VW-Machtkampf: Diess bleibt Boss, verliert aber Kompetenzen
Die Entscheidung im Machtkampf bei Volkswagen ist gefallen. Herbert Diess darf bleiben, muss aber Kompetenzen abgeben.
Wolfsburg – Seit seinem Amtsantritt hat Herbert Diess (62) Volkswagen ordentlich umgekrempelt. Statt auf Autos mit Verbrennungsmotor liegt der Fokus in Wolfsburg künftig auf der Elektromobilität. Der 62-Jährige dachte offenbar sogar darüber nach, 30.000 Mitarbeiter zu entlassen.
Es ist also wenig verwunderlich, dass sich Diess mit seinem Führungsstil nicht nur Freunde machte. Im Zusammenhang mit dem globalen Chipmangel kam es dann zu einem Disput mit dem mächtigen Betriebsrat. Die Folge: Ein Machtkampf zwischen VW-Boss und Arbeitnehmervertretern. Auch das Land Niedersachsen zeigte sich nicht erfreut über dessen Führungsstil. Rückendeckung gab es indes von den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. Dennoch war zeitweise unklar, ob Diess im Amt bleiben würde. (VW-Chef Herbert Diess: Autoboss mit überraschender Fahrrad-Forderung)
VW-Machtkampf: Diess bleibt Boss, verliert aber Kompetenzen
Inzwischen ist die Entscheidung gefallen: Der 62-Jährige bleibt auch weiterhin der Chef von Volkswagen. Jedoch muss er einen Teil seiner Macht abgeben und kümmert sich künftig in der größten europäischen Autogruppe vor allem um strategische Themen, etwa um die neue Software-Sparte Cariad. (VW-Chef Herbert Diess: Ist er selbst der größte Fan von Elon Musk?)

Mit Ralf Brandstätter (51) rückt jedoch der Leiter von Volkswagen zusätzlich in den Vorstand auf. Ab August 2022 wird der 51-Jährige zudem das China-Geschäft von Diess übernehmen. Die Zuständigkeit für die Hauptmarke VW Pkw im Vorstand soll dann nach einer Übergabephase Škoda-Chef Thomas Schäfer übernehmen. (VW-Boss Herbert Diess – so widerspricht er Daimler-Chef Ola Källenius)
VW-Machtkampf: Audi-Managerin Wortmann übernimmt Vertrieb
Zudem muss Diess auch die Verantwortung für den Konzernvertrieb abgeben. Dieser Bereich wird künftig von der Audi-Managerin Hildegard Wortmann übernommen. Der 62-Jährige sieht die Umstrukturierung des VW-Vorstands jedoch nicht als Einschränkung seiner Kompetenzen. (Volkswagen knallhart: Hunderte Mitarbeiter wegen Fehlverhalten entlassen)
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„Ich kann mich nicht über mangelnde Verantwortung beklagen“, sagte Diess. Es habe intensive Gespräche gegeben. In Richtung des Betriebsrats und des Landes Niedersachsen, das Großaktionär ist, sagte er: „Wir stimmen uns in der Kommunikation mehr ab in Zukunft. Ich glaube, dass wir den Dialog intensivieren können.“ (VW-Boss Herbert Diess: Seine Forderungen an neue Regierung überraschen)
VW-Machtkampf: Pötsch vermittelt zwischen Diess und Betriebsrat
Dass Diess weiterhin VW-Boss bleibt, ist auch ein Verdienst von Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der zwischen den Parteien vermittelt hat. Das sei alles andere als gut gewesen, sagte Pötsch. Es gebe aber die Chance, wichtige Sachthemen jetzt nach einer Zeit vermeidbarer Verunsicherung „konstruktiv voranzutreiben“.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte zudem, sie betrachte die Differenzen vorerst als abgehakt. Auch sie sei optimistisch, „dass wir bei den Themen vernünftig zusammenarbeiten können“. Gleichzeitig mahnte sie: „Ich habe kein Interesse, dass wir über solche Konflikte täglich in der Öffentlichkeit lesen. Das macht auch etwas mit der Belegschaft.“ Kontroverse Sichtweisen lägen indes in der Natur der Sache. (Mit Material der dpa)