Lamborghini Urus Performante: Heißer Ritt im Super-SUV mit 666 PS
Der Urus von Lamborghini wird noch schärfer. Weniger Gewicht, mehr PS, Stahlfedern – da wird die Fahrt über Renn- und Rallye-Strecken zum heißen Ritt.
Das kann kein Zufall sein. Exakt 666 PS bietet das neue Super-SUV von Lamborghini. 666 das ist „The Number of the Beast“, die Zahl des Teufels. Eines der erfolgreichsten Rock-Alben von Iron Maiden heißt so, dabei kommt das mystische Zahlenrätsel aus der Bibel. Diabolisch ist auch die Leistung des neuen Lamborghini Performante, dem Spitzenmodell der Urus-Reihe allemal. 3,2 Sekunden von 0 auf 100, in 11,5 Sekunden fällt die 200er-Marke. Teuflisch gut, sagen die Performance-Fans. Teuflisch gut – des Teufels Werk? Das ist hier die Frage.

Den Urus gibt es in 400 Farben – wer will, kriegt mehr
Ob es zeitgemäß ist, so ein Super-SUV auf die Straße zu stellen? Der Performante ist jedenfalls einer der letzten seiner Art. Ein letzter Gruß aus dem Verbrenner-Jahrhundert. Dort steht er also – schnaubend und prustend wie der Stier, den er im Logo trägt. In allen Farben von Orange über Grün bis zu einem metallischen Pink. „Wir sind die Farb-Weltmeister“, sagt Mitja Borkert, der Designchef von Lamborghini. 400 sind insgesamt im Angebot. Die meisten auffällig, manche extravagant, einige exzentrisch. Und wer will, der kann sich auch noch seinen eigenen Lack mischen lassen. Sogar das Muster dafür kann man mitbringen – und dann natürlich auch das nötige Kleingeld.

Das ist der Gipfel: Pikes Peak in 10:32 Minuten
Offiziell zählt der Performante noch zu ersten Generation des Urus, dabei nimmt er das etwas geschärfte Design des Facelifts schon mal voraus. Die Motorhaube ist markanter geworden, das Heck bekommt einen anderen Spoiler sowie einen überarbeiteten Diffusor. Überall findet sich Karbon, an den Finnen und Lufteinlässen. „Wir haben den Urus ins Fitnessstudio geschickt“, meint Borkert, „jetzt hat der die Muskeln an der richtigen Stelle.“ Neue Radläufe, größere Felgen (bis zu 23 Zoll) und ein 20 Millimeter tieferes Fahrwerk lassen das SUV, „noch mehr wie einen Hai aussehen“.
Dabei hat der neue Lamborghini-Bestseller aus dem norditalienischen St. Agata Bolognese zumindest vom Namen her ganz andere Vorfahren. Urus heißt so viel wie Auerochse – der gilt wiederum als Urviech aller Rindviecher. Ähnlich ungestüm hat sich das Super-SUV seinen Weg auf den Pikes Peak gebahnt, dem wohl bekanntesten Gipfel, der das Ende einer ungewöhnlichen Rennstrecke über 156 Kurven markiert. Rennfahrer Simone Faggioli peitschte den Urus in 10 Minuten und 32 Sekunden auf 4.300 Meter Höhe. Knapp 18 Sekunden schneller als der alte Rekordhalter bei den SUVs, der Bentley Bentayga.
Performante: Luftfederung raus, Stahlfedern rein
Der große Unterschied zwischen dem Performante-Modell und dem neuen Urus S liegt in der Technik. Und da vor allem beim Fahrwerk. Das Spitzenmodell hat nämlich Stahlfedern, die „zivile“ Variante kommt mit Luftfederung daher. Das hat seinen Grund. Entwicklungschef Rouven Mohr wollte das Auto direkter und fühlbarer machen. Dass die Leistung von 650 auf 666 PS (850 Nm Drehmoment bei 2.300 bis 4.500 Umdrehungen pro Minute) gestiegen ist, war da mehr ein Nebenprodukt. Am meisten gefeilt wurden am Gewicht (-47 kg) und an der Aerodynamik, was 38 Prozent mehr Abtrieb und damit Grip und Bodenhaftung bringt. An der Software wurde ebenfalls „geschraubt“. Die Gasannahme ist spontaner, die Gänge schalten schneller.

König der Rennstrecke und Crack auf dem Rallye-Track
Bei einem guten Fahrwerk steckt der Teufel steckt im Detail. Chassis, Differenzial, Gewicht, Aerodynamik – „wir haben alles angefasst und verbessert“, sagt Mohr. Dazu neu entwickelte Rally-Reifen von Pirelli mit mehr Grip – damit ist der Urus Performante ein König der Rennstrecke, aber auch ein Crack auf dem Rallye-Track. Wovon wir uns auf Rennstrecke und Offroad-Kurs von Vallelunga (in der Nähe von Rom) überzeugen konnten. Über den Asphaltkurs stampft der Urus wie ein Sportwagen. Er krallt sich in den Boden, fetzt völlig humorlos durch die Kurven – noch nie war Rennfahren so einfach.
In 11,5 Sekunden fällt die 200er-Marke, und auch beim Bremsen weist das Lambo-SUV Werte wie ein Sportwagen auf: Von 100 km/h zum Stillstand benötigt das Auto 32,9 Meter. Starke Leistung. Ist aber auch dringend nötig bei einem 2.150 Kilogramm schweren Gerät. Nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Alltag. Auf der Piste schalten wir vom Corsa-Modus auf die Stellung Rallye. Auf Sand, Staub und Geröll hat der Urus einen charmanten Hüftschwung drauf. Er fegt um die Kurven, fast wie auf Eis. Hier macht sich die Hinterachslenkung bemerkbar, die dem Schwerenöter Agilität verleiht. Elektronische Helfer in die Pause schicken, Gas geben, schleudern. Querbeschleunigung kann so viel Spaß machen. Gerade mit einer Wuchtbrumme. Dazu spielt die Auspuffanlage eine kleine Symphonie. Es brabbelt, es blubbert, hie und da heftige Trompetenstöße. Das Blasinstrument stammt von Akrapovič und besteht aus Titan.

Teuflisches Spielzeug braucht Engelsgeduld
Rennauto und Geländewagen – beides sind Eigenschaften, die der durchschnittliche Urus-Kunde in aller Regel nicht brauchen wird. Aber manchmal genügt das Wissen, dass man kann, wenn man will, ohne es zu tun. In diesem Fall kostet das stattliche 220.000 Euro. Neben dem nötigen Kleingeld braucht man auch noch eine Engelsgeduld, bis man das teuflische Spielzeug hat. Die Lieferzeit liegt im Moment bei 18 Monate im Schnitt. Rudolf Bögel
- Lamborghini Urus Performante
- Motor/Antrieb Vierliter-Achtzylinder Benziner / Allrad
- Leistung Drehmoment 490 kW (666 PS) / 850 Nm Drehmoment
- V max/ 0 -100 (0-200) km/h 306 km/h / 3,3 (11,5) s
- Länge/Breite/Höhe 5,14/2,03,1,62 m
- Gewicht/Leistungsgewicht 2.150 kg / 3,23 kg/PS
- Gepäckraumvolumen 616 l
- Verbrauch/Reichweite noch keine Angaben
- Preis: ab 218.487 Euro