Volkswagen erweitert ID-Reihe stark: Das VW-Vorhaben lässt sogar Umweltschützer jubeln
Volkswagen arbeitet an einem Stromer für die breite Masse und will damit die seine VW-ID-Reihe nach unten erweitern. Die Pläne lassen sogar Umweltschützer jubeln.
Wolfsburg – Volkswagen wird in seine vollelektrische ID-Familie zukünftig auch einen günstigen Kleinwagen aufnehmen. Das Fahrzeug soll unterhalb des dieses Jahr gestarteten VW ID.3 angesiedelt sein und in der Basisversion um die 20.000 Euro kosten. Die neue Variante von Volkswagens reinen Elektroautos ist für 2023 vorgesehen. Der Klein-ID soll in etwa die Größe eines VW Polo haben. Da das Vorhaben innerhalb des Konzerns scheinbar eine enorm große Priorität genießt, wurde es zeitlich vorgezogen.
Ein möglicher VW ID.2 wäre der von Branchenkennern erwartete Schritt von Volkswagen, das E-Auto-Portfolio nach unten auszuweiten. Auf den seit September verkauften Kompaktwagen VW ID.3 folgt um den Jahreswechsel zunächst das Kompakt-SUV VW ID.4. Danach setzen der VW ID.5 – ein Crossover aus SUV und Limousine mit bis zu 470 Kilometern Reichweite – und der größere VW ID.6 die Serie fort. Der elektrische Bus VW ID.Buzz startet 2022. Im Jahr 2023 kommt der Kombi VW Aero B hinzu, der im vollgeladenen Zustand bis zu 700 Kilometer weit fahren soll. (Freche Kopie des VW ID.3 aus China: Der Didi D1 sieht aus wie das Original)

VW baut ID-Reihe nach unten aus: Darum jubeln Umweltschützer wie Greenpeace
Bei Umweltschützern stößt der konkrete Plan für einen E-Polo auf große Zustimmung. „Endlich erweitert VW seine ID-Serie mit einem kleineren, ressourcensparenden ID-Modell“, freut sich Tobias Austrup von Greenpeace – für die gegenüber Autobauern eher kritisch eingestellte Organisation keine alltägliche Äußerung. Gleichzeitig mahnt er, Volkswagen und andere Hersteller müssten nun weitere Entschlossenheit folgen lassen und mehr Alternativen auch zu schweren SUV bieten: „Klimaschonend wird der Verkehr nur, wenn der Verbrennungsmotor verschwindet und Autos gleichzeitig kleiner und leichter werden.“ (VW-Boss Herbert Diess im Golf 8 GTI – Kritik im Netz: „Aus der Zeit gefallen“)
Basis der VW-ID-Serie ist der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB), mit dem VW eine einheitliche technische Grundlage der E-Mobilität und Digitalisierung auch für seine Konzerntöchter schaffen will. Inzwischen werden diese Plattformen markenübergreifend gemeinsam entworfen, unter anderem mit Škoda. Das soll Kosten sparen und den Austausch fördern, um auch Software- und Steuerungssysteme besser abzustimmen. Beim neuen VW Golf 8 und beim VW ID.3 hatte es diesbezüglich ja Anlaufprobleme gegeben. (VW ID.3: Software total unausgereift – diese 22 Fehler nerven richtig)

VW baut ID-Reihe nach unten aus: Staatliche Förderung bis 2025 verlängert
Das Interesse an reinen Elektroautos ist auch durch die im Sommer erweiterten Kaufprämien gewachsen. Der letzte Autogipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zudem beschlossen, die staatliche Absatzförderung für E-Autos bis Ende 2025 zu verlängern – für das gleiche Jahr befürchtet die deutsche Autoindustrie bereits das Ende des Verbrennungsmotors. Klein-Pkw wurden trotz des generellen Nachfrageschocks in der Corona-Krise zuletzt häufiger ausgeliefert. Für den Oktober meldete das Kraftfahrt-Bundesamt rund ein Viertel mehr Neuzulassungen als im Vorjahresmonat.
Für Elektro-Pkw in allen Größenordnungen betrug die Steigerung im Oktober sogar über 360 Prozent. Der E-Golf hatte in Deutschland ebenfalls viele Kunden gefunden, in der neuen Modellgeneration läuft der Antrieb jedoch aus. VW setzt voll auf die ID-Familie. Ganz im Zeichen dieser und der zukünftigen Elektromobilität entstehen beispielsweise Megaprojekte wie ein klimaneutrales E-Paradies auf einer griechischen Mittelmeerinsel.

VW baut ID-Reihe nach unten aus: „Tesla Fighter“ soll Elon Musk angreifen
Auch Autobranchen-Experte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach lobt die Kleinwagen-Pläne. Ein vollelektrisches Angebot in diesem Segment werde in den kommenden Jahren noch wichtiger werden, sollten verschärfte Abgasstandards auch hier zu merklichen Preiserhöhungen führen. Nach seiner Einschätzung könnte es VW gelingen, mittelfristig einen großen Marktanteil bei E-Kleinwagen zu erreichen – trotz starker Konkurrenz wie Renault. Er hält die „Wucht“ des Größenvorteils für entscheidend: Klappe der Anlauf des neuen E-Baukastensystems, hätten die Wolfsburger gute Chancen. (VW-Boss Herbert Diess ungewöhnlich selbstkritisch: „Da sind wir wirklich Anfänger“)
Bis dahin müsse zum Beispiel die Elektroversion des noch kleineren VW up als Brücke dienen. Es sei indes fraglich, ob der Wagen, auf den Kunden wegen Kapazitätsengpässen oft länger warten müssen, unter Rendite-Gesichtspunkten noch über Jahre weiterlaufen könne. Die Hersteller verdienen mit Klein- und Kompaktautos ja nur dann gut, wenn sie sehr hohe Stück- und Absatzzahlen erreichen. Ansonsten werfen teurere Modelle wie SUV, Sportwagen oder schwere Limousinen weitaus höhere Gewinne ab. (Hier fahren Herbert Diess und Elon Musk den neuen VW ID.3: „Keine Renn-Maschine“)
In seiner aktuellen Investitionsplanung kündigt der gesamte VW-Konzern für die kommenden fünf Jahre Ausgaben von 150 Milliarden Euro an. Fast die Hälfte davon soll in E-Mobilität und Digitales fließen. Am Hauptsitz der leichten Nutzfahrzeuge in Hannover soll auch ein E-Oberklassemodell für andere Marken entstehen. Es könnte sich um dabei um eine Art „Tesla-Fighter“ für Audi, Porsche und Bentley handeln, mit dem VW das US-Unternehmen von Elon Musk angreifen will. (Mit Material der dpa)