Range Rover Evoque P300e: Smartphone-App hilft beim Laden des Plug-in-Hybrid

Ein Kabel zwischen Steckdose und Batterie hilft, auch von Natur aus eher durstige Bauarten genügsam zu machen. So wird auch der Evoque zum Sparfuchs, wenn es um Spritverbrauch geht – und der Fahrer diszipliniert ist.
Gaydon – Der britische Geländewagen-Spezialist Land Rover ergänzt seine meistverkaufte Baureihe Range Rover Evoque um ein Modell mit Plug-in-Hybrid. Der Allradler mit einer Gesamtleistung von 227 kW/309 PS hat eine elektrische Reichweite von 55 Kilometern. Die Batterie kann an der Steckdose aufgeladen werden. (Citroën C5 Aircross Hybrid: Leistung kommt an ihre Grenzen, wenn ...)
Range Rover Evoque P300e: Smartphone-App hilft beim Laden des Plug-in-Hybrid
Range Rover ist eigentlich bekannt für seine PS-starken Motoren. Schon ungewöhnlich, dass im neuen Spitzenmodell des Evoque ein ziemlich kleiner Motor steckt: Nur 1,5 Liter Hubraum verteilt auf drei Zylinder ist eine Größe, die normalerweise nicht unter britischen Hauben dieser Marke zu finden ist. Doch ehe die Fangemeinde jetzt wütende Mails an den Vorstand schreibt, ist genaueres Hinsehen ratsam. Denn der kleine Benziner mit immerhin 200 PS ist nicht allein für standesgemäßes Fortkommen in dem 55.000-Euro-SUV zuständig. (Neuer VW Tiguan R: Viel Leistung, aber eine Ausstattung ist echt unwürdig)
Natürlich geht es um einen der gerade angesagten Vertreter der Plug-in-Hybrid-Technik, die neben dem klassischen Verbrenner noch einen starken Elektromotor an Bord haben. Im Fall des Evoque sitzt der an der Hinterachse und treibt auch deren Räder an. Seine 80 kW/109 PS sorgen dafür, dass das Gesamtpaket satte 227 kW/309 PS auf die Straße bringt. Und schon ist die Welt der Leistungshungrigen wieder in Ordnung. Laut Datenblatt kann das zumindest teilweise elektrifizierte SUV gut 55 Kilometer weit abgasfrei unterwegs sein. Laut Norm zumindest. (VW Tiguan eHybrid: Kommt 2021, verzichtet aber auf diesen wichtigen SUV-Antrieb)

Im 446-Seelen-Dorf Gaydon in der Grafschaft Warwickshire ist eines der beiden Technikzentren von Jaguar Land Rover zu Hause, sozusagen das Herz des Geländewagen-Spezialisten. Hier startet die erste Tour im Doppelherz-Mobil, das sich äußerlich nicht von seinen Benzin- oder Diesel-Geschwistern unterscheidet. Auch nicht im Innenraum. Einziger Hinweis aufs Elektrische im kleinen Range ist eine Anzeige im Drehzahlmesser, die den Status der Batterie verrät. Natürlich ist der Evoque an der firmeneigenen Ladesäule gut gefüttert worden und der Akku daher randvoll. (Peugeot 3008 Hybrid4 gegen Opel Grandland X Hybrid4: Klarer Sieger trotz gleicher Plattform)
Range Rover Evoque P300e: Der Dreizylinder läuft auch beim Gleiten
Da immer im sogenannten EV-Mode (Electric Vehicle) gestartet wird, surrt unser Allradler flüsternd vom Werksgelände. Kurz nach der Schranke ist Landstraßen-Tempo gefordert, 60 Meilen pro Stunde, also knapp 100 km/h. Zuvor wird im Monitor die Hybrid-Einstellung aktiviert. Sie überlasst der Elektronik die Wahl der Antriebsart. Die Nadel des Drehzahlmessers schnellt nach oben, die drei Zylinder machen sich ans Werk. Aus der Innovation Hybrid wird wieder ein normales Auto. (Neuer Toyota RAV4 PHEV: Der potente Plug-in-Hybrid-Antrieb hat einen Nachteil)

Scheinbar zumindest, denn die erwähnte Anzeige wandert immer wieder in den grünen Bereich. Er signalisiert, dass Energie, die beim Rollen, Bremsen oder Gaswegnehmen frei wird, zurück in die Batterie wandert. Erstaunlich nur, dass der Verbrenner dabei nicht wie bei anderen Hybriden seiner Art kurzzeitig stillgelegt wird, sondern selbst beim Bergabfahren munter weiterläuft, wenn auch mit sichtbar geringeren Drehzahlen. Hierzu nutzt der Bordcomputer auch Navi- und GPS-Daten. Bei aktiviertem Abstandsradar geht er zum Beispiel vor Kreuzungen automatisch vom Gas. (Suzuki Across: Der Zwilling des Toyota RAV4 hat jetzt schon diese Top-Motorisierung)
Range Rover Evoque P300e – Technische Daten | |
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Länge/Breite/Höhe | 4,37/2,00/1,65 Meter |
Hubraum | 1.497 ccm |
Leistung | 227 kW/309 PS |
Drehmoment | 540 Newtonmeter |
Beschleunigung von 0 bis 100 km/h | 6,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h |
Normverbrauch | 2,1 Liter/100 km |
Grundpreis | 54.563 Euro |
Vor allem aber bei Zwischenspurts schwindet der Stromvorrat im Akku. Beim energischen Tritt aufs Gas arbeiten die beiden Antriebe nämlich zusammen. So kommt der Evoque auf seine üppige Gesamtleistung. Wenn auf dem Weg zum Ankunftsort die letzten Meilen elektrisch gefahren werden sollen, kommt der dritte Modus ins Spiel. Er nennt sich „Save“ (sichern) und sorgt dafür, dass die momentane Batterieladung sozusagen eingefroren wird. Sollte sie im Lauf der Tour sinken, kümmert sich der Verbrennungsmotor ums Nachladen. (Land Rover: Diese Neuerungen bringt die Modellpflege bei Range Rover Evoque und Discovery Sport)

Range Rover Evoque P300e: Akku laden in weniger als sieben Stunden
Bei alledem behält der Evoque all die Vorzüge, die seine vielen Fans so schätzen. Kraftvoll, handlich, dazu eine punktgenaue und sanfte Achtgang-Automatik. Außerdem ein gepflegter Innenraum mit britischer Noblesse und nochmals verbesserte Online-Anbindung. So können per Smartphone-App die Ladevorgänge mithilfe eines Timers gesteuert werden, zum Beispiel wenn nachts ein günstigerer Stromtarif für die heimische Steckdose genutzt werden kann. Ein leerer Akku ist dort übrigens nach weniger als sieben Stunden wieder voll. Mit einer Wallbox dauert es knapp eineinhalb Stunden, bis 80 Prozent der Kapazität erreicht sind. (BMW X1 xDrive25e: Beim Verbrauch schlägt der Münchner über die Stränge)

Insofern ist dieser Evoque ein ganz normaler Plug-in-Hybrid, wird aber wie alle anderen Autos mit dieser Technik von heftiger Kritik nicht verschont bleiben. Denn ob der Brite wirklich seinen Umweltbeitrag leisten kann, hängt stark vom Fahrer ab. Entweder er lädt seine Batterie häufig auf und ist wirklich sanfter unterwegs, um möglichst viel elektrisch fahren zu können. Oder er freut er sich einfach nur über die zusätzliche Kraftspritze aus dem E-Motor bei Zwischenspurts. Für die CO2-Bilanz von Land Rover jedenfalls ist er ein Segen, denn wegen der immer noch praxisfernen Testmethode schlagen nur gemessene 44 Gramm CO2 pro Kilometer zu Buche. Ähnliches gilt für den Land Rover Discovery Sport mit derselben Hybrid-Technik. Und die können dann in der Endabrechnung aller Modelle zum Beispiel mit den fast 300 Gramm CO2, die der klassische Range Rover mit Fünfliter-Achtzylinder freisetzt, verrechnet werden. Die beiden Plug-in-Hybride sind ab sofort bestellbar, die Auslieferungen beginnen im März 2021. (Von Peter Maahn/SP-X)