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Unfall während Paralympics: Toyota stoppt Robotaxis im olympischen Dorf

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Von: Marcus Efler

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Bei den Paralympics in Tokio hat ein autonom fahrendes Robotaxi einen Athleten verletzt – Tiefpunkt eines unglücklichen Sponsoring-Engagements.

Tokio (Japan) – Das autonome Fahren gehört zu jenen Technologien, die überaus optimistisch angegangen wurden, aber deutlich schwieriger umzusetzen sind als zunächst angenommen. Ginge es nach den Prognosen von vor ein paar Jahren, müssten heute schon längst Stromer ohne Fahrer durch die City flitzen oder Limousinen mit Autonomie-Level 5 über die Autobahn jagen. Doch aktuell hat mit Mercedes der erste Hersteller gerade mal das erste System nach Level 3 parat, also einen besseren Staupiloten. Ein Robotaxi-Projekt mit Bosch stoppten die Stuttgarter. Selbst Tesla-Chef Elon Musk hat mittlerweile eingeräumt, dass sein gehypter „Autopilot“ nicht wirklich gut funktioniere. (Waymo startet Robotaxis in San Francisco – traut aber eigener Technik nicht)

Unfall bei Paralympics: Toyota stoppt Autopilot-Shuttle im olympischen Dorf

Zudem kommt es immer wieder zu Unfällen mit autonomen Testfahrzeugen. Jetzt hat es sogar bei einem Vorzeige-Projekt des japanischen Autoriesen Toyota gekracht: Der neben Volkswagen weltgrößte Autobauer ist seit 2015 offizieller Autopartner der Olympischen Spiele und einer der 60 Sponsoren. Der japanische Hersteller soll bis 2024 angeblich eine Milliarde US-Dollar investieren. Das Sport-Ereignis in Tokio war da natürlich als ganz große Bühne geplant. Doch es hakte von Anfang an: Aus Sorge, in die Corona-Diskussion um die (schließlich ohne Zuschauer durchgeführten) Spiele gezogen zu werden, verzichtete der Autobauer auf eigens produzierte TV-Werbespots. Firmenchef Akio Toyoda und andere hochrangige Manager schwänzten die Eröffnungszeremonie im Juli. (Tesla: „Autopilot“ im Visier von US-Verkehrsbehörde – was jetzt droht)

Unfall bei Paralympics: 4.000 Fahrzeuge der Toyota-Flotte im Einsatz

Doch immerhin erfüllte Toyota seine Zusage, Autos für Shuttle-Dienste und andere Transportaufgaben zur Verfügung zu stellen. Insgesamt waren etwa 4.000 Fahrzeuge im Einsatz, unter ihnen 20 elektrische, autonom fahrende Kleinbusse des Typs e-Palette: Diese Robotaxis chauffierten Athleten, Funktionäre und Besucher durch das olympische Dorf. Was als machtvolle Demonstration technologischer Kompetenz geplant war, geriet aber zur kaum beachteten Randnotiz – und endete jetzt bei den Paralympics im Desaster. (Ausgefeilte Lidar-Technik: Ohne sie geht beim autonomen Fahren der Zukunft fast nichts)

Toyota e-Palette im Tokioter olympischen Dorf
Gestoppt: die autonomen, elektrischen Toyota e-Palette im olympischen Dorf bei den Tokio-Spielen © Yutaka/Imago

Unfall im Olympischen Dorf: Toyota fährt sehbehinderten Judoka an

Die Spiele für Athleten mit körperlichen Einschränkungen finden seit den 1960er-Jahren traditionell im Anschluss an die Olympischen Spiele statt, sämtliche Sponsoren-Aktivitäten gelten auch für die Paralympics. Beim Shuttle-Service von Toyota kollidierte nun einer der autonomen Busse mit einem sehbehinderten Fußgänger: Der japanische Judoka Aramitsu Kitazono wurde dabei verletzt, und kann nach Medienberichten nicht mehr an den Wettkämpfen teilnehmen.

Gerade in Japan gilt so ein Vorfall als katastrophaler Gesichtsverlust. Toyota entschuldigte sich denn auch öffentlich für die „Selbstüberschätzung“. Und stoppte den autonomen Shuttle-Dienst umgehend. Ob es sich hier nur um eine Pause handelt oder das endgültige Aus, ist derzeit noch offen. Wahrscheinlicher ist aber Letzteres: Denn die Untersuchung, was genau passiert ist, und ein entsprechendes Update der autonomen Fahrzeug-Funktionen wird sicher eine Weile dauern.

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