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Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Camper mit Komfort-Zuschlag

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Von: Marcus Efler

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Außen Van, innen Wohnmobil: Die Mercedes V-Klasse Marco Polo gehört zu den Klassikern unter den Campern. Die aktuelle Version bietet viel Fahr- und Lebenskomfort.

Ein stattliches, über fünf Meter langes Auto mit 237 PS starkem Dieselmotor, Automatik und Allrad-Antrieb. Die Insassen genießen viel Platz, sitzen höher als im gemeinen Pkw, der Fahrer und genießt einen souveränen Überblick über den Verkehr. Vor ihm ein sprachgesteuertes Navi- und Audiosystem inklusive großem, hellen Touchscreen.

Nein, das ist mal kein SUV. Sondern eine Mercedes-Benz V-Klasse 300 d 4MATIC – technisch betrachtet also ein zum Pkw aufgewerteter Transporter und damit ein Konkurrent des VW T7 Multivan. Und ganz besonders wichtig: in der Ausstattung Marco Polo.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Camper mit Luxus-Zuschlag

Camper-Fans wissen: Das ist die Wohnmobil-Version des beliebten Großraum-Fahrzeugs. Sie verfügt über Kühlschrank, Kochnische mit Gasherd, eine Außendusche, unglaublich viel Stauraum in allen möglichen Fächern – und über vier oder fünf Betten. Zwei entstehen aus der Rückbank, weitere zwei unter dem Hubdach, das man im Stand elektrisch ausfahren kann.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo mit aufgestelltem Hubdach
Das Hubdach gehört zu den typischen Merkmalen der Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo. © Mercedes-Benz AG

Die längs weit verschiebbare Rückbank besteht im Grunde aus zwei komfortablen Einzelsesseln (eine 3er-Bank ist optional). In denen sind die Passagiere tagsüber überaus entspannt unterwegs. Dank der enormen Beinfreiheit bei ganz nach hinten geschoben Sitzen, üppiger Breite und vielen Ablagemöglichkeiten in unmittelbarer Reichweite fühlen sich die Camping-Reisenden wie in der Business-Class eines Interkontinental-Fluges: Da kann keine noch so lange Luxus-Limousine mithalten.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Diesel-typisches Drehmomen

Währenddessen sitzt der Fahrer überaus bequem in seinem in alle Richtung einstellbaren Sessel, hält ein wie im Pkw fast senkrecht stehendes Lenkrad – und fühlt sich trotzdem ein bisschen wie ein Trucker, der aus erhöhter Position auf die Niederungen des normalen Verkehrs schaut. Das Multimedia-System mit der gut funktionierenden, aus Pkw-Modellen bekannten Sprachsteuerung MBUX erleichtert die Bedienung, allerdings vermisst man Apple CarPlay: Um das Smartphone integrieren zu können, muss dort eigens eine App installiert werden.

Mercedes V-Klasse Marco Polo
Flott mit Diesel: Die Mercedes V-Klasse Marco Polo. © Mercedes-Benz AG

Der Vierzylinder-Diesel arbeitet vernehmlich, aber nie nervig, und schiebt den Camper-Benz mit jenem typischen Nachdruck und 500 Newtonmetern Drehmoment über die Straße, wegen dem man Selbstzünder einfach mögen muss. Werden die 237 PS gebraucht, beispielsweise zum Überholen, schaltet die Neungang-Automatik auf Kick-down-Befehl zügig herunter, es wird ein bisschen lauter, und der große Wagen beschleunigt überraschend zügig. Neun Sekunden, für den Spurt von null auf Tempo 100 sind ein für diese Größe beeindruckender Wert, den man aber wohl nur in Ausnahmefällen wirklich abruft.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Verbrauch ist für die Größe ok

Denn die Hauptstärke dieser V-Klasse ist das souveräne Gleiten über die Autobahn und Landstraßen. Mehren sich auf Letzterer die Kurven, meistert der Mercedes Marco Polo auch diese mit Anstand. Schon allein das Geschirr in den Schränken hält den Fahrer ja schon von einer zu zügigen Gangart ab.

So pendelt sich auf relaxter Tour der Realverbrauch auf etwa siebeneinhalb Liter auf 100 Kilometer ein, was für ein derartiges Fahrzeug in Ordnung geht. Zügig ist so das Ziel erreicht – und die Marco-Polo-Ausstattung zeigt, was sie kann.

Touchscreen der Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo
Die Bedienung der zahlreichen Funkionen erfolgt über Touchscreen, App oder Sprache. © Mercedes-Benz AG

Und das ist eine Menge. Hat der Camper seinen Standplatz erreicht (wobei der Allrad-Antrieb auf einigen Plätzen durchaus hilfreich sein kann), und steht er stabil, auch dank der mitgelieferten Vorderrad-Keile, fährt auf einen Klick im erweiterten Menü des Touchscreens oder auch per Smartphone-App elektrisch das Hubdach aus. Dort drunter, geschützt von
stabilen, quer durchlüftbaren Textilwänden, ist es recht wohnlich und kuschelig für zwei.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Lass die Sonne herein

Im Erdgeschoss senken sich die Rückenlehnen der nun weit nach vorne geschobenen Fond-Sitze und ergeben so ebenfalls ein Zweier-Lager, das dank einer separaten Auflage einigermaßen plan wird. Dazu lassen sich rundum an den Fenstern und zum Fahrerraum Blenden herunterziehen, sodass man sich auch auf belebten Campingplätzen eine zelt-typische Privatsphäre erzeugen kann.

Klapptisch in der Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo
Tischlein, deck Dich: Die V-Klasse wird zum Mini-Restaurant. © Mercedes-Benz AG

Oder man lässt die Sonne herein, klappt das Tischchen aus und dreht die Sitze zueinander. Selbst Tisch plus Stühle für den Außenbereich sind vorhanden und clever verstaut. Alles wirkt hochwertig und bis in jedes Detail Mercedes-mäßig durchdacht – was auch für die kleine Küchenzeile gilt. Der kräftige Gaskocher, angeschlossen an die Flasche im Heck, heizt Wasser ruckzuck auf Siedetemperatur, nach dem Mahl lassen sich Teller, Töpfe und Besteck im Spülbecken mithilfe des Frischwasser-Tanks reinigen.

Mercedes-Benz V-Klasse Marco Polo im Test: Der Bord-Akku hält drei Tage

Der Kühlschrank, einstellbar ebenfalls auf Fingertipp über das Display, schafft ordentlich tiefe Temperaturen. Auch im Stand, denn er ist an eine separate Zusatzbatterie angeschlossen. Die hält locker zwei bis drei Tage durch, bevor sie über die Außensteckdose mit 220 Volt geladen werden muss.

Alternativ kann man natürlich auch eine Runde fahren, dann speist sich der Stand-Akku beim Rollen oder Bremsen. Allerdings muss man dafür natürlich wieder das gemütliche Hotelzimmer zurückbauen – gar nicht so einfach, wenn sich eine vierköpfige Familie dort erst mal eingenistet und ihr Gepäck überall verteilt hat.

Mercedes-Benz V-Klasse 300 d 4MATIC Marco Polo
Motor/Getriebe/Antrieb\t1,95 l 4-Zyl. Turbodiesel/9-Gang-Automatik/Allrad
Leistung/Drehmoment\t174 kW (237 PS) / 500 Nm
Vmax/0–100 km/h215 km/h / 9,0 s
Länge/Breite/Höhe5,14/1,93/1,98 m
Normverbrauch6,5 l/100 km
Preis65.569 Euro
Basispreis V-Klasse 220 d Marco Polo60.940 Euro

Überhaupt ist der Marco Polo mit der Maximalbesetzung an Reisenden bis an die Grenze ausgelastet. Es geht schon zu viert, aber man kommt sich schon recht nahe. Optimal ist dieses Fahrzeug für Paare auf Freiheitssuche oder eventuell auch eine Familie mit einem kleinen Kind. Dann kann man sich wunderbar auf zwei Etagen verteilen.

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Natürlich bietet ein größerer Maxi-Camper mit separatem Aufbau noch mehr Platz, und vielleicht ein komplettes WC. Doch der Mercedes-Benz Marco Polo nutzt seine Größe optimal und erweitert mit cleveren Details seine Möglichkeiten. Und zu Hause lässt sich dieses Wohnmobil auch in öffentlichen Straßen noch relativ schlank abstellen, ohne die Nachbarn über Gebühr zu nerven. Und das ist ja auch etwas Wert.

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