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Abarth 695 esseesse im Test: Der kleine Fiat 500 kann auch sportlich

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Von: Marcus Efler

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Der neue Fiat 500 ist ein reines Elektroauto. Verbrenner-Fans vergnügen sich lieber mit der Abarth-Variante, denn hier steckt noch ein Vierzylinder-Turbobenziner drin.

Turin (Italien) – Nein, „esseesse“ ist nicht der energische Appell an den Jüngsten, den Teller zu leeren. Die Zusatzbezeichnung des Knallbonbons Abarth 695 steht für zwei italienisch buchstabierte „S“ und bedeutet „Super Sport“. Dass die nicht in Lettern auf dem Heck stehen, hat wohl triste historische Gründe. Aber der Abarth 695, der da am Rande des Testzentrums der Italiener bei Mailand auf die Testfahrt wartet, ist eben ein ganz besonderer: pechschwarz, mit schneeweiß lackierten 17-Zoll-Felgen, Spiegelgehäusen und einem langgezogenen Aufkleber mit dem Firmennamen. Die Alu-Motorhaube ist nach oben gewölbt, unter dem treuen Glubschaugen-Doppelblick der Scheinwerfer riskiert der breite Lufteinlass eine dicke Lippe. (Tom Cruise dreht für „Mission: Impossible“: Als Ethan Hunt sitzt er in diesem kuriosen Gefährt)

Abarth 695 esseesse im Test: So sportlich kann ein Fiat 500 sein

Das Auffälligste kommt zum Schluss: Der Spoiler an der Dachkante, der in 13 Stufen justiert werden kann. Beim Maximum von 60 Grad reckt er sich so kraftvoll dem Fahrtwind entgegen, dass er 42 Kilo mehr auf die Hinterachse drückt als andere Modelle der sportlichen Fiat-Tochter und Stellantis-Marke Abarth – gut fürs Rumwieseln durch flotte Kurven und den sportlichen Gesamteindruck. Allerdings muss vor Fahrtbeginn entschieden werden, in welcher Stellung der Spoiler mittels Inbus-Schlüssel fixiert werden soll. (Toyota GR Yaris im Test: Der Rennzwerg hat mehr PS als gedacht)

Abarth 695 esseesse, fahrend
Schwarz-Weiß-Malerei: der Abarth 695 esseesse auf der Rennstrecke © Abarth

Abarth 695 esseesse im Test: Wie gemacht für die Rennstrecke

Innen fallen die integralen Sportsitze vom Spezialisten Sabelt auf, dank derer sich der Abarth schon im Stand schnell anfühlt. Durch das Dreispeichen-Lenkrad öffnet sich der Blick auf das bunt leuchtende digitale Zentralinstrument, das mit dem mittigen Monitor für Navigation, Audio und mehr korrespondiert. Der kurze Schaltknüppel ist ebenso in Carbon-Optik gehalten wie dessen Kugelgriff. Vor dem klassischen Drehen des Zündschlüssels ist also zumindest optisch alles angerichtet für die Hatz auf der firmeninternen Rennstrecke an Rande des Örtchens Balocco. (Suzuki Swift Sport im Test: Mehr Spaß trotz weniger Leistung – kann das klappen?)

Heckspoiler des Abarth 695 esseesse
Hingucker: der einstellbare Megaspoiler am Heck © Abarth

Abarth 695 esseesse im Test: Er dröhnt, aber er brüllt nicht

Auf den ersten Metern gibt sich der Sound des 180 PS starken 1,4-Liter-Turbos noch schnurrend. Mit mehr Druck aufs Gaspedal mogeln sich Bässe aufs Abarth-Notenblatt. Sie mutieren bei Vollgas auf der Geraden zu einem helleren Dröhnen, bleiben aber deutlich unter der Gebrüll-Grenze. All das ist die akustische Begleitmusik für den Sprint auf 100 km/h in 6,7 Sekunden, fürs rabiate Runterbremsen mit kraftvoller Hilfe der rot lackierten Vier-Kolben-Anlage von Brembo und ihren 30,5 Zentimeter großen vorderen Scheiben. Mit 225 km/h ist der Esseesse derzeit wohl der schnellste Athlet im Fiat-500-Kleid. (Fiat 500: Angebote, Cabriolet, Farben: Alles über das Kult-Auto aus Italien)

Cockpit des Abarth 695 esseesse
Im Zeichen des Skorpion: Cockpit des Abarth 695 esseesse © Abarth

Abarth 695 esseesse im Test: Echte Fans lieben es hart

Klar, dass der sich auf einer Rennstrecke zu Hause fühlt. Aber wohl kaum einer der künftigen (auf 1.390 limitierten) Kunden dürfte einen Rennkurs vor der Haustür haben. Also muss sich das Knallbonbon auch im richtigen Leben bewähren. Zwar ist die betont sportliche Auslegung des Fahrwerks nicht wirklich alltagstauglich, aber echte Fans wollen es eben hart und heftig. Da der Abarth weder als Familienauto noch als Ausflugsdampfer dienen soll, ist der Verzicht auf hintere Türen ebenso verschmerzbar wie der mühsame Durchstieg auf die hinteren Sitze.

Abarth 695 esseesse
Motor/Getriebe/AntriebVierzylinder-Turbobenziner / 5-Gang manuell / Front
Leistung/Drehmoment\t132 kW (180 PS) / 250 Nm bei 3.000 U/min
Länge/Breite/Höhe3,66/1,63/1,49 m
Kofferraumvolumen185 – 550 l
Vmax/0–100 km/h225 km/h / 6,7 s
Normverbrauch//CO2-Ausstoß7,0 l/100 km / 160 g/km
Preis33.990 Euro

Die unvermeidliche Enge des Zwergs, der noch auf dem benzingetriebenen Vorgänger des aktuellen Elektroautos basiert, macht ihn perfekten Stadt-Zweisitzer, der selbst in der engsten Parklücke Platz findet. Allerdings ist der mit 34.000 Euro sogar noch teurer als der etwas größere, neue Stromer und irgendwie gefördert wird er natürlich auch nicht. Dafür bekommt man ein ganz besonderes Exemplar der aussterbenden Spezies von Autos mit Verbrennungsmotor. (Von Peter Maahn/SP-X)

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