Lamborghini Huracán STO im Test: Federleicht, aber nichts für Langstrecken
Mit dem Lamborghini Huracán STO krönt Lamborghini die Huracán-Baureihe. Der italienische Supersportwagen überzeugt mit reichlich Traktion und Agilität.
Sant‘Agata Bolognese – Auf Italienisch klingt alles viel besser. Selbst wenn eine Frau schimpft, ist das Musik in den Ohren vieler Teutonen. Aber die Bezeichnung „Cofango“ lässt einen doch eher eine gemeinsame Massage mit Schlammpackungen vermuten. In der Tat ist „Cofango“ ein zusammengesetztes Wort aus „Parafango“ (Kotflügel) und Cofano (Motorhaube) und bezeichnet im Lamborghini-Duktus das Element des Vorderwagens, das gegenläufig nach vorne hochklappt und aus Motorhaube und den Kotflügeln besteht. „Beim Huracán STO wollten wir möglichst viel Gewicht einsparen“, erklärt Lamborghini-Technikchef Maurizio Reggiani, der angeblich der Urheber dieser Namensschöpfung ist. (Conor McGregor: Lamborghini baut UFC-Star eigene 3-Millionen-Jacht)

Lamborghini Huracán STO im Test: Federleicht, aber nichts für Langstrecken
Mission erfüllt. Der Lamborghini Huracán wiegt mit 1.339 Kilogramm 43 Kilogramm weniger als der Huracán Performante, der alles andere als ein Schwergewicht ist. Zur Diät des Supersportlers tragen verschiedene Maßnahmen bei: Unter anderem besteht die Karosserie zu mehr als 75 Prozent aus Kohlefaser, dazu kommen Magnesiumfelgen und eine um 20 Prozent leichtere Windschutzscheibe. „Die Rennsportabteilung war bei der Entwicklung des Huracán Super Trofeo Omologata eingebunden“, sagt Maurizio Reggiani und fügt martialisch hinzu: „Der Huracán STO ist gemacht, um die Straße zu dominieren.“
Markige Worte. Doch das Leistungsgewicht von 2,09 kg pro PS beziehungsweise 470 kW / 640 PS lassen schon erahnen, dass der Huracán auf den Asphaltbändern zwischen Flensburg und Garmisch zu den Alphatieren gehört. Damit die Kraft auch auf die Straße kommt, helfen die hecklastige Gewichtsverteilung von 41 Prozent (vorne) zu 59 Prozent (hinten) und ein monströser Heckflügel, den der Fahrer in drei Stufen einstellen kann. Bei der Maximal-Konfiguration erzeugt das Brett bei 280 km/h einen Abtrieb von 420 Kilogramm. Bei den beiden anderen Varianten sind es 363 und 324 Kilogramm. Dazu kommen verschiedene Details der Karosserie, die der Kühlung und der Aerodynamik dienen. „Beim Huracán STO trifft das Konzept Form follows function zu“, erläutert Designer Mitja Borkert. (31 Jahre alter Lamborghini Countach als Neuwagen zu verkaufen – doch der Preis ist exorbitant)

Lamborghini Huracán STO im Test: Nach 3,0 Sekunden ist Tempo 100 erreicht
Jetzt muss der Rennsportler mit Straßenzulassung auf der Rennstrecke zeigen, was er kann. Wir schlängeln uns in die Sportsitze, ziehen den Gurt stramm und starten den Huracán mit dem üblichen Prozedere: Rauf auf die Bremse, Bügel hochklappen und den darunterliegenden Knopf drücken. Dumpf grollend erwacht der mächtige Zehnzylinder zum Leben. Das Lamborghini-typische Flugzeug-Cockpit mit seinen digitalen Anzeigen stellt uns vor keinerlei Eingewöhnungsprobleme. Wir rollen im STO-Modus, dem zahmsten der drei Fahrprogramme auf die Rennstrecke und stellen schnell fest, dass die Automatikeinstellung des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes für das entspannte Mitschwimmen im Verkehr gemacht ist, aber nicht für das Sprinten auf einem Rundkurs oder einer kurvigen Landstraße. Denn sie legt in Kurven einen zu hohen Gang ein, sortiert dann die Fahrstufen, schaltet runter, erst dann geht es zur Sache. Und zwar so vehement, dass es einem kurz die Luft aus den Lungenflügeln drückt.
Also ran an die großen Schaltpaddel und die Sache selbst in die Hand nehmen. Am besten im „Trofeo“-Modus, bei dem sich die Systeme auf die optimale Leistungsentfaltung konzentrieren, während beim Pioggia(Regen)-Programm ein möglichst entspanntes, aber dennoch flottes Vorankommen im Fokus steht. Wir lassen den Huracán STO jetzt fliegen. Nach drei Sekunden sind aus dem Stand 100 km/h erreicht und aufgrund des höheren Anpressdrucks ist der Stier aus Sant‘Agata Bolognese maximal 310 km/h schnell. Aber das Tempo erreichen wir nicht mal auf der Start-Ziel-Geraden. (Aus Toyota wird Lamborghini Urus: Ein Bodykit macht’s möglich)

Lamborghini Huracán STO im Test: Reifen wurden speziell für dieses Auto entwickelt
Die echte Stärke des Huracán ist ohnehin das Wedeln. Beeindruckend, wie behände der Huracán selbst in enge Kurven einlenkt und auch bei sehr hohen Kurvengeschwindigkeiten kaum eine Untersteuerneigung zeigt: Ein Resultat des verbesserten Fahrwerks mit variablen MagneRide-Dämpfern, einer veränderten Vorspur und angepasstem Sturz. Die eigens für dieses Auto entwickelten Bridgestone-Potenza-Reifen, die man als Semi-Slicks (hatten wir aufgezogen) oder Sportreifen bei der Bestellung ordern kann, helfen bei der Traktion. „Wenn der Reifen sich verformt, vergrößern wir die Kontaktfläche“, erklärt Techniker Lorenzo Mariti einen Kniff der japanischen Gummiköche und Lamborghini-Ingenieur Victor Underberg unterstreicht die Bedeutung der Pneus: „Wenn der Reifen nicht gut genug ist, taugt das beste Auto nichts.“
Technische Daten Lamborghini Huracán STO | |
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Motor/Getriebe/Antrieb | 5,2-Liter-V10 / 7-Gang-Automatik / Heck |
Leistung/Drehmoment | 470 kW (640 PS) / 565 Nm bei 6.500 U/min |
Vmax/0–100 km/h | 310 km/h / 3,0 s |
Länge/Breite/Höhe | 4.549 / 1.945 / 1.220 mm |
Leergewicht | 1.330 kg |
Normverbrauch | 13,9 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 331 g/km |
Ladevolumen | 38 Liter |
Preis | 296.800 Euro |
Lamborghini Huracán STO im Test: Das kostet der italienische Supersportler
Auch bei der negativen Beschleunigung zeigt der Sportbolide keine Schwäche und steht aus einer Geschwindigkeit von 100 km/h bereits nach 30 Metern. Für diese Verzögerung sind besonders standfeste Brembo-Keramikbremsen zuständig, die dank Formel-1-Technik um 60 Prozent stressresistenter sind als herkömmliche Keramikbremsen (selbst im harten Dauereinsatz zeigte die Bremsanlage keine Schwäche). Zur Sicherheit wird der Zustand der Bremsen auch im Display angezeigt. Dass ein derart auf Leistung getrimmtes Fahrzeug keine Sänfte ist, dürfte klar sein, aber der Lamborghini Huracán STO ist nicht für lange Reisen, sondern für das Spaßfahren gedacht. Dementsprechend knapp ist auch der Kofferraum unter der Fronthaube mit 38 Litern bemessen. „Ein Helm passt rein“, sagt Mitja Borkert. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der sollte 296.800 Euro bereithalten. (Von Wolfgang Gomoll/press-inform)
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