Opel Crossland 1.2 Turbo: Auf ein Sicherheits-Extra ist nicht immer Verlass
Opel eifert mit dem Crossland optisch dem neuen Mokka nach, verpasst dem kleinen Crossover das Gesicht des Konzernbruders und hat spürbar am Fahrwerk gefeilt.
Rüsselsheim – Die Modellpflege des Opel Crossland beginnt mit einem Minus. Wo früher noch stolz ein X im Namen des kleinen Crossovers prangte, herrscht jetzt gähnende Leere. „Genau wie der Mokka verzichtet der neue Opel Crossland jetzt auf das X als Namenszusatz. Damit wird das Modell-Portfolio weiter synchronisiert“, erklärt ein Opel-Sprecher. Gut, einen Allradantrieb bietet der Crossland ohnehin nicht – da kann auch das X verschwinden. Wenn es darum geht, warum es mit dem Mokka und dem Crossland bald zwei Modelle im gleichen Segment gibt, geraten die Rüsselsheimer Marketing-Spezialisten dann schon mehr ins Schwimmen. Dann wird der Mokka zum „ausdrucksstarken Crossover im urbanen Lifestyle“, während der Crossland „funktionell und geräumig“ sei, eben etwas für bodenständige Familien. Aber dass zwei Fahrzeuge letztlich um dieselbe Kundschaft buhlen, passt so gar nicht in die französisch-portugiesische Effizienz-Programm von Konzernchef Carlos Tavares (62). Allerdings ist der Crossland seit seinem Erscheinen 2017 mit insgesamt rund 80.000 verkauften Einheiten die Nummer drei in der Opel-Rangliste in Deutschland und mit circa 350.000 Modellen international die Nummer zwei. (Opel Crossland 2021: Auch nach dem Facelift verzichtet das SUV auf diesen Antrieb)

Gute Voraussetzungen also für den aufgefrischten Crossland, dem das Facelift optisch guttut. Kaum parkt man das Auto, kommt ein Opel-Kenner um die Ecke und erkundigt sich nach dem Wagen. „Das ist doch der neue Crossland, oder?“. Auf das „Ja“ und das selbstverständliche Gewähren der Bitte, sich mal den Innenraum ansehen zu dürfen, kommt die nächste fachkundige Aussage: „Da hat sich ja nicht so viel getan.“ Stimmt ebenfalls. Auf Wunsch gibt es ein jugendlicheres Interieur mit einigen farbigen Applikationen, aber das Herz des Infotainments ist nach wie vor ein acht Zoll großer Monitor und die Grafik des Navigationssystems war schon vor drei Jahren, als der Crossland erschien, nicht mehr aktuell. (Neuer Opel Mokka: So viel kostet das Kompakt-SUV in der Basisversion und als E-Modell)

Opel Crossland 1.2 Turbo: Auf ein Sicherheits-Extra ist nicht immer Verlass
Nur gut, dass die Möglichkeit besteht, sein Handy per Apple CarPlay oder Android Auto zu „spiegeln“ und man sich an der gewohnten App-Grafik des eigenen Smartphones orientieren kann – entsprechendes Datenvolumen vorausgesetzt. Bei den Assistenzsystemen trumpft der Crossland dann schon größer auf: Totwinkel-Warner, Geschwindigkeitsregelanlage, Head-up-Display (nach wie vor mit ausfahrbarem 3,5-Zoll-Bildschirm), eine 180-Grad-Rückfahrkamera und natürlich LED-Scheinwerfer mit Abbiegelicht, Fernlichtassistent samt automatischer Leuchtweitenregulierung. Auch eine Verkehrszeichenerkennung unterstützt den Piloten, aber auf die sollte man sich nicht zu hundert Prozent verlassen, da sie ab und an mal ein Schild übersieht. Ist zwar selten der Fall und dass in einer Ortschaft keine 100 km/h zu fahren sind, sollte ohnehin klar sein. Bei den schräg stehenden breiten C-Säulen ist der technische Schulterblick durchaus hilfreich. Doch auf den Totwinkel-Warner ist auch nicht immer Verlass, da er nur in einem Geschwindigkeitsfenster zwischen zwölf und 140 km/h aktiv ist. (Opel Insignia Facelift: Dieser neue Motor verbraucht so wenig wie nie)

Der 81 kW/110 PS starke Motor passt gut zum 1.259 Kilogramm schweren Crossland. Allerdings wird der aufgeladene Dreizylinder erst jenseits von 2.500 U/min so richtig arbeitswütig. Das hält das Aggregat aber nicht davon ab, seine Präsenz mitzuteilen. Ansonsten hilft die Sechsgang-Handschaltung, die Triebwerks-Zurückhaltung im unteren Drehzahlbereich zu kaschieren und das Optimum aus dem maximalen Drehmoment von 205 Newtonmetern herauszuholen. So knackt das SUV nach 10,9 Sekunden die 100-km/h-Marke und ist bis zu 187 km/h schnell. Damit ist man für die meisten Fahrten schnell genug unterwegs. Als Norm-Durchschnittsverbrauch gibt der Rüsselsheimer Autobauer 6,1 Liter pro 100 Kilometer an (WLTP). Wir kamen auf 6,9 Liter. (Peugeot 3008 Hybrid4 gegen Opel Grandland X Hybrid4: Klarer Sieger trotz gleicher Plattform)
Opel Crossland 1.2 Turbo: Fahrwerk und Lenkung wurden verbessert
Bei unserer Fahrt im Vor-Faceliftmodell des Crossland bemängelten wir das Fahrwerk, das hölzern federte, aber dann zum Nachwippen neigte. Die Opel-Ingenieure haben sich dieser Schwachstelle angenommen, „umfassend überarbeitet“ und eine neue Dämpfer-Abstimmung ausgetüftelt. Durch die geringere Rückfederung (Zugstufe) und höhere Stoßdämpferkompression (Druckstufe) verhält sich das Fahrwerk jetzt harmonischer, auch wenn die konzeptbedingte Untersteuerneigung sich irgendwann gegen die Ingenieurskunst durchsetzt. Ein leichter Hang zum Nachwippen und Wanken in schnellen Kurven bleibt ebenfalls bestehen. Und weil die Rüsselsheimer Techniker gerade so schön in Fahrt waren, haben sie sich auch noch der Lenkung angenommen. Ebenfalls mit Erfolg. Die Steuerung spricht spontan, aber nicht übernervös aus der Mittellage heraus an und ist deutlich mitteilsamer als bisher. Auf das erweiterte ESP „IntelliGrip“ (bei Peugeot „Grip Control“) aus dem PSA-Regal, bei dem die Stabilitäts- und Traktionskontrolle den Verhältnissen angepasst werden kann, müssen die Crossland-Käufer bis zum nächsten Jahr warten. (Opel Corsa-e gegen Peugeot e-208: Bei einem fehlt was wirklich Nützliches)
Opel Crossland 1.2 Turbo – Technische Daten | |
---|---|
Länge/Breite/Höhe | 4,22/1,83/1,61 Meter |
Hubraum | 1.199 ccm |
Leistung | 81 kW/110 PS |
Drehmoment | 205 Newtonmeter |
Beschleunigung von 0 bis 100 km/h | 10,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 187 km/h |
Normverbrauch | 6,1 Liter/100 km |
Basispreis | 21.748 Euro |
Unverändert bleiben die guten Sitze samt der ausfahrbaren Oberschenkelauflage. Die hinteren Plätze können um 15 Zentimeter in Längsrichtung verschoben werden, aber selbst wenn man das voll ausnutzt, wird es für Erwachsene jenseits der 1,83 Meter Körpergröße um den Kopf herum eng. Die Beinfreiheit ist ebenfalls nicht besonders üppig. Dass man den Winkel der Lehne verstellen kann, ist bequem, hilft aber bei der Kopffreiheit nur bedingt, da sich die Dachschräge nach unten neigt. Der Kofferraum bleibt mit einem Volumen von 410 bis 1.255 Liter und der mit 73 Zentimeter etwas zu hohen Ladekante gleich. Apropos hoch: Der Opel Crossland kostet aktuell mindestens 18.516 Euro und ist damit um rund 1.000 Euro günstiger als der Mokka. Die von uns gefahrene 1,2-Liter-Variante schlägt mit 21.748 Euro zu Buche. (Von Wolfgang Gomoll/press-inform)