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Trotz Corona-Infektion unterwegs: Darum war Donald Trumps Spritztour im Chevrolet irre gefährlich

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Von: Christian Schulz

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Immer wieder Diskussionen um Ex-US-Präsident Donald Trump und seinen Umgang mit Corona. Er ließ sich sogar im SUV spazieren fahren – trotz Coronainfektion. Das war irre gefährlich.

Washington, D.C. (USA) – Trotz seiner Infektion mit dem Coronavirus hat US-Präsident Donald Trump kurzzeitig das Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda im US-Bundesstaat Maryland verlassen – um sich zu zeigen. Zahlreiche seiner Anhänger hatten vor der Klinik außerhalb von Washington auf ihn gewartet. Mit dieser PR-Maßnahme hat der mittlerweile Ex-Präsident erneut heftige Kritik auf sich gezogen. Von Joe Biden wird man solche Bilder wohl kaum sehen.

Trotz Corona-Infektion unterwegs: Darum war Donald Trumps Spritztour im Chevrolet so gefährlich

Bei dem von ihm selbst anberaumten Publicity-Event fuhr der Präsident begleitet von einer Autokolonne aus schwarzen Chevrolet Suburban an seinen Fans vorbei. Er selbst saß in einem dieser SUV auf dem Rücksitz, trug eine Maske und zeigte sich in Siegerpose. Scheinbar unbekümmert winkte er seinen jubelnden Anhängern zu. Mit der präsidialen Showeinlage wollte Trump offenbar Berichten entgegentreten, wonach sein Gesundheitszustand zwischenzeitlich schlechter war, als vom Weißen Haus dargestellt. Wenige Minuten nach seinem Auftritt wurde Trump wieder in die Klinik gebracht. („The Beast“ gehört jetzt Joe Biden: So schützt der „Cadillac One“ den US-Präsidenten im Notfall)

Für besondere Kritik sorgte vor allem der Umstand, dass mit ihm noch weitere Menschen in dem SUV saßen. Gesundheitsexperten waren wenig begeistert von der Aktion. Der Auftritt zeige, dass der Präsident überhaupt nichts gelernt habe. Er habe gegen die Gesundheitsrichtlinien seiner eigenen Regierung verstoßen, die vorsehen, dass Patienten sich während der Behandlung in Selbstisolation begeben. (Fahrverbot für Joe Biden: Neuer US-Präsident muss auf seine Corvette Stingray verzichten)

US-Präsident Donald Trump winkt aus einem gepanzerten Chevrolet Suburban seinen Fans zu.
US-Präsident Donald Trump lässt sich vor dem Walter-Reed-Militärkrankenhaus in einem gepanzerten Chevrolet Suburban an seinen Anhängern vorbeifahren. © Carlos Vargas/dpa

Spazierfahrt trotz Corona-Infektion: Ärzte werfen Donald Trump Verantwortungslosigkeit vor

Zudem habe er seine Mitarbeiter gefährdet. „Jede einzelne Person im Auto während dieser völlig unnötigen Fahrt des Präsidenten muss jetzt für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden“, sagte etwa James Phillips, Leiter des Bereichs Katastrophenmedizin an der George-Washington-Universität. „Sie könnten krank werden. Sie könnten sterben. Für politisches Theater. Von Trump angewiesen, ihr Leben für dieses Theater zu riskieren. Das ist Wahnsinn“, fügte der Mediziner hinzu. (Audi A8 L Security: So schützt dieses gepanzerte Auto die Bundeskanzlerin)

Das Weiße Haus wies die Kritik entschieden zurück. Ein Sprecher sagte, es seien „angemessene“ Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden, um sowohl Trump als auch seine Mitarbeiter zu schützen. Doch kann das stimmen? Wie gefährdet ist man als Insasse im Innenraum eines Autos mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person? Der Präsident saß mit zwei Mitarbeitern des Secret Service in dem gepanzerten Chevrolet Suburban. Auf Fotos sah es danach aus, dass der Beifahrer ein Plastikvisier über dem Gesicht, eine Atemschutzmaske und einen medizinischen Schutzanzug trug. Trump hatte lediglich eine Stoffmaske auf – diese allerdings ordnungsgemäß. (Boris Johnson im gepanzerten Jaguar: Diese Sonderausstattung soll den Premier schützen)

Spazierfahrt trotz Corona-Infektion: Hat Donald Trump seine Mitarbeiter gefährdet?

Bei Fahrten mit mehreren Personen in einem Auto ist es – anders als etwa in Zügen – völlig unmöglich, den für den Infektionsschutz notwendigen Mindestabstand einzuhalten. Außerdem müssen sich alle Mitfahrer die nur wenigen Kubikmeter Luft im Fahrzeug teilen. Laut Martin Kriegel, dem Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin, reicht schon eine einzige infizierte Person aus, um einen Raum innerhalb von wenigen Minuten mit Aerosolen zu füllen. (Staatskarosse gefällig? BMW 7er des österreichischen Präsidenten beim Autohändler)

Auch in Pkw gilt deshalb: Die beste Prävention ist es, kontinuierlich frische Luft zuzuführen. Daher sollte unbedingt die Lüftungsanlage eingeschaltet sein – und zwar immer mit der Einstellung „Frischluftzufuhr“, niemals mit der Einstellung „Innenraumzirkulation“. Denn bei Letzterer wird die immergleiche Luft ständig aufs Neue durch den gesamten Innenraum des Fahrzeugs gewirbelt – und die Virenlast kann sich munter weiterverteilen. (Autofahrer (40) verhaftet: 478.000 Euro Strafe für Verstoß gegen Corona-Regeln?)

Spazierfahrt trotz Corona-Infektion: Helfen moderne HEPA-Filter?

Ob herkömmliche Innenraumfilter wirklich etwas gegen die Verteilung von Coronaviren ausrichten können, ist umstritten. Den bestmöglichen Schutz in dieser Hinsicht bieten sogenannte HEPA-Filter, wie sie in Operationssälen oder Flugzeugen zum Einsatz kommen. Diese Luftreiniger könnenauch Viren in Reinform aus der Raumluft entfernen. Das gilt auch für das Coronavirus. (Gepanzerte Autos: So sicher sind Trump, Putin, Johnson und Merkel in ihren Limousinen)

Martin Klein, Chef der Filtersparte beim Zulieferer Mann + Hummel, weiß: „Im Vergleich zu einem Feinstaubpartikel entspricht das Größenverhältnis dieses neuartigen Virus dem einer Murmel zu einem Kürbis.“ Trotzdem stellen die extrem dichten Vliese der HEPA-Filter ein kaum überwindbares Hindernis für die Erreger dar. Das Problem ist ein anderes: Aktuell ist die spezielle Luftreinigungstechnik einzig in den E-Autos von Tesla zu haben, in Modellen anderer Hersteller dürfte sie erst in den kommenden Monaten und Jahren einziehen. (Mit Material von AFP und S-PX)

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