besser spät als nie: Mit dieser Maxime sprang Seat 2016 auf den längst losgefahrenen SUV-Zug auf – und sie ist rückblickend aufgegangen: Fünf Jahre später besitzt die VW-Tochter eine umfangreiche Angebotspalette an Crossovern, die im Hinblick auf Größe und Ausstattung kaum Wünsche offen lassen.
Der Ateca war bei Seat Vorreiter und wurde 2020 als Facelift-Modell fit für die zweite Lebenshälfte gemacht. Als Kompakt-SUV ist der deutsch-spanische Crossover ein baugleiches Pendant des in Deutschland beliebtesten Hochbeiners VW Tiguan. Wie der Konzernbruder ist auch der Ateca ein Verkaufsschlager, der zahlreiche Autokäufer für sich vereinnahmt: 2020 gab es 24.597 Neuzulassungen, ein Jahr davor 27.510.
Im Test konnten wir uns das Topmodell genau angesehen: den Ateca FR als 2.0 TSI (190 PS) mit Allradantrieb (4Drive). Dass Seat-Fahrzeuge mit Volkswagen-Technik ausgestattet sind (garniert mit dynamischerem Design) ist hinlänglich bekannt. Aus dem Konzernbaukasten stammt die Technologie, die spanische Tochter ist für das Design zuständig.
Seat Ateca FR im Test: SUV-Facelift im Alltag – aussterbende Gattung?
Im Zuge des Facelifts – und das ist die markanteste Neuerung – wurde die Optik des Seat Ateca in Richtung des kleineren Markenbruders Leon verschoben. So wurde die Designsprache des Verkaufsschlagers dem Look der beliebten Kompaktklasse (und des SUV-Zugpferdes Tarraco) angepasst. Die geschwungene Linienführung des Seat Ateca wirkt sportlich, die markante Gürtellinie in Verbindung mit Heck-Abrisskante und Dachreling erzeugen einen sportlich-rustikalen Charakter, der so natürlich dem Topmodell Seat Ateca FR vorbehalten ist. Wer häufig abseits geteerter Wege unterwegs ist, für den ist die Lackierung „Nevada Weiß“ allerdings nicht die beste Wahl.
SUV-Modelle werden kritisch beäugt, sind aber nützlich. Speziell die Riege der Kompakt-SUV wird eher zu Unrecht mit größeren, schwereren und demzufolge auch Umwelt-kritischeren Geländewagen in einen Topf geworfen. Für Autos wie den Ateca gilt: Die Dimensionen unterscheiden sich nicht groß von tiefer liegenden Kompaktklassen wie VW Golf oder Seat Leon: Unser Testobjekt ist zehn Zentimeter länger (4,38 m) und vier Zentimeter breiter (1,84 m). Der Höhenunterschied beläuft sich angesichts von mehr Bodenfreiheit auf knapp 15 Zentimeter (1,61 m). Diese 150 Millimeter erzeugen Vorteile, die für viele die Kaufentscheidung bringen.

Seat Ateca FR im Test: Übersicht, Bewegungsfreiheit, Familientauglichkeit
Warum erfreuen sich SUV ungeachtet der Klimadebatte einer ungebrochenen Beliebtheit, angeblich sogar bei den Grünen? Die Frage relativ leicht zu beantworten: Speziell die beliebteste Gattung der kompakten Modelle ist kaum teurer, liefert jedoch überzeugende Argumente im Vergleich zu einem niedrigeren Modell:
- Leichterer Einstieg für mehr Komfort
- Besserer Überblick auf das Verkehrsgeschehen
- Erhöhtes Sicherheitsgefühl aufgrund rustikaler Karosserie
- Mehr Bewegungsfreiheit im Innenraum
Diese Aspekte kommen speziell älteren Menschen und all jenen zugute, die körperlich eingeschränkt sind und/oder Wert auf ein höheres Sicherheitsempfinden legen. Bei erhöhtem Verkehrsaufkommen garantieren Modelle wie der Seat Ateca zweifellos einen besseren Überblick auf das Verkehrsgeschehen. Klar ist auch: je größer das Fahrzeug, desto schwieriger die Fahrt durch urbane Gebiete – inklusive Parkplatzsuche.
Die Bewegungsfreiheit im Innenraum spricht für den Seat Ateca Facelift – das trifft sowohl auf die Vordersitze zu, als auch hinten. Familientauglich ist der Sprössling aus dem Hause VW allemal: auch mit Kindersitzen und wenn es darum geht, diverse Utensilien im Fuß- und Kofferraum zu verstauen. In der Topausstattung Ateca FR sind Ledersitze verbaut, die in Sachen Komfort kaum die Toplösung darstellen. Die Sitzfläche ist dafür schlichtweg zu hart.
Das Laderaumvolumen des Deutsch-Spaniers kommt dann vollends zur Geltung, wenn die Rückbänke umgelegt sind. Im Normalzustand umfasst der Kofferraum durchschnittliche 485 Liter Fassungsvermögen.

Seat Ateca Facelift im Test: Moderner Benziner mit Laufruhe – und ordentlich Durst
Nicht nur die Karosserie des Seat Ateca wurde überarbeitet. Elektronische Komponenten im Hinblick auf Infotainment, Sicherheit und Komfort runden das Facelift ab. Außerdem besitzt der Zwei-Liter-Benziner unseres Testwagens die gesetzlich vorgeschriebene Euro-6d-Abgasnorm.
Prächtige 212 km/h ermöglicht der 2.0 TSI mit 190 PS. Wer das Ateca Facelift derart steuert, investiert viel Geld in Treibstoff. Lässt man es auf der Autobahn gemächlicher angehen – sagen wir 150 km/h – bewegt sich beim Verbrauch zwischen 8,5 und 9,5 Litern. Bei zunehmendem Gaspedaldruck erhöht sich der Wert auf über 10 Liter pro 100 km. Und der Normverbrauch von 6,8 Liter? Utopisch.
Da sind wir beim Schwachpunkt von voluminösen Autos: dem Gewicht – hier in Verbindung mit einem ineffizienten Antrieb. Die Zeit von Benzinern läuft unweigerlich ab, weil diese Antriebsform bis heute nicht verbrauchs- und schadstoffarm in Antriebsenergie umgewandelt wird. Bei Dieselmodellen ist die Sachlage anders. Nichtsdestotrotz: Mit knapp 1,5 Tonnen gehört der Ateca zu den leichteren „Geländegängern“ – er wiegt rund 130 kg weniger als das populärste SUV in Deutschland, der Tiguan.
Fahrdynamisch lässt der 2.0 TSI unseres Ateca FR keine Wünsche offen und überzeugt zumeist mit angenehmer Laufruhe. Das 7-Gang-DSG ist gewöhnungsbedürftig und kommt manchmal verzögert in die Gänge. Die Leistungsentfaltung genügt Ansprüchen, die nicht auf Sportlichkeit fokussieren.
Welche Bedeutung der Ateca bei Seat hat, erklärte am Rande der Markteinführung Johannes Fleck, Vertriebsleiter des deutschen Marktes. Der Crossover ist nach dem kompakten Leon das meistverkaufte Fahrzeug der Modellpalette.

Seat Ateca Facelift im Test: Kompakt-SUV mit reichlich Elektronik – und Gimmick
Die Preisspanne der Modellreihe Seat Ateca ist beträchtlich. In der Basisvariante als 1.0 TSI mit 110 PS und Handschaltung ist der smarte Crossover zu Preisen ab 23.940 Euro erhältlich. Für unseren Testwagen Ateca FR 2.0 TSI veranschlagt die Preisliste hingegen stolze 52.718 Euro. Dafür muss auf wenig verzichtet werden, was das Herz von Komfort-bedachten Autokäufern mit Neigung zu elektronischen Spielereien begehrt.
So lassen sich allerhand Features integrieren, die der Bequemlichkeit dienen, aber auch vom Wesentlichen ablenken: dem Autofahren. Für überflüssig kann man Innovationen wie Lenkrad-Heizung, elektronisch schwingende Heckklappe oder automatisierte Sitzeinstellungen halten – manche möchten ungern darauf verzichten. Einen reellen Nutzen haben zweifellos moderne Assistenzsysteme wie Totwinkel-Assistent, adaptiver Tempomat, Spurhalteprogramm, Rückfahrkamera oder Müdigkeitswarner – sie erhöhen die Sicherheit bei stetig steigendem Verkehrsaufkommen merklich.
Per Drehschalter lassen sich beim Seat Ateca Allrad zudem Fahrprofile wählen: Sportlich, Normal und Eco justieren die Fahrwerkseinstellungen, für Geländefahrten hat die Progressivlenkung den Modus Allrad im Programm. Lustiges Gimmick: Bei Dunkelheit begrüßt der Facelift-Ateca seine Gäste mit einem spanischen „Hola“, das auf den Boden projiziert wird.
Technische Daten Seat Ateca 2.0 TSI 4Drive | |
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Motor/Getriebe/Antrieb | Vierzylinder-Benziner / Doppelkupplungsgetriebe / Allrad |
Leistung/Drehmoment | 190 PS (140 kW) / 320 Nm |
Kofferraumvolumen | 485 – 1.579 Liter |
Vmax/0–100 km/h | 212 km/h / 7,1 Sekunden |
Normverbrauch | 6,8 – 7,0 Liter/100 km |
CO2-Ausstoß | 155 g/km |
Basispreis (Ausstattung FR) | 37.110 Euro |
Preis des Testwagens | 52.718 Euro |
Unser Fazit: Der SUV-Bestseller Seat Ateca bietet ein breites Spektrum für unterschiedliche Vorlieben, mit dem Facelift hat der Deutsch-Spanier auch Design-technisch eine Schippe draufgelegt. Wer bei der Konfiguration genügsamer ist, erhält für einen vernünftigen Preis einen zuverlässigen Neu- (oder auch Gebrauchtwagen) mit solider VW-Technik und dem ein oder anderen elektronischen Helferlein, das die Fahrsicherheit erhöht. Im Hinblick auf Verbrauch und CO2-Thematik raten wir vom 2.0 TSI ab – der genügsamere 1.5 TSI mit 150 PS könnte eine optimale Alternative sein - oder der nun einzig verfügbare Diesel (2.0 TDI) mit 150 oder 190 PS. Als Hybridmodell (PHEV) ist der Ateca übrigens nach wie vor nicht zu haben.
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