Toyotas Furcht vor Tesla: Elektro-Pläne werden komplett geändert
Gerade erst startete Toyota seine Aufholjagd bei Elektroautos. Nun ändert der weltgrößte Autohersteller seine Strategie noch einmal grundlegend.
Update vom 27. 10. 2022, 11:47 Uhr: Toyotas Einstieg in das vollelektrische Zeitalter verläuft eher schleppend. Der zweite Stromer im Konzern (nach dem Lexus UX 300e), der Toyota bZ4X, musste wegen lockerer Radnabenbolzen zurückgerufen und überarbeitet werden. Und nun gerät auch noch die gesamte ambitionierte Elektro-Strategie unter Druck, und wird nach gerade mal gut einem Jahr schon wieder neu ausgerichtet.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, seien die Arbeiten an einigen der geplanten 30 neuen Stromer eingestellt worden, etwa an der elektrischen Luxuslimousine Crown und dem SUV Compact Cruiser. Bis Anfang 2024 solle eine neue Arbeitsgruppe die technische Plattform für Akku-Autos gründlich überarbeiten, oder gleich eine neue entwickeln.
Toyotas Furcht vor Tesla: Elektro-Pläne werden komplett geändert
Grund für hektische Neu-Orientierung ist angeblich Elektroauto-Pionier Tesla. Die Japaner befürchten offenbar, mit ihrer bisherigen Technologie nicht mit den Amerikanern und deren effizienten Autos mithalten zu können – ebenso wenig mit deren wirtschaftlicherer Produktion. Auch die Akkus von Toyota und seinen Partnern sollen kleiner, leichter und vor allem preisgünstiger werden.
Sollte tatsächlich eine neue Plattform entstehen, würden die ersten darauf basierenden Elektroautos wohl erst in fünf Jahren serienreif sein – der zeitliche Rückstand auf die elektrische Konkurrenz nicht nur von Tesla würde noch größer.
Erstmeldung vom 9. September 2021, 16:51 Uhr: Heute erscheint es wie ein Echo aus einer vergangenen Epoche: Toyota galt mal als besonders umweltfreundlicher Autohersteller. Zur Jahrtausendwende beherrschten die Japaner mit ihrem Hybridmodell Prius die Diskussion um elektrifizierte Pkw. Die kompakte Fließheck-Limousine war das, was heute Tesla-Modelle darstellen: ein cooles Statement ihrer Fahrer, technologisch anderen voraus zu sein und das Klima zu schonen. In den Metropolen Kaliforniens war der Prius so häufig zu sehen wie hierzulande ein VW Golf mit Turbodiesel. (Aus Toyota wird Lamborghini Urus: Ein Bodykit macht’s möglich)
Toyota lenkt ein: Diese Autos sollen nun doch in großer Zahl kommen
Was dann geschah, verblüffte Experten ebenso wie Kunden: Toyota ruhte sich auf seinem Öko-Lorbeer aus, brachte erst spät eine Plug-in-Version und verspielte den Vorsprung bei Image und Technologie. Bei den derzeit angesagten Elektroautos mit Akku steht der Autohersteller bis auf ein SUV seiner teuren Edelmarke Lexus bislang völlig blank da. Stattdessen setzten die Japaner vor allem auf Wasserstoff – der aber, wenn überhaupt, künftig eher bei Lkw eine größere Rolle spielen wird. Noch vor Kurzem verteidigten Toyota-Manager ausdrücklich ihren eigentümlichen Kurs.

Doch nun scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass ohne eine Vielzahl an Akku-Modellen künftig kaum die Position als weltgrößter Autohersteller (immer im Wechsel mit Volkswagen) zu halten sein wird. Und nach dem Motto: „Wenn schon das Ruder herumreißen, dann richtig“, soll Toyota gleich den ganz großen Feldzug planen. „Die jüngsten Pläne des Automobilherstellers deuten darauf hin, dass er einen ähnlichen Erfolg wie bei den Hybriden auch bei den batterieelektrischen Fahrzeugen anstrebt“, erklärt Bakar Agwan, Senior Automotive Consulting Analyst bei Global Data: „Toyota investiert in die Entwicklung und Herstellung einer kompletten Palette von Batterien, um die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen voranzutreiben und sein Ziel zu erreichen, bis 2030 acht Millionen Elektrofahrzeuge zu verkaufen.“ Das Unternehmen plane, immerhin 15 BEV („Battery Electric Vehicle“) bis 2025 auf den Markt zu bringen. (Toyota Highlander Hybrid neu in Europa: Bemerkenswert geringer Normverbrauch – doch eine Sache stört)
Toyota lenkt ein: Akku-Technologie soll viel besser werden
Der weltweite Absatz der Brennstoffzellen-Autos soll künftig mehr als 30.000 Einheiten pro Jahr ausmachen. Nach wie vor zählen diese zwar auch zur Elektrostrategie, aber vor allem alltagstauglichere Akku-Autos rücken nun in den Fokus. „Zu den Plänen für die nächsten zehn Jahre gehören die Verbesserung der derzeitigen Lithium-Ionen-Batterietechnologie, um Risiken wie Brände zu verringern und die Lebensdauer zu erhöhen, sowie die Einführung einer neuen fortschrittlichen Lithium-Ionen-Batterie“, so Branchen-Experte Bakar Agwan, „außerdem soll an Materialien und Strukturen gearbeitet werden, um die Kosten der Batterien um 30 Prozent zu senken und schließlich die Kosten der Batterie pro Fahrzeug um 50 Prozent zu reduzieren.“ Dazu ist Toyota zusammen mit Batterie-Spezialist Panasonic mittlerweile eines der führenden Unternehmen in der Entwicklung von Festkörperbatterien, die als die nächste Akku-Generation gelten. (Unfall während Paralympics: Toyota stoppt Robotaxis im olympischen Dorf)

Toyota lenkt ein: Erstes Modell auf neuer Akku-Plattform
Vorerst aber gibt es nur einen Mittelklasse-Crossover mit Elektroantrieb, der als Prototyp unter dem kryptischen Kürzel bZ4X firmiert und in verschiedenen Versionen nahezu weltweit ausgerollt werden soll. Das mittelgroße Fahrzeug basiert auf der neuen Elektro-Plattform („e-TNGA“) für Akku-Autos, die sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Produkttypen anpassen lässt: Länge, Breite, Höhe, Radstand sind flexibel, Vorderrad- oder Hinterradantrieb ebenso möglich wie Allradtechnik.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
„Toyota scheint in seinen Batterieplänen sehr ganzheitlich zu sein und wird die wichtigsten Probleme im Zusammenhang mit Batterien und Elektrofahrzeugen lösen“, glaubt Analyst Bakar Agwan, „nämlich höhere Fahrzeugkosten, Reichweitenangst, Bedenken hinsichtlich der Lebensdauer, Batteriequalität, Leistung und Brandgefahr.“ Offenbar hat Toyota hier von Volkswagen gelernt, dem Konkurrenten um die weltweite Nummer-eins-Position: Wenn man später kommt als andere, muss man es dann eben besser machen. (Mit Material von press-inform)
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