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Mobil-Konzern statt Autobauer? Mercedes und BMW scheitern mit Share Now

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Von: Marcus Efler

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Mit ihrer Carsharing-Marke wollten Mercedes und BMW sich vom Autobauer zum Mobilitätsanbieter wandeln. Nun ist das Konzept grandios gescheitert.

Berlin – Es waren mutige Worte für einen Autohersteller, und sie fielen ausgerechnet dort, wo die Autobranche vor einigen Jahren ihr Hochamt zelebrierte: 2017 auf der IAA (damals noch in Frankfurt), schwor Britta Seeger (53), Vertriebs-Vorständin von Mercedes-Benz (damals noch Daimler AG), dem Wachstum bei der Autoproduktion ab. „Die gleiche Anzahl Autos“, erklärte die Chefin auf der offiziellen Pressekonferenz, „kann doppelt so viele Menschen transportieren“.

Die Vision hinter der überraschenden Hinwendung zur Nachhaltigkeit, auch auf Kosten des Auto-Umsatzes: Eine globale Autoflotte vor allem mit dem Kleinstwagen Smart, bereitgestellt von Car2Go – einer Tochterfirma, die Autos nicht verkaufte, sondern minuten- oder stundenweise vermiete. Neudeutsch: Carsharing.

Mobil-Konzern statt Autobauer? Mercedes und BMW scheitern mit Share Now

Denn der damalige Benz-Boss Dieter Zetsche (69) wollte seinen Autobauer zum trendigen Mobilitätsanbieter wandeln, wie das auch der frühere BMW-Chef Harald Krüger (56) mit dem Carsharing-Anbieter DriveNow plante. Lufthansa statt Airbus war das angesagte Motto, wie es mittlerweile etwa auch die Volvo-Schwestermarke Lynk & Co mit ihrem Abo- und Sharing-Modell propagiert: Nicht die Hardware, das Biegen von Blech entscheide künftig über den Erfolg beim Kunden, sondern eine ausgetüftelte Dienstleistung inklusive sorglosem Parken, Laden und dem nahtlosen Umstieg auf andere Verkehrsmittel vom E-Roller über Taxi bis zum ICE.

Mobil-Konzern statt Autobauer? Share Now geht an Stellantis

Doch obwohl die Sharing-Anbieter durchaus ihre Fans vor allem in Städten hatten, kamen sie nicht so richtig in Schwung und aus den roten Zahlen. Als erste Maßnahme fusionierten die Erzrivalen Daimler und BMW ihre Dienste zu Share Now, doch dann erstickte Corona die Lust am geteilten Transport-Systemen. Nun stoßen die Konzerne ihr Joint Venture an den Konkurrenten Stellantis (unter anderem Opel, Peugeot, Fiat, Jeep) ab. Und wetten ganz auf wuchtige Luxusautos für China und USA. Airbus statt Lufthansa.

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Car-Sharing-Anbieter Share Now wird an Stellantis verkauft
An Stellantis verkauft: Der Car-Sharing-Anbieter Share Now. (Symbolbild) © Michael Gstettenbauer/Imago

Mobil-Konzern statt Autobauer? Mercedes und BMW scheitern mit Share Now

Das hat natürlich viel mit den aktuellen Chefs zu tun, Ola Källenius (52) bei Mercedes-Benz und Oliver Zipse (58) bei BMW, die sich dem Aktionärswohl viel mehr verpflichtet fühlen als gesellschaftlichen Visionen. Wegen dieser waren ihre Vorgänger intern durchaus umstritten.

Auch das Mobilitätsthema Robotaxi, das Mercedes zusammen mit Bosch angegangen war, wurde mittlerweile begraben. Immerhin behalten die deutschen Vorzeige-Autobauer vorerst ihren Taxidienst Free Now, der sich mit Sammelfahrten (neudeutsch: „Ride Hailing“) zum Konkurrenten von Uber und U-Bahn aufschwingen soll. Wie lange Mercedes und BMW an dieser hehren, aber schwierigen Mission festhalten, ist freilich völlig öffen.

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