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VW Power Day: Volkswagen kopiert Tesla – sogar die Fabriken heißen wie bei Elon Musk

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Von: Christian Schulz

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E-Autos sind weiterhin teuer, außerdem gibt es Engpässe bei der Versorgung mit Batteriezellen. Beide Probleme will der Volkswagen-Konzern jetzt angehen – und kopiert dafür Tesla.

Wolfsburg – Mit einem eigenen Netz von Batteriezellfabriken will Volkswagen Elektrofahrzeuge günstiger machen und so US-Rivale und E-Auto-Branchenführer Tesla attackieren. Der größte Autokonzern Europas gibt sich bewusst offensiv. Die ausgegebene Devise lautet: Angriff! Herbert Diess und VW machen jetzt auf Elon Musk – und kündigen beim VW „Power Day“ den Aufbau einer internen Zellfertigung mit eigenen Batteriefabriken an mindestens sechs europäischen Standorten an. In der Folge des Tesla-artigen Präsentations-Events schießen plötzlich die Kurse der VW-Aktien in ungeahnte Höhen. (Aktien-Hype: „VW ist das neue Tesla“ – setzen Reddit-Zocker jetzt auf Volkswagen?)

VW Power Day: Volkswagen kopiert Tesla – sogar die Fabriken heißen wie bei Elon Musk

Die sogenannten „Gigafabriken“ (Eins-zu-eins-Übersetzung von Teslas „Gigafactory“) sollen laut den Planungen bis zum Jahr 2030 Batteriezellen mit einem Gesamt-Energiegehalt von 240 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr herstellen. Die für den VW-Standort Salzgitter bereits vorgesehene Kapazität wird dabei deutlich erweitert. Skellefteå in Nordschweden steht bereits als zweiter Standort fest – auch hier kooperiert Volkswagen mit der Firma Northvolt. Vier weitere Werke sollen folgen – im Gespräch war zuletzt etwa eine mögliche Fertigung bei Seat in Spanien. (VW-Boss Herbert Diess brutal unter Druck – wegen Tesla und Elon Musk: So will er das Steuer rumreißen)

VW-Chef Herbert Diess (links) und Tesla-CEO Elon Musk (rechts)
Gute Miene zum knallharten Spiel? VW-Chef Herbert Diess (l.) und Tesla-Boss Elon Musk (r.) liefern sich ein Duell um die Vorherrschaft auf dem Automarkt der Zukunft. © dpa/Volkswagen AG

Der Auf- und Ausbau eigener Produktionskapazitäten bei Bauteilen für Elektromodelle ist in der Autobranche ein wesentliches Thema. Um die verschärften Klimaziele der EU einhalten zu können, müssen die Hersteller mehr Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in ihre Flotten bringen. Gleichzeitig gibt es Engpässe bei den nötigen Batteriezellen – und eine erhebliche Abhängigkeit von Zulieferern aus Asien. (Volkswagen nimmt VW e-up! vom Markt – Mega-Lieferzeiten für E-Autos sind schuld)

Volkswagen hofft, durch die Offensive mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen sollen eigene Batteriefabriken stets die notwendige Versorgung garantieren. Zuletzt hatte es, ähnlich wie zurzeit bei Halbleitern, große Lieferengpässe gegeben. Vor allem aber sollen durch die Größenvorteile einer selbst kontrollierten Zellfertigung die Kosten sinken – und damit letztlich die Preise von Elektroautos für die Kunden. Das erklärte Ziel dieser Übung: Bessere Wettbewerbsfähigkeit auf dem heftig umkämpften vollelektrischen Automobilmarkt der Zukunft. (Apple iCar soll 120.000 Euro kosten – sieht so das Ende der deutschen Autoindustrie aus?)

VW Power Day: Volkswagen kopiert Tesla – Kampfansage an Elon Musk und Grünheide

Der Angriff des Volkswagen-Imperiums gilt ganz klar Emporkömmling und E-Auto-Riese Tesla. Dessen Boss Elon Musk hatte vollmundig erklärt, die neue Fabrik des E-Auto-Herstellers in Grünheide bei Berlin solle zur weltgrößten Batteriefabrik werden. Zudem wollen die Kalifornier künftig mehr Modelle in der Mittel- und Kompaktklasse anbieten – also dem klassischen „Volumensegment“ von Volkswagen. Das dürfte in Wolfsburg ebenso als Attacke wahrgenommen worden sein. (BMW-Boss Oliver Zipse sagt Elon Musk knallhart den Kampf an: „Es wird nicht einfach für Tesla“)

Ein Volkswagen-Mitarbeiter steht in einem Reinraum zur Produktion von Batteriezellen im Volkswagenwerk Salzgitter.
Europas größter Autokonzern VW will Batteriezellen künftig selbst herstellen. Hierzu soll ein Netz eigener Fabriken entstehen. © Julian Stratenschulte/dpa

„Bis 2030 wird ein einheitliches Zellformat 80 Prozent aller Anwendungsfälle in unserem Konzern abdecken“, erklärt VW-Vorstandschef Herbert Diess. „Das wird dabei helfen, die Batteriekosten radikal zu reduzieren. Und das bedeutet erschwinglichere Fahrzeuge.“ Das System „Einheitszelle“ soll 2023 anlaufen und in Salzgitter ab 2025 im Massensegment gefertigt werden. Mit ihm werde die Vielfalt der Varianten abnehmen, was die Batteriekosten drückt – für Einsteiger-Modelle „schrittweise um bis zu 50 Prozent und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent“. (Tesla Gigafactory in Grünheide: Zeitplan noch einzuhalten? „Keine Autos aus Fabrik, die nicht genehmigt ist“)

In Kooperation mit Energie- und Mineralölkonzernen wie BP/Aral in Deutschland oder Iberdrola in Spanien will Volkswagen zudem das Ladenetz für E-Autos in Europa vergrößern. Bis 2025 sollen gut 18.000 Schnellladepunkte betrieben werden. „Wir stellen sicher, dass Laden genauso einfach wird wie Tanken“, so VW-Boss Herbert Diess. Die gemeinsame Initiative solle bis zum Jahr 2025 ein Drittel des Bedarfs an öffentlichen Ladestationen auf dem Heimatkontinent abdecken. (Audianer_innen sorgen für Gender-Zoff: Wut wegen geschlechtergerechter Schreibweise)

Ein VW ID.3 wird an einer Aral-Ladesäule betankt.
In Kooperation mit Energiekonzernen will Volkswagen das Netz von Ladestationen für E-Autos in Europa wesentlich verbreitern. © VW/Aral

VW Power Day: Volkswagen kopiert Tesla – eigene Batteriewerke für neue Technologie

Vorgesehen sind darüber hinaus weitere Energiedienstleistungen. So sollen E-Autos daheim als mobile Stromspeicher genutzt werden können. Die Fahrzeuge nehmen dann etwa überschüssigen Strom aus der eigenen Solaranlage auf und speisen ihn später wieder ins häusliche Netz ein. (Tesla gesteht: Autonomes Fahren in weiter Ferne – doch Elon Musk verspricht FSD-Update für alle)

Verbunden mit der Ausweitung der Zellproduktion könnte langfristig ein Technologiewechsel sein: VW will in einigen Jahren zunehmend auf Feststoff-Batterien setzen, bei denen die Ladung nicht mehr durch ein flüssiges Trägermaterial transportiert wird. Die Zellen können so bei bestimmter Bauart unter anderem leichter werden, was Reichweite spart. Zudem sind eine höhere Energiedichte und rascheres Aufladen denkbar. Der Konzern arbeitet bei der Feststoff-Technik bereits länger mit der kalifornischen Firma QuantumScape zusammen. (VW-Elektroauto-Paradies auf griechischer Insel – wieso nicht in Deutschland?) (Mit Material der dpa)

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