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Tesla mit Rekordgewinn – doch ein Modell-Start muss verschoben werden

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Von: Sebastian Oppenheimer

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US-Elektroautobauer Tesla hat erstmals mehr als eine Milliarde US-Dollar in einem Vierteljahr verdient. Doch an mehreren Stellen hakt es aktuell.

Palo Alto – Solche Meldungen verkündet Tesla-Chef Elon Musk (50) besonders gern: Der kalifornische Elektroauto-Hersteller hat den Überschuss im zweiten Quartal im Jahresvergleich auf 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 900 Mio. Euro) verzehnfacht. Allerdings hat auch diesmal wieder der Handel mit Abgaszertifikaten die Bilanz aufgebessert – wenn auch weniger als zuvor. Denn Tesla hat mehr als doppelt so viele Autos ausgeliefert wie noch im Vorjahr.

Tesla mit Rekordgewinn – doch ein Modell-Start muss verschoben werden

Außerdem erwarte Elon Musk, dass noch 2021 in Grünheide – genau wie im texanischen Austin – die ersten Exemplare des Kompakt-SUV Model Y vom Band laufen. Angesichts verschiedener Hürden und Unstimmigkeiten auf bürokratischer Ebene hatte die Ungewissheit hinsichtlich des Zeitplans in den vergangenen Monaten eigentlich eher zugenommen. Und die eine oder andere Überraschung könnte da in der Tat noch kommen.

Für Elon Musk persönlich zahlt sich der wirtschaftliche Erfolg auch finanziell aus: Er erhält Aktienoptionen im Wert von 176 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 148 Millionen Euro). Der Tesla-Chef bezieht nämlich kein reguläres Gehalt, sondern wird in Aktionenoptionen bezahlt, wenn sein Unternehmen zuvor bestimmte geschäftliche Ziele erreicht.

Tesla-Modelle stehen vor einer Händlerfiliale in den USA (Symbolbild)
Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat einen Rekordgewinn verkündet. (Symbolbild) © Michael Siluk/Imago

Tesla-Chef Elon Musk rechnet mit Startschwierigkeiten beim Cybertruck

Einen Rückschlag hat unterdessen der E-Truck Semi zu verkraften: Die ersten Auslieferungen des Sattelschleppers wurden ins Jahr 2022 verschoben. Bei der Vorstellung 2017 hatte Tesla noch einen Produktionsstart 2019 in Aussicht gestellt. Elon Musk hat sich im Gespräch mit den Analysten auch nicht festgelegt, ab wann genau der Elektro-Pick-up Cybertruck in Texas gebaut werden soll. Es hieß lediglich, er folge auf das Model Y, das Priorität habe. Zugleich bereitete der Tesla-Chef bereits darauf vor, dass der Produktionsanlauf beim Cybertruck schwerfällig werden könnte: „Niemand hat je so ein Auto gebaut.“ Generell ist Elon Musk offensichtlich nicht so ganz vom Erfolg des Cybertruck überzeugt – und kalkuliert auch einen möglichen Flop mit ein.

Weitgehend getrotzt hat Tesla den Halbleiter- und Rohstoff-Engpässen, die bis heute der Autobranche zu schaffen machen. Auch wenn das E-Auto-Unternehmen warnt, dass die Versorgung mit Chips und Bauteilen schwierig bleiben könnte, macht es bei seinen Zielen keine Abstriche – im Gegenteil: Tesla hat bisher angepeilt, seine Auslieferungen 2021 nach über einer halben Million Autos im Vorjahr um 50 Prozent zu steigern. Nun aber sagt der Konzern, man rechne mit noch stärkerem Wachstum. (Umstrittenes Tesla-Update: Verbraucherschützer warnen vor „Full Self-Driving“-Beta)

Ein Tesla Cybertruck
Der Produktionsanlauf für den Cybertruck wird laut Elon Musk möglicherweise nicht problemlos vonstattengehen. © Tesla/Imago

Tesla mit Rekordgewinn – Produktionstempo hängt von Chip-Lieferungen ab

Das tatsächliche Tempo werde aber davon abhängen, wie gut Tesla die Halbleiter-Knappheit meistern kann, erklärte Elon Musk. „Die Chip-Lieferungen sind der entscheidende Faktor für unsere Produktion.“ In den vergangenen Monaten gelang es Tesla, fehlende Chips durch andere zu ersetzen und die Software anzupassen. Im letzten Quartal habe es aber dann Engpässe bei Modulen zur Steuerung von Airbags und Sicherheitsgurten gegeben. Das habe die Produktion in der Tat gebremst.

Tesla erreichte im jüngsten Vierteljahr auch bei Auslieferung und Produktion Bestwerte. Das Unternehmen lieferte 201.304 E-Autos an Kunden aus und stellte 206.421 Exemplare her – so viele wie seit Firmengründung 2003 noch nie in einem Quartal. Der Umsatz wuchs um 98 Prozent auf zwölf Milliarden US-Dollar.

Tesla mit Rekordgewinn – Bitcoin-Investment weniger erfolgreich

Lediglich Teslas Bitcoin-Engagement, mit dem Elon Musk, der offenbar auch oft mit seinem Chefposten hadert*, den Kryptomarkt seit Februar aufmischt, entwickelte sich angesichts der starken Kursverluste der Währung nicht so erfolgreich wie im Vorquartal. Nachdem Teslas ursprünglich 1,5 Milliarden US-Dollar schwere Investition in die bekannteste Cyberwährung im ersten Vierteljahr 2021 noch zu einem Sondererlös von rund 100 Millionen US-Dollar geführt hatte, musste der Konzern nun 23 Millionen US-Dollar abschreiben. Deren Buchwert lag zuletzt noch bei 1,31 Milliarden US-Dollar. (Tesla-Fan kritisiert Porsche Taycan – auf Facebook geht’s richtig ab)

Tesla-Chef Elon Musk besucht die Fabrik-Baustelle in Grünheide.
Tesla-Chef Elon Musk auf der Baustelle der Gigafactory in Grünheide – dort soll Ende 2021 die Produktion starten. © Christophe Gateau / dpa

Tesla mit Rekordgewinn – Profite durch Handel mit Abgaszertifikaten

Der Elektroauto-Pionier profitiert aber nach wie vor stark vom Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Europa oder eben Kalifornien zu erfüllen. Tesla setzte mit diesem Geschäft im zweiten Quartal 354 Millionen US-Dollar um. Da die Erlöse eine quasi hundertprozentige Marge haben, sind sie für Tesla äußerst lukrativ. Allerdings ging die Bedeutung zuletzt zurück. Vor einem Jahr steuerten die Zertifikate noch 428 Millionen US-Dollar bei, im ersten Quartal 2021 waren es sogar noch mehr als 500 Millionen US-Dollar.

Elon Musk hat ankündigt, künftig nur noch gelegentlich an den Telefonkonferenzen mit Analysten teilnehmen zu wollen – nämlich dann, wenn er etwas Wichtiges mitzuteilen habe. Seine Auftritte waren bisher eine seltene Gelegenheit, die Ansichten von Elon Musk zu strategischen Fragen zu hören. Zugleich sorgte er dabei auch wiederholt für Kontroversen – etwa als er im vergangenen Jahr die Corona-Einschränkungen in Kalifornien als „faschistisch“ beschimpfte oder einst Analysten für „dumme“ und „langweilige“ Fragen abkanzelte. (Mit Material der dpa) *merkur.de.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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