Gebrauchtwagen verkaufen auf „wirkaufendeinauto.de“? ADAC fällt bitteres Urteil
Mega-günstig oder alles nur Abzocke? Die Plattform „wirkaufendeinauto.de“ kauft Gebrauchtwagen zu angeblich fairen Preisen an. Doch die Beschwerden häufen sich.
- Die Gebrauchtwagenplattform „wirkaufenauto.de“ wirbt mit günstigen Ankaufpreisen.
- Doch die Beschwerden von Kunden häufen sich.
- ADAC und Verbraucherschützer kritisieren „Lockvogelaufschlag“.
Berlin – „Jede Marke. Jedes Alter. Jeder Zustand. Wer woanders kauft, ist selber schuld!“ So aggressiv macht die Autoplattform „wirkaufendeinauto.de“ Werbung für seinen Gebrauchtwagenhandel.
„wirkaufendeinauto.de“: Gebrauchtwagen verkaufen und richtig absahnen?
Hinter der Webseite des Startups steht die milliardenschwere Firma Auto1, Europas führende digitale Autoplattform, mit Sitz in Berlin. Sie wirbt damit, genutzte und nicht mehr gewollte Fahrzeuge zu günstigen Preisen anzukaufen. Anschließend vermittelt das Startup den Gebrauchten über das Profi-Portal weiter.
So funktioniert’s: Der Kunde gibt auf der Seite von „wirkaufendeinauto.de“ die Daten seines Pkw ein. Sekunden später spuckt das Portal einen Ankaufspreis aus. Gleichzeitig wird der Kunde gebeten, so bald wie möglich einen Termin zu machen. Dazu fährt der Fahrzeughalter mit seinem Auto zu einer der 350 Filialen in ganz Deutschland und erhält innerhalb von 24 Stunden die errechnete Geldsumme.
Allerdings empfiehlt es sich, vor dem Termin noch einmal einen Vorabcheck des Gebrauchtwagens bei einer Prüfungsstelle wie etwa der Dekra (Sitz in Stuttgart, geführt von Stefan Kölbl (52)) zu machen. Denn: Profis erkennen sofort etwaige Mängel und geben Ihnen anschließend im Gutachten eine Schätzung ab, wie hoch der Wert des Gebrauchtwagens ist. Es empfiehlt sich, anschließend den Preis mit der errechneten Summe zu vergleichen, die Ihnen auf der Plattform „wirkaufendeinauto.de“ vorgeschlagen wird.
„wirkaufendeinauto.de“ im Test – Diese Erfahrungen haben Kunden gemacht
Die Bild hat bereits den Test gemacht – und ein Auto zum Schein dort zum Kauf angeboten. Doch beim Preis wartet eine herbe Enttäuschung auf die Tester: Während auf der Seite noch ein sehr hoher Preis für den Gebrauchtwagen ausgespuckt wurde, waren es vor Ort in der Filiale fast 2.000 Euro weniger.
Auch der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) mit Sitz in Bonn kritisiert das Geschäftsmodell von „wirkaufendeinauto.de“. So erklärt Geschäftsführer Ansgar Klein gegenüber Bild Online: „Die teils erheblichen Abweichungen von den Schätzpreisen im Internet beschädigen den guten Ruf der Branche. Es scheint, dass es einen systematischen ‚Lockvogelaufschlag‘ beim ermittelten Preis auf der Webplattform gibt.“
Die Gründer der Autoplattform sehen das allerdings anders und erklärten gegenüber dem Handelsblatt, dass im Internet von quasi makellosen Fahrzeugen ausgegangen wird und sich daraus ihr (hoher) Wert errechnet.
Verbraucherschützer und ADAC warnen: Ist „wirkaufendeinauto.de“ Abzocke?
Verbraucherschützer haben dagegen zahlreiche Beschwerdemails von Kunden erhalten und warnen ebenfalls, dass die angebotenen Preise oftmals nichts mit der Realität zu tun haben. Außerdem werde massiv Druck auf die Kunden ausgeübt, schnell einen Termin bei einer „wirkaufendeinauto.de“-Filiale zu machen, ansonsten werde das Schnäppchenangebot bald ablaufen.
Auch bei einer Stichprobe durch den ADAC (geführt von August Markl (72)) kam ein ähnliches Ergebnis heraus. So haben ADAC-Mitglieder sogar von Abzocke berichtet. „Hier wird man mit Lockankaufsgeboten durch die Bewertung seines Autos vorab im Internet in die Irre geführt“, schreibt ein Mitglied, „vor Ort wird einem nur noch ein Bruchteil des Preises geboten. Meines Erachtens ist das Betrug.“
Bei einem Selbstversuch der ADAC-Experten stellte sich ebenfalls heraus, dass ein deutlich niedrigeres Angebot in der Filiale gemacht wurde als noch zuvor auf der Internetseite. Abschließend empfiehlt der Autoclub daher, Gebrauchtwagen besser privat zu verkaufen, da man hier in der Regel am meisten herausholen kann.