1. 24auto
  2. Tests
  3. Fahrbericht

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: So viel Stromer steckt im Spanier

Erstellt:

Von: Marcus Efler

Kommentare

Emotion trifft Vernunft: So lautet die Formel für das halb-elektrische SUV. Sparsamkeit an der falschen Stelle verhindert, dass sie komplett aufgeht.

Martorell (Spanien) – Der Formentor ist das erste eigenständige Modell der spanischen VW-Marke, die langsam, aber sicher ihre eigene Mutter Seat im Konzern-Portfolio verdrängt. Der 4,45 Meter lange Crossover sortiert sich irgendwo zwischen einem Seat Leon und dem SUV Ateca ein. Eine clevere Wahl für ein Debüt, erlaubt sie doch die Kombination von dynamischer Linienführung und tieferem Schwerpunkt auf der einen Seite sowie bulligem Auftritt und gutem Platzangebot auf der anderen. (Cupra Born im Test: Ist der elektrische Spanier der bessere VW ID.3?)

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: So viel Stromer steckt im Spanier

Selbst hinten haben Erwachsene ausreichend Knie- und Kopffreiheit. Und auch der Kofferraum ist ausreichend groß und zudem recht variabel. So weit die Vernunft-Argumente. Seinen eigentlichen Pfeffer serviert der Spanier aber mit seinem emotionalen und extrovertierten Styling. Außen funktionieren die kupferfarbenen Zierteile an Felgen, Auspuffblenden und dem Tribal-Tattoo nachempfundenen Markenlogo als Hingucker: Nahezu ein Alleinstellungsmerkmal der Marke und optisch durchaus stimmig und wertig umgesetzt. (Cupra Leon Sportstourer 1.4 e-Hybrid im Test: Nicht nur die Bedienschwäche ist nervig)

Cupra Formentor VZ eHybrid, stehend
Kupfer als Schmuckfarbe: Der Formentor fällt auf. © Seat

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: Ohne norddeutschen Nüchternheit

Mehr davon gibt’s im Cockpit, wo rot umrandete Zusatzknöpfe auf dem Lenkrad für Formel-1-Feeling sorgen und die fein bestickten Sportsitze mit integrierter Kopfstütze festen Halt bieten. Die Grafik von Digital-Instrument und Mittel-Touchscreen appelliert rot pulsierend an Urinstinkte. Die Liste an Gags und Upgrades ließe sich fortsetzen, etwa mit dem kleinen Projektor in den Außenspiegeln, der beim Aussteigen ein Licht-Logo auf den Asphalt wirft. Der Formentor legt jede norddeutschen Nüchternheit ab, die ihm der VW-Konzernbaukasten in die Wiege gelegt hat. (Abt Cupra Formentor im Test: Schneller, stärker – und auf Wunsch auch lauter)

Cupra Formentor VZ eHybrid, stehend, von seitlich hinten
Auch in der Heckansicht wirkt der Formentor charakterstark. © Seat

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: Antrieb aus dem VW Golf GTE

Die Technik unterm Blech teilt sich der Spanier natürlich mit seinen Konzerngeschwistern von VW, Škoda und Audi. Den Formentor gibt es, anders als bei Cupra bislang üblich, nicht nur mit Hochleistungsmotoren, sondern auch in zivileren Ausführungen ab 150 PS. Besonders interessant ist der 245 PS starke Plug-in-Hybridmotor, der schon im Golf GTE überzeugt. Die Kombination aus 1,4-Liter-Benziner und E-Motor ist, wie alle Antriebe ab 245 PS, an die Ausstattungslinie VZ gekoppelt, die unter anderem mit einem adaptiven Fahrwerk, 19-Zöllern und einer serienmäßigen Rückfahrkamera aufwartet – was den Listenpreis von 44.120 Euro (minus Umweltprämie) recht attraktiv erscheinen lässt. (Seat Ateca: Beim spanischen VW Tiguan kommen einige Neuerungen – auch fürs Smartphone)

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: Eher souverän als wirklich sportlich

Der Doppelantrieb passt prinzipiell gut zu dem nicht unbedingt leichten Crossover. Der E-Motor mit seinen 85 kW/115 PS sorgt für Druck beim Anfahren und hohe Elastizität beim Zwischenspurt. Insgesamt passen die Fahrleistungen zum dynamischen Design, auch wenn der Antrieb insgesamt eher souverän als richtig sportlich daherkommt. Das Zusammenspiel erfolgt flexibel und geschmeidig, lediglich beim Heranrollen an eine Ampel oder ähnlichen Situationen arbeitet die Kombination nicht immer harmonisch und irritiert mit unerwarteten Drehmomentspitzen.

Interieur des Cupra Formentor VZ eHybrid
Tribal-Emblem trifft virtuelles Cockpit: das Interieur des Cupra Formentor © Seat

Bei geringer Leistungsabfrage, etwa beim Segeln mit Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn oder beim Mitschwimmen im Stadtverkehr, übernimmt der E-Motor auch gerne mal allein den Vortrieb. Allerdings nur bei gut gefülltem Akku – womit wir beim bauartbedingten Schwachpunkt des Formentor wären: Die 12,8 kWh reichen in der Theorie für 58 Kilometer. In der Praxis ist das aber allenfalls im Stadtverkehr machbar. Im Alltag sind eher Werte um die 40 Kilometer realistisch. (Neuer Cupra Formentor VZ5 im Test: So geht Spaniens wilder Stier mit 390 PS ab)

Cupra Formentor VZ eHybrid im Test: Leider lädt er ziemlich lange

Das wäre in vielen Fällen wohl trotzdem genug, hätte Cupra nicht– wie leider auch viele Konkurrenten – am Bordlader gespart. Das eingebaute Exemplar nuckelt im besten Fall mit 3,6 Kilowatt an der Wechselstrom-Leitung. Für eine komplette Ladung des kleinen Akkus sind so mindestens 3,5 Stunden nötig. Das Anschließen an eine öffentliche Ladesäule während des Einkaufs oder anderer Besorgungen kann man sich da gleich sparen. Auf einen Gleichstrom-Schnellladeanschluss hat Cupra ganz verzichtet. Deshalb dürfte der 150-PS-Vierzylinder recht oft laufen und dann liegt der Verbrauch mit sieben bis acht Litern dramatisch über der offiziellen Werksangabe.

Cupra Formentor VZ e-Hybrid
Motor/Getriebe/AntriebTurbobenziner + E / 7-Gang-Doppelkupplung / Front
Leistung/Drehmoment180 kW (245 PS)/400 Nm
Vmax/0–100 km/h210 km/h / 7.0 s
Länge/Breite/Höhe4,45/1,84/1,53 m
Gepäckvolumen420 – 1.415 l
Normverbrauch/elektr. Reichweite1,5 l/100 km / 58 km
Preis44.120 Euro

Letztlich ist der Plug-in-Hybrid so vor allem wegen der Förderung interessant, die es in Form der E-Auto-Prämie und bei der Dienstwagensteuer gibt. Immerhin hat der geneigte Käufer so ein weiteres Argument gegenüber Ehepartner oder Dienstherr in petto. Dass er eigentlich dem extravaganten Design nicht widerstehen konnte, kann er ja für sich behalten. (Von Holger Holzer/SP-X)

Auch interessant

Kommentare