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Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid im Test: Nicht nur die Bedienschwäche ist nervig

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Noch ein Plug-in-Hybrid: Auch die Seat-Submarke Cupra bietet ihre Leon-Version mit dem zweifachen Antrieb an. Im Detail hat das Fahrzeug aber einige Schwächen.

Martorell – So auf den ersten Blick betrachtet ist dieses Fahrzeug ziemlich nah am Ideal einer eierlegenden Wollmilchsau: tolles Design, sparsamer, auf Wunsch überwiegend elektrischer Antrieb (Umweltprämie) und große Alltagstauglichkeit. Dazu kommt der besondere Kick, denn dies ist zwar mit ein aus dem VW-Konzernbaukasten zusammengestelltes Produkt, aber der Name Cupra als sportliche Untermarke von Seat weckt natürlich besondere Erwartungen. Beste Voraussetzungen also für einen Test des Cupra Leon Sportstourer (ST), also der Kombi-Version des kompakten Seat Leon. Der wiederum ein Schwestermodell des VW Golf, des Audi A3 und des Škoda Octavia ist. Es ist in der Tat nicht ganz einfach, heute noch den Überblick über die Modellpalette des VW-Konzerns zu behalten.

Fahraufnahme eines Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid
Im Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid kombinieren die Spanier einen 1,4-Liter-Benziner mit einem Elektromotor. © Cupra

Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid im Test: Nicht nur die Bedienschwäche nervt

Bei einem Plug-in-Hybriden steht naturgemäß der Antrieb im Mittelpunkt und der zumindest gibt keine Rätsel auf. Denn die Kombination des Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid aus 1,4-Liter-Benzinmotor (150 PS) sowie Elektroantrieb (115 PS) und die sich daraus ergebende Systemleistung von 180 kW (245 PS) ist ein aus anderen Konzernfahrzeugen wohlbekanntes Konstrukt – mit allen Vor- und Nachteilen. (Audi A3 40 TFSIe im Test: Der technische Zwilling dieses VW ist im Innenraum deutlich ...)

Nach WLTP stehen 52 Kilometer rein elektrische Reichweite zur Verfügung, der Nutzer tut gut daran, in der Praxis mit nicht mehr als 35 Kilometern zu rechnen. Reichweitenangst muss er aber nicht haben, zumal das Benzin-Tankvolumen mit 40 Litern nur 5 Liter geringer ist als bei den Verbrenner-Modellen und in der Praxis für mindestens 500 Kilometer reicht. Das Zusammenspiel der beiden Motoren geht zudem äußerst harmonisch vonstatten, die Technik ist schon sehr ausgereift. Aber auch wenn man gar nicht so viel fährt, nervt das ewige Strom-Nachtanken im Alltag doch, vor allem wenn man nicht bequem zu Hause laden kann. Da man ja eigentlich den Akku immer gerne voll hätte, muss der Cupra also nach fast jeder Fahrt an die Steckdose, zumindest wenn man wirklich große elektrische Fahranteile erzielen will und den Plug-in nicht nur wegen der Umweltprämie geordert hat.

Der Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid hängt am Ladekabel
Das ständige Strom-Nachtanken nervt – in der Praxis lag unsere reine E-Reichweite bei rund 35 Kilometern. © Cupra

Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid im Test: Der Soundgenerator wirkt etwas albern

Der Antrieb unterscheidet sich letztlich so wenig von einem normalen Seat Leon Sportstourer, dass man angesichts des Sportversprechens der Marke Cupra aber doch einigermaßen enttäuscht ist. Da nutzt auch der alberne künstliche Soundgenerator nichts, mit dem man das Geräusch eines 2,0-Liter-Turbo in den Innenraum eingespielt bekommt. Wer sich für einen Plug-in entscheidet, sollte doch eigentlich dazu stehen können und zudem die relative Ruhe eines E-Antriebs und eines gut gedämmten Benziners genießen. (Klänge für Elektroautos: „Sound ist das neue Licht“)

Der Akku leert sich wie erwähnt relativ schnell und wenn er leer ist, arbeitet nur noch der Verbrenner, der aus 1,4 Litern Hubraum 150 PS schöpft. Mit dem wegen des Doppelantriebs rund 1.660 Kilo wiegendem Fahrzeug hat er dann seine Probleme, denn der Benzinverbrauch steigt im Alltag schnell an. Wir kamen bei reiner Verbrennerfahrt auf Werte von 7 bis 8 Liter, durch die Zuschaltung des E-Antriebs reduzierte sich der Wert im Durchschnitt auf 5,6 Liter. Im reinen E-Modus verbraucht der spanische Löwe rund 20 kWh auf 100 Kilometern, was nicht gerade wenig ist, vor allem wenn man nicht günstig zu Hause „tankt“, sondern auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist.

Blick in den Innenraum des Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid
Am Innenraum des Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid gibt es nichts auszusetzen – die Verarbeitung ist gut. © Cupra

Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid im Test: Lohnt sich nur mit häuslicher Nachlademöglichkeit

Da Plug-in-Batterien nie sonderlich groß ausfallen, in unserem Fall beträgt die Kapazität 12,8 kWh, ist sie auch schnell wieder geladen. Von leer auf voll an der Wallbox (3,7 kW) in etwa 3,5 Stunden, an einer normalen Steckdose dauert es 6 Stunden. Da man zudem selten mit komplett leerem Akku vor die Ladesäule fährt, geht es in der Praxis meist noch etwas schneller. Trotzdem: Der Cupra Leon hat mit allen Plug-ins gemein, dass sich seine Anschaffung eigentlich nur für Wenigfahrer mit häuslicher Nachlademöglichkeit lohnt, die ab und zu mal auf größere Fahrt gehen. Man fährt in im Alltag automatisch zurückhaltender, was sicher gut für die Umwelt ist, den versprochenen Löwen allerdings allzu lieb dastehen lässt. (Cupra Formentor: Sein Platzangebot stempelt das Sport-SUV zum ...)

Und das wiederum passt nicht zur sportlichen Marke Cupra und auch nicht zum Auto selbst. Denn eigentlich lädt das Fahrzeug ja zu einer größeren (Urlaubs-)Reise ein. Die Sitze sind ausgezeichnet, der Innenraum gemütlich und gut verarbeitet und es gibt zwar weniger Platz als in einem normalen Sportstourer (wegen der Akkus), aber mit 470 bis 1.450 Liter immer noch genug für die meisten Einsätze.

Technische Daten Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid
Motor/Getriebe/Antrieb1,4-Liter-Benziner plus Elektromotor, 6-Gang-DKG, Frontantrieb
Systemleistung/Drehmoment180 kW (245 PS) / 400 Nm
Länge/Breite/Höhe4,64 / 1,80 / 1,45 Meter
Vmax/0–100 km/h225 km/h / 7,0 s
Kofferraumvolumen470 – 1.450 Liter
Normverbrauch1,1 – 1,3 l/100 km
CO2-Ausstoß32–34 g/km
Basispreis40.095 Euro

Wie alle neuen Konzernprodukte des Modularen Querbaukastens hat allerdings auch der Spanier jene seltsamen Bedienschwächen und Elektronikprobleme übernommen, die man schon von Golf & Co. kennt: Angefangen von der schlecht zu steuernden Lautstärkeeinstellung über Mulden unterhalb des 10-Zoll-Displays bis hin zu irritierenden Ausfallhinweisen der Assistenzsysteme. Das trübt den Eindruck enorm und man kann nur hoffen, dass einige Probleme mittels Software-Update behoben werden, andere vielleicht im Zuge von Produktüberarbeitungen den Weg (zurück) ins Cockpit finden. (Von Peter Eck/SP-X)

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