Elektroautos bald teurer? Politiker und Autobosse wollen Umweltprämie abschaffen
Kippt unsere nächste Regierung die Förderung von Elektroautos? Darum hätte sie den Segen der Industrie – womit Käufer dann rechnen müssen.
Berlin – Autos mit Elektromotor boomen – reine Stromer (BEV, Battery Electric Vehicle) werden mehr verkauft als je zuvor, und Plug-in-Hybride (PHEV, Plug-in Hybrid Electric Vehicle) haben in der Zulassungsstatistik sogar die seit Jahrzehnten dominierenden Diesel überholt. Das liegt natürlich an der Umweltprämie und den Steuervorteilen für elektrifizierte Dienstwagen. Doch zunehmend geraten diese finanziellen Anreize unter Beschuss. So werden die Förderregeln für PHEV bald deutlich verschärft. (Eine Million Elektroautos: Regierung jubelt – aber verschweigt wichtiges Detail)
Elektroautos bald teurer? Politiker und Autobosse wollen Umweltprämie abschaffen
Auch aus anderen Ecken wird gegen die finanzielle Unterstützung für Hersteller und Fahrer von Elektroautos geschossen. Beispielsweise aus den Vorgesprächen zur Bildung einer neuen Bundesregierung. Vor allem FDP und Grüne haben da noch viel Abstimmungsbedarf. Dass Bildung und Digitalisierung vorangetrieben werden sollen: Geschenkt, diese einfachen Themen werden in großer Einigkeit stets gleich zu Beginn abgehakt. Bei der Finanzierung wird’s dann aber schon schwieriger, denn die FDP lehnt Steuererhöhungen kategorisch ab. (Rolls-Royce wird elektrisch: Was bleibt vom legendären Luxus?)

Elektroautos bald teurer? Christian Lindner (FDP) lehnt Subventionen ab
Aber Wahlversprechen müssen finanziert werden. Was also liegt näher, als bestehende Subventionen anzuzweifeln, um hier eventuell Steuergelder umschichten zu können? Genau das hat FDP-Chef Christian Lindner (42) nun in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ getan: „Die Automobilindustrie etwa ist in exzellenter Verfassung – die brauchen keine Milliardensubventionen für Elektroautos“, sagte Lindner. Das richtet sich zum Teil wohl gegen den eine Milliarde Euro schweren Zukunftsfonds, der beim letzten Autogipfel beschlossen wurde.
Hauptsächliches Ziel der Attacke war aber eher die Prämie für Elektroautos: Bis zu 6000 Euro schießt der Steuerzahler beim Kauf oder dem Leasing eines BEV zu. Der Verdacht, dass manche Hersteller diese Gabe bei ihrer Preisgestaltung schon einkalkulieren, ist nicht von der Hand zu weisen. Und wenn beispielsweise Daimler in nur einem Quartal einen Gewinn von über fünf Milliarden Euro einfährt, ist die Frage berechtigt, warum die Auto-Industrie den Umstieg auf die E-Mobilität nicht aus eigener Kraft stemmen kann. (Elektroautos verlieren massiv Strom beim Laden – Besitzer zahlen drauf)
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Elektroautos bald teurer? Auch VW-Chef will weniger fördern
Das scheint diese mittlerweile selbst so zu sehen, denn lauter Protest nach Lindners Kritik blieb aus. Mehr noch: Schon vorher hatte sich Volkswagen-Boss Herbert Diess (62) in eine ähnliche Richtung geäußert. Auf seinem Twitter-Account hatte er mehrere Forderungen an die künftige Bundesregierung gepostet, darunter auch diese: „Kaufprämie für Elektrofahrzeuge beibehalten und bis 2025 schrittweise verringern“ – im Gegensatz zur noch amtierenden Regierung, die eine Verlängerung der geltenden Förderung bis dahin plant.

Diess weiss genau: Sein Konzern, und wahrscheinlich auch Daimler und BMW, bekommen die Kosten für Elektroautos immer besser in Griff und können sie bald ohne Aufpreis zu Verbrennern anbieten – zur Not subventionieren die Hersteller aus ihren noch immer sprudelnden Verbrenner-Verkäufen quer. Die Prämie brauchen sie dann nicht mehr. Von der profitieren aber auch andere Hersteller wie chinesische Newcomer à la Nio. Die Prämie kommt also mit deutschen Steuergeldern auch der Konkurrenz aus dem Ausland zugute. Die können Diess und Co. aber nicht wirklich brauchen. (Smartphone-Riese aus China will E-Auto bauen: Xiaomi kündigt Milliarden-Investition an)
Elektroautos bald teurer? Verlängerung bis 2025 ist noch nicht durch
Aber muss sich der Käufer eines BEV oder PHEV nun Sorgen machen, dass eine neue Regierung die Förderung tatsächlich kippt oder einschränkt? Bei den derzeitigen langen Lieferzeiten für alle Autos mit Akku würde er dann in die Falle laufen und leer ausgehen. Aktuell gilt die Prämie bis Ende 2021. Die geplante Verlängerung bis 2025 befindet sich zur Abstimmung in den Ressorts. Wahrscheinlich ist, dass die derzeitige Große Koalition das Thema noch erledigt – und falls nicht, die neue Regierung da auch nicht mehr viel dran dreht. Spätestens nach 2025, darauf sollte sich jeder E-Interessent einrichten, dürfte es mit dem Geldsegen aber vorbei sein.