Wasserstoffauto: Warum es dem Elektroantrieb mit Akku Konkurrenz macht
Lange Zeit glaubte man, Wasserstoff eigne sich nur für Lkws. Doch nun sagt ein Experte: Das Auto mit Brennstoffzelle ist heutzutage das, was einst der Diesel war.
Elektroauto mit Akku oder Wasserstoff? Als Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (61, CDU) Tesla-Chef Elon Musk (51) genau danach fragte, war dessen Antwort klar: „Definitely electric, hydrogen is a waste of time, obviously“ –das Wasserstoffauto ist also offensichtlich Zeitverschwendung, erklärte Musk und bekam einen Lachanfall, der seinerzeit für Memes und Schlagzeilen sorgte.
Energieträger | Wasserstoff |
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Antriebsart | Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor |
Zahl Wasserstofftankstellen in NRW | 18 |
Neuzulassungen Wasserstoffautos Deutschland | Weniger als 1.000 seit 2012 |
Wasserstoff als Antrieb der Zukunft? „Wir werden viele solcher Autos sehen“

Doch ist das Wasserstoffauto wirklich nur ein Witz? „Keineswegs“, sagt Peter Beckhaus. Er ist Geschäftsführer des Zentrums für Brennstoffzellentechnik (ZBT) in Duisburg, wie 24rhein.de berichtet. Die Stadt im Ruhrgebiet hat den selbstbewussten Anspruch, zum Wasserstoffzentrum Deutschlands zu werden und das ZBT gilt als eine der führenden europäischen Forschungseinrichtungen für Wasserstofftechnologien in Europa.
„In naher Zukunft werden wir viele Wasserstoffautos auf den Straßen sehen“, so Beckhaus. Das überrascht, denn bislang war die weitverbreitete Ansicht: Wasserstoff-Antriebe eignen sich für Lkws und schwere Maschinen. Denn Batterien für diese Wagen wären extrem schwer und das ständige Laden würde Logistikketten stören. Bei Pkw hingegen seien nur batteriebetriebene Elektromotoren sinnvoll, heißt es seit Jahren. Hauptargument: der deutlich geringere Wirkungsgrad von Elektroautos mit Wasserstoff und Brennstoffzelle (FCEV: Fuel Cell Electric Vehicle) gegenüber denen mit Akkus (BEV: Battery Electric Vehicle).
Akku-Auto ist sehr viel effizienter – noch?
Denn beim batteriebetriebenen Elektroauto kommt der Strom aus dem Kraftwerk über die Ladestation direkt in die Batterie. Von einer Kilowattstunde Strom setzt das Elektroauto 70 Prozent direkt in Bewegung um.

Wasserstoff hingegen muss erst einmal produziert werden. Das kostet Strom. Anschließend muss der Energieträger zu einer Tankstelle gebracht werden. Erst dann wird er mithilfe der Brennstoffzelle im elektrisch betriebenen Auto wieder in Strom umgewandelt. Der Wirkungsgrad von Wasserstoffautos beträgt unter 30 Prozent. Das ist ein ähnlich schlechter Wert wie bei normalen Verbrennermotoren.
„Wer hat den Diesel früher genutzt? Nur der Landwirt“
Doch die technische Weiterentwicklung werde Wasserstoffautos durchaus wettbewerbsfähig machen, glaubt ZBT-Chef Peter Beckhaus: „Das ist wie mit dem Diesel. Wer hat den früher genutzt? Nur der Landwirt mit seinem Trecker. Dann war Diesel plötzlich eine Alternative zu Benzinern. Genauso werden Wasserstoffautos eine Alternative für Elektroautos sein.“
Immerhin habe ein Auto, das mit Wasserstoff betrieben werde, erhebliche Vorteile gegenüber klassischen Elektroautos mit Akku. Während deren Fahrer immer wieder längerer Ladezeiten abwarten müssen, lässt sich ein Wasserstoffauto so schnell betanken wie ein Benziner. Und die Reichweite mit einem vollen Tank kann an die 1.000 Kilometer betragen – das ist derzeit mit keinem Akku-Auto möglich.
Schritt vom E-Auto zum Wasserstoff ist klein
„Der Schritt vom E-Auto zum Wasserstoffauto ist viel kleiner als vom Verbrenner zum Wasserstoff. Wenn sich Elektroautos weiter etabliert haben, werden sich auch Wasserstoffautos durchsetzen“, ist sich Beckhaus sicher.
Große Autohersteller scheinen das allmählich auch so zu sehen: Unter anderem BMW, Honda und Nissan testen Wasserstoffantriebe, sowohl als Verbrenner als auch elektrisch mit Brennstoffzelle. Und Toyota hat mit dem Mirai bereits seit Jahren ein Serienmodell. Auch Ford denkt in diese Richtung. Zwar investiert der Autobauer gerade kräftig in die Ford-Werke in Köln, die zu seinem Zentrum der E-Auto-Produktion Europas werden sollen. Doch hat Ford jüngst ein Patent für einen Turbomotor mit Wasserstoffantrieb in den USA angemeldet, wie unter anderem das Portal Muscle Cars & Trucks berichtet.
Eine Hürde, die vorerst bleibt, ist die mangelnde Infrastruktur. Aktuell gibt es etwa 100 Tankstellen in Deutschland, nicht wenige davon in Nordrhein-Westfalen: Unter anderem in Essen, Duisburg, Ratingen, Wuppertal und Herten lassen sich Autos mit Wasserstoffantrieb betanken. Damit das Netz dicht genug für einen alltagstauglichen Gebrauch von Wasserstoffautos ist, müsste es mittelfristig nach Experteneinschätzung allerdings mindestens 500 bis 1.000 solcher Tankstellen geben.