1. 24auto
  2. Tests
  3. Fahrbericht

Citroën Ami: In diesen Bundesländern darf man ihn schon mit 15 Jahren fahren

Erstellt:

Von: Sebastian Oppenheimer

Kommentare

Ein Stadt-Zwerg mit kleinem Elektromotor, 75 Kilometern Reichweite und einer Höchstgeschwindigkeit von nur 45 km/h: Das ist der Citroën Ami. Wir sind mit dem Franzosen durch die Stadt gestromert.

München – So richtig ernst hat keiner das Unikum genommen, das da auf dem Genfer Salon im März 2019 als Studie auf dem Citroën-Stand erstmals gezeigt wurde. Der zweisitzige Citroën One Concept war mit 2,51 Metern gut 20 Zentimeter kürzer als ein Smart Fortwo, aber eher als überdachter und beheizter Motorroller gedacht (Mini-Elektro-Mobile für die Stadt: Sind diese Flitzer besser als Tesla?). Der Traum der Pariser Ingenieure landete aber nicht wie die meisten solcher Studien im Firmenmuseum. Jetzt ist die Serienversion des vollelektrischen Ami (dt.: „Freund“) wirklich da und kommt mit einer 5,5 kWh-Batterie bis zu 75 Kilometer weit, „rennt“ nicht schneller als 45 km/h und ist in drei Stunden an der Haushaltssteckdose wieder aufgeladen.

Citroën Ami: In diesen Bundesländern darf man ihn schon mit 15 Jahren fahren

Bis auf etwas Schnickschnack, wie zum Beispiel die Leuchten vorn und hinten, hat es das Denkmodell also in die Serie geschafft: ein rollender Würfel mit ganz kurzen Überhängen, im oberen Teil der Passagierkabine großzügig verglast, dank eines Panoramadaches so lichtdurchflutet, wie es sonst nur Immobilienanzeigen versprechen. Ein wenig mutet das Fahrzeug an, als sei es einem Fischertechnik-Baukasten entsprungen. Bei aller nahezu unverkleideter Kargheit, blanken Blechteilen rund um den Dachhimmel oder Schlaufen anstatt der gewohnten Türgriffe kommt trotzdem bei beiden Insassen eine besondere Art von Wohnlichkeit auf. Das Motto: Die da draußen auf ihren E-Bikes, E-Rollern oder Vespas und wir hier drinnen, kuschelig warm unter dem Kunststoffdach. (Reif für ein Elektroauto? Mit diesen fünf Fragen finden Sie es heraus)

Fahraufnahme eines Citroën Ami.
Vorne oder hinten? Schwer zu sagen. Doch das Foto zeigt tatsächlich das Heck des Citroën Ami. © Citroën

Citroën Ami: Alternative zum motorisierten Zweirad

Genauso nämlich ist der Ami konzipiert. Als Alternative für die vielen zweirädigen Klein-Verkehrsmittel, die den Verkehr der Zukunft noch stärker prägen werden als ohnehin schon. Aber – gerade in Corona-Zeiten und allem, was noch kommen könnte: Citroën hat auch Busse und Bahnen im Visier, den öffentlichen Personennahverkehr. Schließlich bietet der Franzose eine Privatsphäre wie ein richtiges Auto, mit eigener Musik aus einem stylischen Bluetooth-Lautsprecher. Und auch einen Aschenbecher gibt es – für die noch verbliebenen Raucher.

Spaßmoment beim Einsteigen: Die Fahrertür öffnet wie einst bei den ersten 2CV-Enten nach hinten, das rechte Pendant dagegen erledigt das wie gewohnt. Eine weitere Hommage an den Klassiker sind die Seitenfenster, die nicht gekurbelt, sondern nach oben geklappt werden. Die Türen werden per Schlaufe zugezogen, ein klassischer Dreh am Schlüssel und im Mini-Armaturenbrett erwacht digitales Leben. Links neben der Sitzauflage warten drei Schalter auf ihren Einsatz, die den Schaltknüppel von einst ersetzen. (Höhere Kaufprämie für E-Autos: Die 10 größten Elektro-Schnäppchen)

Blick in den Innenraum eines Citroën Ami.
Im Innenraum des Citroën Ami geht es ziemlich karg zu. © Citroën

Citroën Ami: Bei 45 km/h ist Schluss

Skepsis vor einer Tour durch den Innenstadtverkehr. Gerade mal 6 kW (8 PS) bedienen sich aus einem 5,5-kW-Akku. Droht ein Leben als Verkehrshindernis, wütend angehupt von all den anderen aus der „alten“ Autowelt? Der Pariser „Freund“ setzt sich singend in Bewegung, sein ganz eigenes Lied wird lauter und lauter, bis die Zahl „45“ aufleuchtet. Schneller geht’s nicht mal bergab. Natürlich wird er in der Praxis damit manchmal eine Spaßbremse sein, wenn der DHL-Lieferwagen wieder spät dran ist und in einer zweispurigen Straße nicht am Citroën Ami vorbeikommt.

Das Rumstromern durch die Innenstadt offenbart aber zügig, was so ein Ami kann und was nicht. Er liebt das Vorausdenken, zum Beispiel bei Annäherung an eine rote Ampel. Schnell lernen wir, wann der Fuß vom Gas muss, um ohne Nutzung der Bremse punktgenau an der weißen Linie zum Stillstand zu kommen. Rekuperation also auch im Liliput-Land. Die Lenkung erfüllt alle Ansprüche des üblichen Stadt-Gekurbels, die Übersicht ist dank erwähnter üppiger Verglasung perfekt, solange man nicht nach hinten schauen muss: Ein Innenspiegel fehlt derzeit noch, seine äußeren Kollegen passen größenmäßig eher an Motorroller. Das liegt vielleicht daran, dass der Citroën Ami als „leichtes Vierradmobil für Personenbeförderung“ zugelassen ist. Die Regularien ersparen Citroën übrigens auch den Einbau von Airbags und sonstiger Technik wie ABS oder ESP, die normale vierrädrige Gefährte bieten müssen. (E-Autos: Mit welchen Überraschungen Sie bei der ersten Fahrt rechnen müssen)

Blick in den Innenraum des Citroën Ami.
Auch das Gestühl des Citroën Ami ist eher spartanisch – die Türen werden mittels Schlaufe zugezogen. © Citroën

Citroën Ami: Federungskomfort steht nicht im Vordergrund

Keine Vorschrift ist Federungskomfort, der naturgemäß bei der Entwicklung des Kleinen nicht im Vordergrund stand. Bei Bodenwellen oder ausgefransten Straßenbahnschienen hüpft er fröhlich umher, lässt dabei auch mehr oder weniger harte Schläge gen Innenraum zu. Das ist natürlich vor allem der Kürze des Ami geschuldet, sicher aber auch dem Rotstift der Citroën-Kaufleute. Was soll’s? Dem Charme des Kleinen tut das keinen Abbruch. Bei der Tour durch die Stadtmitte fiel Erstaunliches auf. Nicht etwa die Jugendlichen, die in Gruppen organisiert die Hauptstadt erkunden, reckten die Köpfe nach dem singenden Würfel. Mehr Aufmerksamkeit spendeten die mittleren Jahrgänge und zückten ihre Handys.

Citroën Ami: Hier darf man ihn schon mit 15 fahren

Apropos Jugendliche: In Hessen, Rheinland-Pfalz und NRW darf der Ami schon ab 15 Jahren bewegt werden, in den anderen Bundesländern müssen die Fahrer ein Jahr älter sein. Sie werden dann daheim an Papas ganz normaler Steckdose andocken. Ein leerer Ami ist nach drei Stunden wieder fit für die nächste Tour – der Vorteil des kleinen Akku von 5,5 kW/h. Der musste auch so kompakt sein, um dem Ami einen günstigen Preis spendieren zu können. Derzeit gibt es offizielle Preise nur für Frankreich. Da kostet der Ami 6.000 Euro, kann aber auch für 19,99 Euro monatlich bei einer Anzahlung von 2.600 Euro geleast werden. Die deutschen Preise sollen ähnlich sein.

Technische Daten Citroën Ami
Motor/AntriebElektromotor / Frontantrieb
Leistung/Drehmoment5,9 kW (8 PS) / k. A.
Batteriekapazität5,5 kW/h
Länge/Breite/Höhe2,51 / 1,39 / 1,52 m
Vmax45 km/h
Reichweite75 Kilometer
Ladedauer3 Stunden (220-Volt-Haushaltssteckdose)
Basispreis6.000 Euro

Bei uns startet der Citroën Ami im ersten Quartal 2021. Bestellt werden kann er beim Händler, aber auch im Internet. Online konfigurieren, bezahlen und bald steht er wie ein Amazon-Paket vor der Tür. Wer 200 Euro ausgeben will, kann die Dienste eines Fachmanns nutzen, der das Auto dann vor Ort erklärt. (Peter Maahn/SP-X)

Auch interessant

Kommentare