Autos aus China: Hohe Preise vergraulen potenzielle Kunden
Autos aus China sind mittlerweile richtig gut, und finden ihre Käufer. Doch die Premium-Preispolitik könnte viele Interessenten abschrecken.
Die Zeiten, in denen vor allem klapperige Kisten den Sprung aus China auf den deutschen Automarkt versuchten (und scheiterten), sind endgültig vorbei. Die aktuellen, vor allem elektrischen Newcomer aus dem Reich der Mitte glänzen mit Bestnoten beim Crashtest, etwa der rundum gelungene Ora Funky Cat von Great Wall Motors. Auch bei den Kunden kommt die Botschaft an, dass chinesische Autowerke hohe Verarbeitungsqualität liefern: So hoffen viele Käufer von Tesla, ein Exemplar aus China zu bekommen (während VW vor der Einfuhr des ID.3 aus China warnt). Und BMW vertraut Great Wall die Produktion des nächsten elektrischen Mini an.

Autos aus China: Hohe Preise vergraulen potenzielle Kunden
Dabei wildern die Hersteller aus dem Reich der Mitte keineswegs im Billigsegment, sondern greifen bewusst Mercedes und Co. an. Das könnte sogar funktionieren: 42 Prozent der deutschen Besitzer einer Premiummarke könnten sich vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen – wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Haben die Befragten schon mal ein Auto aus China bewegt, steigt die Zustimmung sogar auf 65 Prozent. Das ergibt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey, aus der das Handelsblatt zitiert.
Ein attraktiver Preis wäre demnach das wichtigste Argument für einen Umstieg. Doch genau hier liegt das Problem: Die Manager der jungen Marken bieten ihre Autos in Deutschland nach Meinung von Experten nämlich viel zu teuer an. Preislich orientieren sie sich eher an den teuren deutschen Fabrikaten als etwa südkoreanischen oder französischen. „Diese Ausrichtung steht im völligen Kontrast zu dem, was potenzielle Kunden von chinesischen Marken tatsächlich erwarten“, glaubt Mansouri Soleiman Mansouri, Autoexperte der Unternehmensberatung Berylls Strategy Advisors.
Autos aus China: Teils teurer als Mercedes und Co.
So kostet der Ora Funky Cat mit knapp 39.000 Euro fast so viel wie der in Zwickau gebaute, beliebte Cupra Born. Die Elektro-Limousine BYD Han ist mit 72.000 Euro sogar teurer als ein Mercedes EQE. In China ist sie laut Berylls für die Hälfte zu haben – ebenso wie der Wey Coffee 01. Der Plug-in-Hybrid von Great Wall ist mit 55.900 Euro nicht nur fast doppelt so teuer wie auf seinem Heimatmarkt, sondern nur wenig günstiger als ein vergleichbarer Audi Q5. Und für die 41.000 Euro, die Aiways hier für seinen U6 aufruft (China-Preis umgerechnet ca. 31.350 Euro), bekommt man seit der umfassenden Preissenkung auch schon fast ein begehrtes Tesla Model Y.
Zwar achten die Chinesen meistens darauf, ein wenig unter den Preisen der etablierten Premium-Wettbewerber zu bleiben. Trotzdem wirkt der Deutschland-Zuschlag im Vergleich überzogen. Den Automodellen fehle „das Besondere, das Kunden suchen, die bereit sind, einen Premiumpreis zu bezahlen“, sagt Berylls-Experte Mansouri. Für die Absatzzahlen, die sie sich vorgenommen hätten, würde das „nicht funktionieren“.