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VW-Chef Herbert Diess mit ID.3 im Urlaub – „wie bei einem Dacia“

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Von: Jasmin Farah

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VW-Chef Herbert Diess will bei Elektromobilität mit gutem Beispiel vorangehen. Dafür ist er medienwirksam mit dem ID.3 zum Gardasee gefahren. Doch die Aktion ging nach hinten los.

Malcesine (Italien) – Im September ist es so weit: Dann soll der neue VW ID.3 mit „elektrisierender Performance“ auf den Markt kommen, wie Autohersteller Volkswagen verspricht. Und um diesen medienwirksam anzuteasern, hat sich der Chef des Autobauers selbst einer „Zwei-Wochen-Challenge“ unterzogen.

VW-Chef Herbert Diess fährt mit ID.3 in Urlaub: Ingenieure sind „nervös“

Herbert Diess (61) ist mit dem ID.3 und seiner Tochter Caro eigenhändig zum Gardasee, genauer gesagt: nach Malcesine, gefahren. Das hat der 61-Jährige auf LinkedIn groß angekündigt. Die Tour ist seinen Worten zufolge eine erste „Erprobungsfahrt. Heißt: Der Chef testet selbst.“ (Hype um Tesla: Dieser eine Erfolgsfaktor lässt ALLE anderen Hersteller alt aussehen)

Weiter teasert der dreifache Familienvater an, dass das angeblich „einige Kollegen bei Volkswagen Passenger Cars nervös macht, wenn ich das Fahrzeug nun persönlich über zwei Wochen intensiv teste.“ Doch Diess sieht das weniger dramatisch, stattdessen lobt er die Arbeit der Ingenieure: „Der ID.3 macht bei allen Testfahrten einen sehr guten Eindruck und bekommt tolle Noten. Das wird super!“ (Lieferzeiten bei E-Autos: Wie viele Monate man aktuell warten muss)

Doch während die einen die Urlaubsfahrt des VW-Chefs gut finden, spotten andere im Netz. Kritische Stimmen halten das Ganze für einen ausgemachten Werbegag, schließlich ist Diess mit seiner Tochter Caro nur bis zum Gardasee gefahren – und das von München aus. Das sind gerade mal 390 Kilometer, viele Urlauber fahren allerdings deutlich längere Strecken, wenn Sie in die Sommerferien an die italienische Adria, nach Kroatien & Co. aufbrechen. (Auto im Urlaub gestohlen? So gehen Sie jetzt Schritt für Schritt vor)

Herbert Diess fährt mit ID.3 zum Gardasee – Kritiker spotten: „Totale Verarsche“

Außerdem machen sie sich in sozialen Netzwerken darüber lustig, dass Diess mit einem Diesel und nur einer Tankfüllung bis zum Gardasee und wieder zurück fahren könnte. Einige trauen auch der Technik im ID.3 nicht recht. In der Vergangenheit ist es zu einigen Softwareproblemen gekommen sein. (Porsche Taycan: Von wegen Over-the-Air-Update – alle müssen in die Werkstatt)

Waren deshalb die VW-Ingenieure so nervös angesichts des Urlaubstrips ihres Chefs? Ein User hingegen sieht darin angeblich nur eine „totale Verarsche“. (VW-Chef Diess zieht Fazit nach E-Auto-Urlaub: Ein Satz überrascht dabei - und könnte große Auswirkungen haben*)

Doch Diess zeigte sich mit der Tour nach Ankunft am Ziel sehr zufrieden. „Wir sind wie geplant & relaxt am Ziel angekommen“, schreibt er bei LinkedIn. Der ID.3 zog immer wieder die Blicke der Passanten auf sich: „Die Leute gucken immer wieder neugierig, viele haben den ID.3 noch nicht live gesehen“. Schließlich verspricht er noch, am Ende auf LinkedIn einen „ausführlichen Erfahrungsbericht“ zu teilen. (Garantien auf E-Auto-Akkus: Nach 160.000 Kilometern ist nicht Schluss)

VW-Chef Herbert Diess kehrt vom Gardasee zurück: „Völlig neues Erlebnis“

Das hat der 61-Jährige jetzt auch getan. Volkswagen teilte auf Twitter diesen Link zu seinem LinkedIn-Account. In dem Post steht er lässig und freudestrahlend an den VW ID.3 angelehnt. Darin preist er den Stromer mit den Worten an: „Das Fahrzeug hat gezeigt, warum es der neue Start in eine neue Ära ist.“

Weiter heißt es: „Ich kann unseren Kundinnen und Kunden Ängste nehmen: Alltag oder Urlaub – beides ist mit dem ID.3 nicht nur möglich, sondern ein völlig neues Erlebnis“, wirbt der VW-Chef in bester Autohaus-Verkäufer-Manier. Ob sich Diess hier etwa auf die vielen Negativ-Kommentare in den sozialen Netzwerken bezieht?

Am Ende gratuliert er den Ingenieuren im Wolfsburger Werk: „Gratulation an die Mannschaft in Wolfsburg und Zwickau unter der Leitung von Thomas Ulbrich und bei den vielen Partnern aus der Zulieferindustrie! Danke! Der enorme Einsatz in den letzten Wochen hat sich gelohnt. Fahrzeug hat klasse funktioniert!“ (Reif für ein Elektroauto? Mit diesen fünf Fragen finden Sie es heraus)

„Nicht mal für den Ausflug ins Umland von Berlin geeignet“: ID.3-Kritiker ätzen weiter

Was sich rundum positiv anhört, nehmen ihm wohl viele User in den sozialen Netzwerken nicht ganz ab. Einer kanzelt den ID.3 rigoros ab: „Ich bin so ziemlich alle Elektroautos gefahren, einzig der Taycan hält, was er verspricht. Der Rest ist nicht mal für den Ausflug ins Umland von Berlin geeignet ...“ Ein anderer kommentiert schließlich: „Die Innenausstattung ist so gruselig billig wie bei einem Dacia.“

Dennoch findet der VW-Chef auch Unterstützer. Einige loben Diess für seinen „tollen Erfahrungsbericht“. Ein User verteidigt ihn schließlich mit den Worten: „Die Verarbeitung des ID.3 ist imho auf einem guten Niveau.“

VW wehrt sich gegen Negativ-Kommentare: „Überwiegend positive Rückmeldungen“

Auch die Konzernzentrale in Wolfsburg hat da ein Wörtchen mitzureden. Gegenüber 24auto.de erklärt VW-Pressesprecher Michael Manske die Urlaubsaktion folgendermaßen: „Herbert Diess hat sich für die Reise in seinen Urlaub für einen ID.3 entschieden, um sich einen ausführlichen und persönlichen Eindruck vom Fahrzeug zu machen. Dieser fällt sehr positiv aus. Die Fahrt an den Gardasee ist für viele eine typische Urlaubsroute.“

Und weiter lobt er die positive Resonanz: „Es freut uns, dass es auch in den sozialen Netzwerken weit überwiegend positive Rückmeldungen gab.“ Auf die Frage, warum dann die VW-Ingenieure anfangs so „nervös“ waren angesichts Diess‘ Urlaubstest, erklärt der Sprecher, dass sich diese Aussage „nicht auf die Software [bezog], sondern ganz generell auf das Urteil des Chefs zum ID.3, das ja positiv ausgefallen ist.“ Deshalb könne der VW ID.3 trotz vergangener Softwareprobleme auch Anfang September planmäßig an die ersten Kunden ausgeliefert werden. (*merkur.de ist Teil des Ippen Digital-Redaktionsnetzwerks.)

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