Umweltbonus für Elektroautos: Kürzung „kontraproduktiv“
Der Umweltbonus für Elektroautos wird über das Jahresende hinaus verlängert. Der Verband der Automobilindustrie übt dennoch scharfe Kritik.
Lange herrschte Unklarheit, wie es mit dem Umweltbonus weitergeht. Wird er, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, mit geringeren Förderprämien noch einmal verlängert oder doch abgeschafft? Letzteres hatte Finanzminister Christian Lindner gefordert und dafür Kritik vom Verband der Automobilindustrie (VDA) geerntet. Inzwischen steht fest: Der Umweltbonus bleibt, wird aber gesenkt – doch auch das missfällt den Herstellern.
„Diese Einigung ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr als enttäuschend. In Zeiten steigender Kosten und Belastungen ist die Entscheidung, die Förderung einseitig und umfassend zu kürzen, nicht nachvollziehbar. Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden im Stich gelassen und der Hochlauf der E-Mobilität ausgebremst“, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller in einer Mitteilung des Verbands. „Klimapolitische Investitionen zahlen sich langfristig immer aus, der Rotstift ist an dieser Stelle kontraproduktiv und nicht nachhaltig.“

Umweltbonus für Elektroautos: Kürzung „kontraproduktiv“
Auf Dauer will jedoch auch der VDA nicht an der Kaufprämie für Elektroautos festhalten, allerdings sei es noch zu früh, um die Förderung langsam auslaufen zu lassen. „Das Elektroauto wird schrittweise und durch den zunehmenden Umbau von Werken zum Massenprodukt. Dazu werden dann weitere Technologiesprünge und Skaleneffekte kommen, sodass die Kosten für ein Elektroauto sicher weiter sinken werden – sie werden dann sogar niedriger sein können als beim Verbrenner – damit können dann natürlich auch die Fördermaßnahmen entfallen“, sagte Müller.
Mit Blick auf die geplante Verschärfung der EU-Flottengrenzwerte hätte sich die VDA-Präsidentin jedoch ein starkes Signal gewünscht. „Diese Entscheidung bremst die Transformation zur E-Mobilität aus. Die Chance, ein bisher erfolgreiches Modell fortzuführen, wurde bewusst verspielt“, betonte Müller.
Umweltbonus für Elektroautos: Kunden brauchen „maximale Planungssicherheit“
Kritik gab es auch daran, dass der Umweltbonus beim Kauf eines Elektroautos ab dem 1. September 2023 nur noch von privaten Käufern in Anspruch genommen werden kann. „Fakt ist: Ein Umstieg auf die E-Mobilität wird in allen Flotten gebraucht. Es sind gerade die Dienstwagen und andere gewerbliche genutzte Pkw, die anschließend zu günstigeren Preisen auf dem Gebrauchtwagenmarkt kommen und somit für eine insgesamt klimafreundlichere Flotte sorgen. Für die mittelständische Wirtschaft und Logistikunternehmen ist die neue Regelung eine schwere Belastung“, sagte die VDA-Präsidentin.
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Ähnlich kritisch sieht Müller die Ausklammerung der Plug-in-Hybride vom Umweltbonus, obwohl diese rund 45 Prozent der Elektroauto-Neuzulassungen ausmachen. „Der Plug-in-Hybrid ist für viele Menschen der ideale Einstieg in die E-Mobilität, insbesondere in Regionen mit noch unzureichender Ladeinfrastruktur. Mit der Abschaffung der Prämie für Plug-in-Hybride lässt die Politik gerade die Menschen im Stich, die längere Wegstrecken zurücklegen müssen“, betonte Müller. Zudem drohe der Kauf eines Elektroautos „zum Glücksspiel“ zu werden. Der Grund: Die neuen Förderregeln sehen eine Deckelung der Mittel vor. Die Kunden können den Antrag aber auch weiterhin erst mit der Zulassung des Fahrzeugs stellen. Die Menschen bräuchten aber „maximale Planungssicherheit und keine Willkür“. Aus Sicht von Müller werde die klimaneutrale Mobilität so politisch ausgebremst. Viele Kunden lassen sich davon jedoch nicht abschrecken, wie eine Studie kürzlich zeigte.