Tesla schafft rundes Lenkrad ab: So funktioniert das Yoke-Steuerhorn im Model S Plaid
Als Yoke, also als Steuerhorn wie im Flugzeug, bezeichnet Tesla sein neues Lenk- und Bedienkonzept. Der Beifahrer kann sogar sein eigenes haben.
Palo Alto – Flugzeugpiloten kennen so ein Ding schon seit Ewigkeiten: Mit dem Steuerhorn, englisch Yoke, betätigen sie über Seilzüge die Ruder für ihre Manöver in der Luft. Auch wenn in vielen Passagierjets mittlerweile Joysticks zur Bedienung Einzug gehalten haben, gilt ein Yoke noch immer als futuristisch und sieht nach Hightech aus. Ganz besonders im Auto. (Tesla will Fahrer per Innenraum-Kamera überwachen – und kann’s sogar erklären)
Tesla schafft Lenkrad ab: So funktioniert das Yoke-Steuerhorn im Model S Plaid
Nun soll es bei Tesla das bewährte Lenkrad ersetzen, zuerst im Model S Plaid, der Version mit großem Akku und über 600 Kilometern Reichweite. Dessen Gebrauchsanweisung erklärt denn auch, wie das Steuerhorn im Detail funktioniert. Grundsätzliche Idee ist die Verbannung sämtlicher Hebel und Tasten aus dem Cockpit – was ja schon immer das Ziel von CEO Elon Musk war. So sind im rechten Teil ein Knopf für die Hupe sowie die Bedienung des Scheibenwischers integriert. Dessen bisherige Einstellung über das Display kann beispielsweise in Deutschland wegen der Ablenkung illegal sein. (Tesla Model 3: Fertigungs-Experte Sandy Munro entsetzt – „Nicht akzeptabel“)

- Die wichtigsten Details des Tesla-Yoke
- 2 Linke Yoke-Tasten: Linke Scroll-Taste, Fernlicht, Blinker
- 3 Fahrer-Display
- 4 Rechte Yoke-Tasten: Scroll-Taste zur Bedienung von Autopilot, Hupe, Scheibenwischer, Sprachsteuerung
- 5 Touchscreen (neuerdings im Querformat)
- 6 Kamera (zur Überwachung des Fahrers während der Nutzung des Autopiloten)
- 13 Ladeschale für Smartphone
- 15 Zusätzlicher Fahrmodus-Schalter
Tesla schafft Lenkrad ab: Wo ist der Blinker geblieben?
Ob die Bedienung per Yoke intuitiver wird? Zweifel sind angebracht, denn auch einen klassischen Blinkerhebel bekommen die neuen Modelle nicht mehr. Künftig muss der Fahrer über eine kleine Schaltfläche in der linken Strebe die Richtungsanzeige wählen. Einen Hebel zur Wahl des Fahrmodus sucht man in Teslas neuem Cockpit – das auch am waagerechten Touchscreen zu erkennen ist – nun ebenfalls vergeblich, dieser lässt sich über eine Schaltfläche und ein Scroll-Rädchen rechts am Yoke anwählen. (Tesla-CEO Elon Musk: Hacker-Drohung wegen Bitcoin-Kurssturz – „Narzisstisch reicher Kerl“)

Tesla schafft Lenkrad ab: Künftig soll sowieso der Computer fahren
Aber wozu das alles? Schließlich gehen andere Autohersteller schon wieder dazu über, eine rein virtuelle Bedienung zumindest durch ein paar anfassbare Tasten an gewohnter Position zu ergänzen. Auch ein mit Knöpfen und Wippen überladenes Lenkrad gilt längst nicht mehr als zukunftsfähig. Aber Tesla denkt schon einen oder besser drei bis vier Schritte weiter. Denn sämtliche in das Yoke integrierte Bedienungen sind diejenigen, die man in einem künftigen autonom fahrenden Auto eigentlich nur noch für Notfälle braucht. Auch die Funktion des Autopiloten lässt sich an der rechten Yoke-Strebe aktivieren. Ob man vorwärts oder rückwärts fährt, abbiegt oder auch, ob es regnet, das alles weiß oder entscheidet dann der Computer. (Tesla Roadster mit und ohne SpaceX-Raketenantrieb im Duell – so geht das Wettrennen aus)

Tesla schafft Lenkrad ab: Nicht alle sind damit einverstanden
Zumindest theoretisch. Wann es wirklich so weit ist, weiß auch Elon Musk natürlich nicht. Bis dahin dürfte das Yoke viele Autofahrer eher nerven, etwa beim Rangieren oder beim gefühlvollen Lenken durch Kurven. In den USA steht die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (vergleichbar mit dem Kraftfahrt-Bundesamt bei uns) mit Tesla wegen des Yoke in Kontakt. Für alle anderen Kunden, die nach wie vor gerne etwas Rundes in der Hand halten – auch wenn es den Blick auf das mittlere Display behindert – gibt es einen Trost: Vorerst können sie zwischen Lenkrad und Yoke-Steuerhorn wählen.

Tesla schafft Lenkrad ab: Ein eigenes Yoke für den Beifahrer
Überzeugte Fans des neuen Konzepts können dafür gleich mehrere Yokes bekommen: eines zum Steuern ihres Tesla – und weitere als Game-Controller. Ein solcher war auf der Präsentation des Plaid nämlich ebenfalls zu sehen. Dass es sich bei dem Gerät in Rechteck-Form und mit Tesla-Logo nicht nur um einen einmaligen Gag handelte, sondern ein für den Verkauf geplantes Gadget, bestätigte ein Manager. Vor Ort zockte ein Besucher damit das aktuelle Game „Cyberpunk 2077“ auf dem Infotainment-System im Tesla. Künftig können das dann offenbar auch Beifahrer machen – oder der Fahrer selbst, wenn sein Auto dann irgendwann tatsächlich mal autonom fahren sollte.
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