Elektroautos im Einheits-Design: Darum kommen so viele Stromer als SUV
Die Elektromobilität verstärkt den Trend zum SUV: Andere Stromer kommen kaum noch auf den Markt. Die Einheitsform hat für Hersteller und Designer mehrere Vorteile.
München – Der Siegeszug der Elektromobilität begann mit einem kleinen, offenen Auto: Der erste Tesla, der Roadster, basierte 2008 noch auf dem Lotus Elise. Auch die späteren Modelle wie das Model S und das Model 3 zeigen klassische Karosserieformen, wie sie über Jahrzehnte das Autodesign bestimmten, und sogar ein neuer Roadster steht vor der Tür. Das einzige Modell der Amerikaner im neumodischen SUV- oder Crossover-Design ist das Model X. (Tesla als Elektro-Offroader: Welches Modell ist dafür wohl geeignet?)
Elektroautos im Einheits-Design: Fünf Gründe, warum fast alle Stromer SUV sind
Mit seinen konventionellen Karosserieformen stemmt sich also ausgerechnet der Elektro-Pionier gegen einen breiten Trend, der fast die gesamte Autoindustrie erfasst hat: Nahezu alle Elektroautos, die aktuell oder demnächst auf den Markt kommen, gehören mittlerweile zum Segment des SUV (Sport Utility Vehicle), sind also hoch bauende, oft wuchtig wirkende Modelle im soften Abenteuer-Look. Ob Hyundai Ioniq 5, Kia EV6 oder deren japanische Konkurrenten von Mazda, Lexus und Genesis, ob BMW iX oder Audi Q4 e-tron – und die Armada an chinesischen Stromern, die teilweise in Europa den Erfolg sucht, sowieso: SUV-Design, wohin man blickt. (BMW iX3 mit Modellpflege: Auch optisch endlich ein Elektroauto)

Die Ausnahmen sind rar: Originelle City-Mobile wie der Sono Sion, Retro-Flitzer wie der Honda e, der Mini Cooper SE oder der neue Fiat 500. Betont sportliche Autos wie der Porsche Taycan und der technisch verwandte Audi e-tron GT sind natürlich flache Flundern. Aber der erste Porsche, der auf der Premium Platform Electric (PPE) des Volkswagen-Konzerns basiert, ist der neue Macan – wieder ein SUV. Ebenso das nächste Modell der einstigen Kleinstwagen-Marke Smart. Besonders dreist: Klassische Namen ikonischer Coupés und Cabrios wie Ford Mustang oder Opel Manta werden zu PR-Zwecken als Bezeichnung neuer Elektro-SUV missbraucht. (VW ID.5: Erste Probefahrt – schnelleres Laden bald möglich?)
Aber warum setzen nahezu alle Automarke auf diese Klasse, die zum Beispiel in Deutschland durchaus umstritten ist? Dafür gibt es vor allem sechs Argumente:
- Das SUV ist die beliebteste Autoklasse. Ganz banal: Da die Autohersteller sehr viel Geld in die Elektromobilität investieren und die teuren Modelle so schnell wie möglich auch verkaufen müssen (sonst drohen wegen des Verstoßes gegen Emissions-Richtlinien hohe Strafzahlungen), gehen sie beim Design auf Nummer sicher. Und trotz Anfeindungen ist das SUV nun mal das aktuelle Boom-Segment.
- SUV-Karosserieform profitiert von Akku-Auto-Vorteilen. Batterien im Boden, kompakte Motoren direkt an den Achsen: Das ermöglicht ein günstiges „Package“, sprich einen großen Innenraum. In der SUV-Form, mit relativ kurzer Fronthaube und ganz ohne Stufenheck, kann er den Passagieren richtig viel Platz bieten.
- Akkus im Unterboden. In einem dickeren Fahrzeugboden lassen sich mehr Akkuzellen für eine größere Reichweite unterbringen. Bei der ohnehin höheren Bauform lässt sich das besser in das Design integrieren.
- Ein SUV ist sowieso schon schwer. Das Gewicht der Akkus von bis zu 700 Kilo lässt gerade Modelle mit hoher Reichweite deutlich über zwei oder sogar 2,5 Tonnen wiegen. Das sind Autokäufer vom SUV ohnehin gewohnt, er wird durch die Akkus, relativ gesehen, nicht dramatisch schwerer. Die Kunden akzeptieren die Mehrkilos so eher.
- Allrad-Antrieb passt zum SUV. Beim Elektroauto ist es technisch recht einfach, alle vier Räder anzutreiben, viele Modelle bieten die 4x4-Option serienmäßig oder gegen Aufpreis. Bei einem SUV gehört das auch nach Meinung vieler Autofahrer dazu. Außerdem bietet ein Elektroantrieb überragende Offroad-Eigenschaften, falls es wirklich mal ins Gelände gehen sollte.
- Für ein SUV kann man höhere Preise verlangen. Noch kosten Elektroautos (ohne Berücksichtigung von Subventionen) einige Tausender mehr als vergleichbare Verbrenner. Bei ohnehin oft teureren SUV-Modellen fällt der Preisaufschlag für die Akkutechnik, wieder relativ gesehen, weniger deutlich aus als bei Limousinen oder Kompaktwagen.
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