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Fiat 500: Der Elektro-Stadtflitzer warnt mit einem ganz besonderen Sound

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Er sieht aus wie der alte – ist aber als E-Version ein komplett neues Auto: Die Rede ist vom Fiat 500. Wir haben mit dem Elektro-Floh eine erste Ausfahrt unternommen.

Mirafiori – So ganz neu ist die Idee mit einem elektrischen Fiat 500 nicht. Bereits 2013 stellten die Italiener unter Chrysler-Regie für die USA einen Fiat 500 vor, der eine umgebaute Elektrovariante des bekannten Bestsellers war. Spät springt FCA nun mit dem neuen Fiat 500 auf den Elektrozug auf, der aufgrund der mehr als angespannten finanziellen Lage des Autobauers zum Erfolg verdammt ist. Im ersten Jahr will Fiat 80.000 Fahrzeuge verkaufen, die im gründlich renovierten Werk Mirafiori vom Band laufen. 

Fiat 500e: Der Elektro-Stadtflitzer warnt mit einem ganz besonderen Sound

Optisch ist der neue Fiat 500 ganz der Alte – obwohl die Dimensionen leicht gewachsen sind. Im Vergleich zum bisherigen 500er hat der italienische Kleinwagen auf der neuen Plattform 5,6 Zentimeter in der Länge und 6,1 Zentimeter in der Breite zugelegt. Chefingenieurin Laura Farina versichert, dass trotz der großen Ähnlichkeit zum Vorgänger nur rund vier Prozent der Komponenten übernommen wurden. (Mini-Elektro-Mobile für die Stadt: Sind diese Flitzer besser als Tesla?)

Fahraufnahme eines Fiat 500.
Den Fiat 500 gibt es demnächst als reinen Stromer – dann nennt er sich 500e. © Alessio Panunzi / Fiat

Das Platzangebot wuchs durch die größeren Abmessungen leicht, was sich vor allem in der Ellenbogenfreiheit vorne, aber kaum in der Beinfreiheit hinten bemerkbar macht. Hier bleibt es unverändert eng. Das Armaturenbrett ist flach und beherbergt nur wenige Tasten. Neben den sieben Zoll großen Instrumenten gibt es einen 10,25-Zoll-Infotainment-Bildschirm, der vollständig konfigurierbar ist, sodass jeder Benutzer ihn an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Grafik, Rechenleistung und die Möglichkeit der gleichzeitigen Kopplung von zwei Mobiltelefonen stellen einen Quantensprung gegenüber dem dar, was Fiat bisher auf dem Markt hatte und sind Teil der Standardausstattung bei der Startversion La Prima. Zudem ist der Fiat 500 mit Extras wie Fernlichtautomatik, Abstandstempomat, kabellosem Aufladen von Mobiltelefonen, Rückfahrkamera sowie Notbremsung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung ausgestattet, wobei die Innenausstattung aus recycelten Materialien und Öko-Leder mit Kunststoffen gefertigt wurde.

Fiat 500e: Schmucke Melodien warnen Fußgänger vor dem Stromer

Im neuen Fiat 500 wurde insbesondere der Innenraum deutlich aufgewertet und es gibt Dolce-Vita-Innovationen wie den Sound, der Fußgänger bis zu einer Geschwindigkeit von 5 bis 20 km/h warnt. Dabei ist es viel angenehmer, von den melodiösen Akkorden von Nino Rota im Fellini-Film Amarcord alarmiert zu werden, als vom Summen eines Cyborgs, wie es heute bei vielen Elektroautos der Fall ist. In diesem Video ist der außergewöhnliche Sound des Fiat 500 zu hören (es startet direkt an der wichtigen Stelle):

Fiat 500: Lithium-Ionen-Akku hat eine Kapazität von 42 kWh

„Der von Samsung hergestellte Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 42 kWh befindet sich zwischen den Achsen auf dem Boden des Autos und erhöht das Gewicht um rund 290 kg“, erläutert Chefingenieurin Laura Farina, „so wiegt das Auto 1.300 Kilogramm und der vorne montierte Elektromotor leistet 118 PS.“ Dadurch wurde der Schwerpunkt des Autos gesenkt und die Massenverteilung auf 52:48 Prozent ausgeglichen, während der Benzin-Vorgänger 60:40 Prozent bot, was ein neutraleres Fahrverhalten versprach. (Fiat 500 Cabrio Hybrid: Trotz Elektrisierung braucht er hiervon reichlich)

Die städtischen Straßen von Turin sind reich an Löchern und Unebenheiten. Dies zeigt, dass der Fiat 500, obwohl er auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Komfort und Stabilität setzt, deutlich strammer als sein Vorgänger abgestimmt ist. In einigen Fällen ist die Federung etwas laut und die Bodenunebenheiten werden an die Insassen weitergeleitet. Zum Ausgleich gibt es deutliche Stabilitätsgewinne und mehr Fahrspaß, der aus den 220 Nm Drehmoment resultiert, die ab dem Start anliegen. Aus dem Stand geht es in 3,1 Sekunden auf Tempo 50 – das ist flott. Bis zur 100-km/h-Marke sind es aber noch gute 9,0 Sekunden. (Autonamen-Fails: Die größten Pannen – was die Modellbezeichnungen tatsächlich bedeuten)

Ein Fiat 500e an einer Schnellladesäule.
An einer dreiphasigen Schnellladesäule dauert es rund 35 Minuten, bis der Fiat 500e wieder komplett geladen ist. © Alessio Panunzi / Fiat

Fiat 500: Reichweite in unserem Test geringer als Normangabe

In der City ist der 3,62 Meter lange Fiat 500 nicht nur dank seines Wendekreises von neun Metern bestens aufgehoben. Das neue 360-Grad-Sensorsystem wirkt wie eine Drohne, die über dem elektrischen Citymodell kreist. Die italienischen Ingenieure sprechen von 320 Kilometern elektrischer Reichweite und sogar noch mehr in der Stadt. Die Wahrheit ist aber, dass wir nur 27 Kilometer in der Stadt fuhren und die Batterieladung um zehn Prozent sank. Der im Bordcomputer angegebene durchschnittliche Verbrauch lag bei 14,7 kWh/100 km, mit denen man mit einer Akkuladung nicht mehr als 285 km zurücklegen könnte.

Neben dem Range-Modus gibt es mit den beiden Fahrprogrammen Normal und Sherpa mehr oder weniger One-Pedal-Feeling, bei dem sich der Fiat 500 nahezu komplett mit dem Gaspedal fahren lässt. An die maximale Bremsverzögerung gewöhnt man sich dabei ebenso schnell wie bei der Konkurrenz. Im Sherpa-Modus für maximale Reichweite stehen jedoch nur 77 PS und eine Maximalgeschwindigkeit von schmalen 80 km/h zur Verfügung. Damit wird das Fahren aber eine zähe Angelegenheit.

Technische Daten Fiat 500
Motor/AntriebElektromotor / Vorderradantrieb
Leistung/Drehmoment87 kW (118 PS) / 220 Nm
Vmax/0–100 km/h150 km/h / 9,0 s
Batteriekapazität42 kWh
Länge / Breite / Höhe3.632 / 1.683 / 1.527 mm
Leergewicht1330 kg
Kofferraum185 Liter
Basispreisrund 30.000 Euro

Fiat 500: Mit 11-kW-Wallbox dauert das Laden über vier Stunden

Das Laden der Batterie mit Wechselstrom bei 11 kW dauert etwas mehr als vier Stunden, bei 3 kW Ladeleistung sind es daheim rund 15 Stunden. Deutlich besser ist das Schnellladen mit Gleichstrom, das dank drei Phasen mit 85 Kilowatt 35 Minuten dauert. Solange man eine solche Schnellladestation in der Nähe findet, kann man den Fiat 500 in fünf Minuten für weitere 50 Kilometer erstarken lassen. Zeit, um einen Cappuccino zu trinken und die Heimreise fortsetzen. Und noch einmal über den Preis nachzudenken, denn 34.900 Euro für das komplett ausgestattete Startmodell La Prima sind das eine, doch auch das Basisversion wird rund 30.000 Euro kosten – mehr als doppelt so viel wie der Vorgänger. (Joaquim Oliveira / press-inform)

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