Elektroautos in der Kostenfalle: Diese fünf Dinge werden bald richtig teuer
Wer sein Elektroauto erst mal bezahlt hat, ist dann preisgünstig unterwegs. Derzeit stimmt das auch noch – doch es droht ein teures Erwachen.
München – Umweltbonus, Steuerfreiheit, billiger Strom in der heimischen Garage: Elektroautos versprechen derzeit eine besonders preisgünstige Art der Mobilität. Tatsächlich gibt es einige Kosten, die heute und künftig deutlich niedriger ausfallen als bei Autos mit Verbrennungsmotor – etwa für den Wartungsaufwand des Motors. Doch manche Vergünstigungen sind trügerisch und einige Kosten werden erst in ein paar Jahren sichtbar. Wer sich für den Kauf eines Elektroautos interessiert, sollte sich also darauf gefasst machen. (Preise für E-Autos geschönt: Mit diesem Trick schummeln Händler – jetzt gibt’s Ärger)

Elektroautos in der Kostenfalle: Diese fünf Dinge werden bald richtig teuer
- Wertverlust: Es war ja zu ahnen, mittlerweile steigt die Gewissheit. Gebrauchte Elektroautos verlieren kräftig an Wert. So ermittelte die Deutsche Automobil-Treuhand (DAT), dass der Restwert eines Second-Hand-Stromers aktuell zehn Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Erkennen kann man das gut an den Leasingraten: Super-Sonderangebote, finanziert mit dem Umweltbonus, sind rar geworden, denn auch die Leasing-Gesellschaften kalkulieren mittlerweile mit niedrigeren Erlösen beim Wiederverkauf. „Der Gebrauchtwagenmarkt für batterieelektrische Pkw hat es schwer“, erklärt der Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung, Martin Weiss. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens die Förderprämie von bis zu 9.670 Euro, die Neuwagen zu Konkurrenten von Gebrauchten macht. Zweitens fallen die Preise neuer Stromer in den nächsten Jahren. Und drittens herrscht noch immer Unsicherheit über die Haltbarkeit der Akkus: Wer heute ein drei Jahre altes BEV (Battery Electric Vehicle) kauft, befürchtet oft nachlassende Reichweiten oder gar einen teuren Akkutausch und handelt den Preis entsprechend runter.
- Stromkosten: Schon heute ein Problem: Wer unterwegs an einer Schnelllade-Säule nachtanken muss, zahlt oft horrende Preise für die Kilowattstunde. Mit dem Abo eines Auto- oder Stromanbieters hat er die Kosten zwar besser im Griff und zu Hause lädt er sowieso günstiger. Doch dieser Welpenschutz, mit der die junge Elektromobilität gefördert werden soll, dürfte bald vorüber sein. Zum einen wird Strom stetig teurer, weil er die Energiewende mitfinanzieren muss. Dazu bauen Supermärkte und Möbelhäuser ihre Gratis-Ladestationen, mit denen sie Kunden anlocken wollten, wieder ab. Und je weniger Autos mit Verbrennungsmotor unterwegs sind, desto mehr wird sich der Staat überlegen, wie er die Energiesteuer (vormals Mineralölsteuer) auf den Fahrstrom umlegen kann: Über 40 Milliarden Euro jährlich kann er sich nicht entgehen lassen.
- Kfz-Steuer: Apropos Staatseinnahmen: Elektroautos sind von der Kraftfahrzeug-Steuer befreit. Stromer, die bis 2025 zugelassen werden, bleiben bis 2030 verschont. Wenn der Staat mit seiner E-Förderung allerdings den gewünschten Erfolg hat und die Verbrenner tatsächlich aussterben, dürfte er bei den Akku-Autos (oder denen mit Brennstoffzelle) wieder richtig zulangen: Denn der Bund (früher waren es die Bundesländer) kassierte im vergangenen Jahr etwa 9,5 Milliarden Euro an Kfz-Steuer, die er sich dann natürlich auch von Tesla-Fahrern und anderen holt.
- Defekte Technik: Klar, die Wartungskosten für Akku-Autos liegen unter denen von Benzinern, Dieseln und Hybrid-Modellen – da ihr Motor (oder ihre Motoren) deutlich weniger verschleißanfällige mechanische Bauteile aufweisen als Verbrenner. Dafür werden Computer-Chips (an denen es derzeit ohnehin mangelt) für Antriebssteuerung, Akku-Kühlung und Vernetzung immer wichtiger. Tesla, Volkswagen und andere Hersteller vereinen sämtliche wichtigen Funktionen gar in einem einzigen Super-Chip. Leider zeigen aber schon aktuelle konventionelle Pkw, dass die Digitaltechnik fehleranfälliger ist, als man früher annahm. Meistens muss bei einer defekten Elektronik ein komplettes Bauteil erneuert werden. Und ein Matrix-Scheinwerfer, der wegen einer einzelnen dunklen LED ausgetauscht werden muss, ist bekanntlich dramatisch teurer als ein neues Halogen-Birnchen.
- Versicherung: Die Anbieter von Haftpflicht- und Kasko-Policen lieben Elektroautos und belohnen sie mit niedrigen Prämien. Das ist auch logisch: Fahrer von Stromern legen weniger Kilometer zurück als die meisten Verbrenner-Kunden. Risiko-Piloten, die offensiv und mit quietschenden Breitreifen durch die City bollern, machen derzeit um Elektroautos noch einen großen Bogen. Umgekehrt gelten deren Käufer als eher defensive Fahrer, die schon allein deshalb nicht rasen, um den Akku zu schonen. Doch das alles wird sich ändern. Zudem sind leistungsstarke Elektromotoren mit deutlich weniger Aufwand herzustellen als Verbrenner. Es könnte ein Wettrüsten um die Fahrleistungen starten, wie extreme Sportwagen kleinerer Hersteller wie der Rimac Nevera schon heute zeigen. Dann wird der „Quattro-Effekt“ einsetzen, den Versicherungen bei der Einführung allradgetriebener Audi-Modelle in den 1980ern beobachten mussten: Zuerst hatten die Anbieter sie mit niedrigeren Prämien belohnt, da sie von einer höheren Sicherheit ausgingen. Doch diese wurde durch offensives, riskanteres Fahren kompensiert, die Versicherungstarife schossen durch die Decke.

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