BMW i4 M50 im Test: Fährt hier ein M3 mit Elektromotor?
Mit dem i4 bringt BMW sein zweites rein elektrisches Auto. Das Topmodell trägt das M im Namen zu Recht – zumindest fast.
München – BMW gehört bekanntlich zu jenen Autokonzernen, die sich nicht bedingungslos der Elektromobilität ergeben. Während Kleinwagen-Tochter Mini und Luxus-Ableger Rolls-Royce in absehbarer Zeit zu Stromer-Marken mutieren, will die Kernmarke selbst so lange wie möglich noch Verbrenner und Hybrid-Modelle anbieten. Da ist es nur logisch, dass es auch zwei Arten von Akku-Autos gibt: Jene, die ausschließlich als solche konzipiert sind, wie der i3 und das neue Flaggschiff iX – und solche wie der iX3, bei denen ein eigentlich konventionelles Modell auch als Battery Electric Vehicle (BEV) aufgelegt wird. (Neuer BMW 2er Active Tourer: Mehr Platz, mehr Sicherheit)
BMW i4 M50 im Test: Fährt hier ein M3 mit Elektromotor?
Zu dieser Kategorie zählt auch der neue i4, der auf dem 4er Gran Coupé basiert. Die optischen Änderungen gegenüber dem Verbrenner fallen denn auch dezent aus: Es gibt die Elektro-üblichen blauen Applikationen und etwas aerodynamischen Feinschliff, etwa an den Türgriffen und mittels beweglicher Luftklappen im unteren Teil des Frontgrills – der berühmten, hier besonders wuchtig geratenen Niere.

Innen bietet der i4 natürlich nicht den üppigen Platz reiner Stromer, sondern ziemlich genau den des bekannten viertürigen Coupés: Da kann es für große Erwachsene im Fond schon mal kuschelig werden. Vorne zeigt das Elektroauto eine interessante Mischung aus klassischer BMW-Technik in der Mittelkonsole, mit ein paar Schaltern und der großen Dreh-Drück-Taste des iDrive einerseits – und andererseits zwei hypermodernen, breiten Displays, wie sie auch der iX trägt. Prächtiger kann man Fahrinformationen zu Reichweite, nächster Ladesäule, Navi oder Audio kaum aufbereiten. (Elektroautos bald teurer? Politiker und Autobosse wollen Umweltprämie abschaffen)
BMW i4 M50 im Test: Atemberaubende Beschleunigung
Der gefahrene Testwagen, das Topmodell i4 M50, darf als erster Stromer ein M in der Bezeichnung tragen, und der Fahreindruck gibt dieser Entscheidung recht: Dieses Auto ist wie die bekannten Benziner mit dem begehrten Buchstaben – und gleichzeitig ganz anders. Die Beschleunigung des 400 kW (oldschool: 544 PS) und 795 Nm starken Stromers ist atemberaubend, aus dem Stand ebenso wie aus jedem beliebigen Tempo heraus. Umsteiger vom M3 können sich die Performance vor allem im Sportmodus mit vernehmlichen Fake-Sound kaschieren. Aber irgendwann nervt der dann doch und man genießt lieber die lautlose Souveränität, mit der dieser (übrigens ökologisch ohne Seltene Erden produzierte) Elektromotor in jeder Situation seine Überlegenheit gegenüber einem brüllenden Verbrenner beweist.
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Das rechte Pedal kann der Fahrer außer zum Powern auch zum Bremsen benutzen: einfach, indem er es löst und das Tempo spürbar als Energie in die Akkus zurückspeist. Oder er überlässt dem adaptiven Modus die Entscheidung, je nach Verkehrssituation zu rekuperieren oder den i4 energieeffizient rollen zu lassen. Das funktioniert verblüffend gut und zuverlässig. (Reichweiten bei E-Autos: Interne Diskussion bei BMW um Rekordjagd?)
BMW i4 M50 im Test: Mit der Kraft der zwei Motoren
Natürlich macht sich in schnellen Kurven das hohe Gewicht von über zwei Tonnen bemerkbar. Auch wenn die Akkus im Boden stecken und den Schwerpunkt senken: Natürlich fährt ein M3/M4 agiler. Mit einem strafferen (aber nicht nervig-harten) Fahrwerk vermag der i4 dieses Defizit etwas zu kaschieren und echtes Sportwagen-Feeling zu vermitteln. Dabei hilft natürlich die BMW-typische, hecklastige Abstimmung des Allradantriebes mit seinen zwei Motoren.

Technische Daten BMW i4 M50 | |
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Motor/Antrieb | 2 Elektro / Allrad |
Leistung/Drehmoment | 400 kW (544 PS) / 795 Nm |
Länge/Breite/Höhe | 4,78 / 1,85 / 1,45 m |
Gewicht | 2.215 kg |
Vmax/0–100 km/h | 225 km/h / 3,9 s |
Gepäckvolumen | 470 – 1.290 l |
Normverbrauch/Reichweite | 22,5 kWh/100 km |
Preis | 69.900 Euro |
Basispreis i4 eDrive40 | 58.300 Euro |
Als Reichweite gibt BMW bis zu 510 Kilometer an, aber wer nur annähernd den Spaß ausnutzt, den dieses Auto ihm bietet, muss nach weniger als 400 Kilometern nachladen. Geschenkt – auch in einem M3 oder M4 kommt man schließlich bei offensiver Fahrweise kaum weiter. M steht eben für maximalen Motorspaß, auch wenn der elektrisch ist. Oder gerade deshalb. Wer es eher mit der Vernunft hat, kann sich ja nach einer anderen Automarke umschauen.