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Herbert Diess als Tesla-Boss: Wollte Elon Musk dem VW-Chef die komplette Leitung übergeben?

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Von: Christian Schulz

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Ginge es nach Tesla-Boss Elon Musk, würde VW-Chef Herbert Diess heute wohl den kalifornischen E-Autobauer leiten. Es kam ganz anders – und doch zu einer engen Verbindung.

Wolfsburg – Dass der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess (62) Tech-Milliardär Elon Musk (49) als Visionär bewundert und dessen E-Auto-Hersteller Tesla als Vorbild für die Zukunft des eigenen Konzerns betrachtet, lässt sich kaum übersehen. Zu sehr spricht es aus jeder Silbe, die er bezüglich der Kalifornier äußert – aber auch aus seinen Vorstellungen zur unvermeidlichen Transformation der Automobilbranche und zur Zukunft des Volkswagen-Imperiums. Herbert Diess will mit VW und der ID-Familie voll in Richtung Elektromobilität durchstarten – den Weg dahin weisen ihm unverkennbar Tesla und Elon Musk. (Volkswagen erweitert ID-Reihe stark: Das VW-Vorhaben lässt sogar Umweltschützer jubeln)

Das äußert sich sogar in Strategien, die zum Angriff auf den Branchenprimus in Sachen E-Autos blasen: Jüngst ließ Herbert Diess einen „VW Power Day“ veranstalten, der sich mehr als deutlich an den Tesla-Events orientierte – und sogar die Batteriefabriken von Volkswagen sollen fast genauso heißen wie die von Elon Musk. Trotz der erbitterten Konkurrenz pflegen die beiden Macher ein erstaunlich gutes Verhältnis. Das könnte daran liegen, dass der exzentrische Tesla-CEO die Geschicke seines Unternehmens offenbar in die Hände des in München geborenen Österreichers legen wollte. (Tesla-Boss Elon Musk: Riesen-Ärger wegen TV-Beitrag über Grünheide – „Schande über ZDF Info!“)

VW-Chef Herbert Diess (links) und Tesla-CEO Elon Musk (rechts)
Verstehen sich trotz harter Konkurrenz gut: VW-Chef Herbert Diess (l.) und Tesla-Boss Elon Musk. Wollte der Milliardär den Österreicher zu den Kaliforniern locken? © dpa/Volkswagen AG

Herbert Diess als Tesla-Boss: Wollte Elon Musk dem VW-Chef die komplette Leitung übergeben?

Nicht jeder innerhalb des VW-Kosmos goutiert das – manch einer mit anderen Ansichten oder Prioritäten ist eher genervt davon, wenn Herbert Diess in Strategiebesprechungen schon wieder einen Tesla-Vergleich einstreut. Denn nicht jeder in Wolfsburg oder bei den Konzerntöchtern sieht es als Kompliment, wenn der eigene Vorstandsvorsitzende derart von der als Bedrohung wahrgenommenen Konkurrenz schwärmt. Und dann auch noch fordert, man müsse mehr so sein wie dieser unkonventionelle Typ aus dem Silicon Valley. Auf dem Börsenparkett scheint sich Herbert Diess‘ starke Fokussierung auf E-Mobilität bereits auszuzahlen – doch im mächtigen VW-Betriebsrat wird ihm laut „Business Insider“ wenig schmeichelhaft „Teslaritis“ unterstellt. Wie das Online-Wirtschaftsmagazin schreibt, soll einem Markenchef in einer hochrangigen Runde der Kragen geplatzt sein – der Top-Manager habe klargemacht: „Wir sind nicht Tesla!“ (VW-Boss Herbert Diess brutal unter Druck – wegen Tesla und Elon Musk: So will er das Steuer rumreißen)

Vielleicht fragt sich sogar der ein oder andere, in dessen Augen es Herbert Diess mit der Stilisierung des Konkurrenten zum Vorbild übertreibt, still und heimlich: „Wenn Du Elon Musk so toll findest – warum arbeitest Du dann nicht für Tesla?“ Tatsächlich fehlte anscheinend gar nicht viel – und es wäre so gekommen. Denn Recherchen von „Business Insider“ zufolge habe dem Österreicher nach seinem Ausscheiden beim Bayerischen Autobauer BMW im Jahr 2015 ein Angebot der Kalifornier vorgelegen. Angeblich wollte Elon Musk die komplette operative Leitung von E-Auto-Hersteller Tesla an Herbert Diess übergeben. Es wäre eine Sensation gewesen – vor allem aus heutiger Sicht betrachtet. (BMW-Boss Oliver Zipse verspricht Elon Musk knallharten Kampf: „Es wird nicht einfach für Tesla“)

Tesla-CEO Elon Musk spricht auf einer Veranstaltung in Austin im US-Bundesstaat Texas.
So smart wie Elon Musk wünscht sich Herbert Diess auch die Top-Manager von VW. Vor allem, wenn es um die Zukunft des Konzerns geht. Nicht allen gefällt das. © imago images/ZUMA Wire

Herbert Diess als Tesla-Chef: Bande der gegenseitigen Wertschätzung bestehen bis heute

Äußern wollen sich zu derartigen Enthüllungen weder VW-Chef Herbert Diess selbst – noch sein jetziger Arbeitgeber Volkswagen. Die für gewöhnlich gut unterrichtete FAZ berichtet allerdings, „VW-Insider“ hätten der Zeitung bestätigt, dass die Story von der Offerte von Elon Musk an Diess der Wahrheit entspreche. Warum sich der derzeitige Steuermann der Wolfsburger also damals nach seiner Zeit als BMW-Entwicklungschef gegen die Führungsposition bei Tesla entschied (wenn es denn so war), bleibt sein Geheimnis. Die Bande der gegenseitigen Wertschätzung scheinen aber nie abgerissen zu sein. (VW-Diesel-Skandal: Volkswagen fordert Schadenersatz von Winterkorn und Stadler)

Ganz sicher ist einer der Gründe, dass der Stellenwert von Tesla zu jener Zeit noch ganz und gar nicht vergleichbar mit dem des heute an den Kapitalmärkten als wertvollsten Autohersteller der Welt eingeschätzten US-Unternehmens war. Andererseits hat Herbert Diess schon 2015 offensichtlich nicht nur an den Siegeszug der E-Autos geglaubt – sondern auch an Tesla und Elon Musk. Denn folgt man dem, was „Business Insider“ bei seinen Recherchen erfahren haben will, habe er schon zum damaligen Zeitpunkt Tesla-Aktien gekauft. Betrachtet man den Kursverlauf der Wertpapiere bis zum heutigen Tag, dürfte es sich um eine finanziell mehr als lohnenswerte Investition des VW-Vorstandsvorsitzenden gehandelt haben. Die Tesla-Aktie war für einen Stückpreis von unter 50 US-Dollar (rund 42 Euro) zu haben – heute kostet sie etwa 730 US-Dollar (610 Euro). (VW ID.Buzz: Volkswagens Elektro-Bus startet 2022 – mit mehreren Varianten)

Damals entschied sich Herbert Diess noch für einen deutschen Traditionskonzern – und die alte Auto-Welt. So wurde er statt zum Tesla-Boss zum heutigen „Tesla-Jäger“. Ob sich Diess heute noch einmal genauso entscheiden würde? Man weiß es nicht. Im Jahr 2023 läuft sein VW-Vertrag aus. Noch ist er wegen interner Machtkämpfe bei Volkswagen nicht verlängert.

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