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Dubioses Geschäftsmodell mit Prämie: Deutschland fehlen zehntausende Elektroautos

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Von: Sebastian Oppenheimer

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Die Tricksereien mit der E-Auto-Prämie haben 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Zehntausende Stromer wurden offenbar gewinnbringend ins Ausland verkauft – der finanzielle Schaden ist gigantisch.

Deutschland subventioniert – und einige Händler kassieren mit einer äußerst fragwürdigen Masche ab: Die Prämien-Trickserei mit gebrauchten Elektroautos nimmt zu. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, die die Zulassungs- und Bestandszahlen von E-Autos in Deutschland abgeglichen hat. Demnach sind 16 Prozent der im vergangenen Jahr neu angemeldeten E-Pkw inzwischen nicht mehr auf deutschen Straßen unterwegs. Im Vorjahr betrug die Lücke „nur“ 13 Prozent.

Dubioses Geschäftsmodell mit E-Auto-Prämie: Deutschland fehlen zehntausende Stromer

Insgesamt wurden im Jahr 2022 in Deutschland rund 470.000 reine Elektroautos neu zugelassen. Der Fahrzeugbestand an rein elektrischen Pkw stieg im gleichen Zeitraum jedoch nur um knapp 400.000 Einheiten an. Die Experten vermuten, dass ein Großteil der fehlenden Fahrzeuge nach Kassieren der Umweltbonus-Prämie von bis zu 9.000 Euro ins Ausland weiterverkauft wurde. Wenn die Haltedauer nach Erstzulassung mindestens sechs Monate beträgt, ist das zwar legal, aber nicht im Sinne des Steuerzahlers. Den durch das Schlupfloch entstandenen Schaden beziffert das CAM auf 380 Millionen Euro.

Ein Ladekabel an einem E-Auto
Mit der Umweltbonus-Prämie für E-Fahrzeuge wurde offenbar massiv getrickst. (Symbolbild) © Michael Gstettenbauer/Imago

Dubioses Geschäftsmodell mit E-Auto-Prämie: Besonders lohnend bei teuren Fahrzeugen

Besonders lohnend ist der Trick laut CAM bei teuren E-Autos. Stichproben der Expertern zufolge sind die Unterschiede zwischen Neuzulassungen und Bestandszuwachs daher unter anderem bei Tesla, BMW und Audi besonders hoch, wo jedes dritte bis vierte Auto wieder aus Deutschland verschwindet. Bei günstigeren Elektrofahrzeugen ist die Lücke kleiner, beim Kleinwagen Renault Zoe etwa beträgt sie rund 9 Prozent.

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Dubioses Geschäftsmodell mit E-Auto-Prämie: Einige Händler darauf spezialisiert

Der Wiederverkauf ins Ausland lohnt sich trotz des Wertverlusts aufgrund der Förderungshöhe und der letztendlich geringen Mindesthaltedauer. So hätten sich einige Händler darauf spezialisiert, gebrauchte Elektrofahrzeuge nach sechs Monaten ins Ausland mit Gewinn weiterzuverkaufen. Dabei profitieren die Verkäufer teilweise auch von Förderprogrammen in den Zielländern, die eine hohe Nachfrage und hohe Preise für junge gebrauchte Elektrofahrzeuge schaffen.

Das fragwürdige Geschäftsmodell dürfte sich allerdings im laufenden Jahr weniger lohnen, nachdem die Mindesthaltedauer zum Jahreswechsel auf ein Jahr gestiegen ist. Auch dass in Deutschland die maximale Förderhöhe gesunken ist und gleichzeitig viele hochpreisige E-Mobile komplett von der Bonusregelung ausgeschlossen wurden, dürfte für eine geringere Attraktivität sorgen. (Holger Holzer/SP-X)

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