Opel Rocks-e im Test: Darum ist der Elektrozwerg mit 45 km/h der Schnellste in der City
Das elektrische Leicht-Fahrzeug Opel Rocks-e soll eine Alternative zu Moped und U-Bahn sein. Im Stadtverkehr präsentiert das „SUM“ überraschende Stärken.
Rüsselsheim – Kaum zu glauben, wie nett Menschen im Verkehrs-Chaos der Frankfurter Innenstadt sein können. Kinder lachen, Frauen lächeln, Radfahrer recken den Daumen hoch. SUV-Trutzburgen bremsen bereitwillig, um das kleine Vehikel vor sich einscheren lassen: Ein kubisches Elektro-Wägelchen namens Opel Rocks-e.
Ein Motorroller-Bote im dicken Overall blickt beim Ampelhalt hinein, reibt Daumen und Zeigefinger aneinander – was kostet das Ding denn? Dessen Fahrer zeigt acht Finger zurück: 8.000 Euro. Der Roller-Fahrer blickt nachdenklich, offensichtlich friert er an diesem neblig-kalten Frankfurter Nachmittag. (Elektroauto zum Falten: Mit diesem Trick will der City Transformer verblüffen)
Opel Rocks-e im Test: Darum ist der Elektrozwerg mit 45 km/h der Schnellste in der City
Ein kuschelig-warmes Auto ist dieser Winz-Opel allerdings auch nicht. Ein Gebläse kämpft laut rauschend gegen die Kühle an und holt bestenfalls ein Unentschieden raus. Da tun die Opel-Leute tatsächlich gut daran, gleich mal einzuräumen: „Das ist kein Auto“. Sondern ein „SUM“.

Nämlich ein „Sustainable Urban Mobile“, ein „nachhaltiges Stadtmobil“. Wie sein technischer Verwandter im Stellantis-Konzern, der Citroën Ami, soll es dank seiner Stahlrohr-Konstruktion eine wetterfeste und sichere Alternative zum Moped, Fahrrad, E-Roller und auch dem öffentlichen Nahverkehr darstellen – und zwar schon für 15-Jährige. Deshalb ist der Opel Rocks-e als Leichtkraft-Fahrzeug eingestuft, trägt ein Versicherungs-Kennzeichen anstelle eines Nummernschildes und darf mit dem Führerschein der Klasse AM bewegt werden – und zwar mit maximal 45 km/h. (Nur 45 km/h Spitze: Darum geht hier ein Elektro-Zwerg auf Verbrecherjagd)
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Opel Rocks-e im Test: 45 km/h reichen meistens – aber nicht immer
Womit wir beim größten Problem dieses kargen Zweisitzers wären: Selbst kurze Autobahn-Abschnitte sind für ihn tabu, und wo der City-Verkehr auf großen Straßen mit 50, 60 km/h fließt, drängeln die Transporter schon mal von hinten. An Landstraßen denkt man besser erst gar nicht, da sei schon die Reichweite von offiziell 70, tatsächlich eher 50 bis 55 Kilometer vor.

Aber im Gewühl der Innenstadt, da spielt der 800 Kilo wiegende Kleine ganz groß auf. Wenn er mit seinem Zwölf-PS-Boost (Dauerleistung: acht PS) von der Ampel wegflitzt, sich schlank auf halber Spur am breit parkenden Lieferwagen vorbeiquetscht und schließlich die erstbeste Lücke nutzt, um quer zu parken – was eigentlich verboten ist, aber meist toleriert wird: Dann bringt er seine Insassen tatsächlich schneller ans Ziel als normale Pkw, und möglicherweise auch als die U-Bahn. (ACM City One: Rettet dieses deutsche E-Auto den Verkehr in den Weltstädten)
Opel Rocks-e | |
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Motor/Antrieb | Elektro/Front |
Leistung/Drehmoment | 9 kW (12 PS) / 40 Nm |
Vmax/0–45 km/h | 45 km/h / 10 s |
Länge/Breite/Höhe | 2,41/1,39/1,52 |
Gewicht | 471 kg |
Gepäckvolumen | 63 l (Fußraum Beifahrer) |
Normverbrauch/max. Reichweite | 11,9 kW/100 km / 75 km |
Basispreis | 7.990 Euro |
Opel Rocks-e im Test: 45 km/h reichen meistens – aber nicht immer
Wobei durchaus auch etwas Vorortzug-Feeling aufkommt: Mit seinem kaum gedämmten elektrischen Antriebsgeräusch summt das SUM wie eine S-Bahn und Gepäck findet Platz im Fußraum des Beifahrers. Die Sitze sind hart, aber fair, die Cockpit-Daten auf das allernötigste reduziert und das Interieur-Material verströmt den Charme des Zweckmäßigen. Immerhin glänzt die kantige Kiste mit LED-Beleuchtung rundum und den originellen, an Schlaufen gegenläufig öffnenden Türen.
Airbags, ABS oder gar eine Stabilitätskontrolle ESC gibt’s ebenso wenig wie die staatliche Innovationsprämie (aber möglicherweise regionale Förderungen). Und einen schnellen Bordlader mit Typ-2-Stecker schon gar nicht: Die Akkus werden mit 230 Volt über die Schuko-Steckdose gefüllt. In dreieinhalb Stunden sollen sie voll sein. Nachts entspannt laden, tagsüber fröhlich durch die City flitzen: Man darf gespannt sein, ob dieses Konzept aufgeht.