Neues Tesla Model S Plaid entscheidet selbst, ob es vorwärts oder rückwärts fährt
Nicht nur das Yoke-Lenkrad im neuen Tesla Model S Plaid verwirrt. Denn auch, ob es vorwärts oder rückwärts geht, entscheidet das E-Auto selbst.
Palo Alto (Kalifornien) – Die Ingenieure von Tesla können natürlich nicht einfach so ein neues Fahrzeug bauen. Der Elektroauto-Hersteller von Tech-Milliardär Elon Musk muss immer auch ein Erlebnis und technische Knalleffekte bieten. Diese sollen innovativ, schnell und leicht zu bedienen sein – sind manchmal aber etwas verwirrend. Bestes Beispiel ist das brandneue Tesla Model S Plaid. Die Version mit extragroßem Akku und über 600 Kilometern Reichweite folgt dem gängigen Tesla-Rezept buchstabengetreu. Das bisher vielleicht beste E-Auto der Kalifornier provoziert zum Beispiel durch sein äußerst gewöhnungsbedürftiges Yoke-Steuer. Ob das Lenk-Rechteck, das auf autonomes Fahren ausgerichtet ist und das herkömmliche Lenkrad ersetzen soll, in Europa jemals genehmigungsfähig sein wird, steht in den Sternen. Ebenfalls auffällig: Ein typischer Schalthebel fehlt. Den braucht es auch nicht mehr – denn nach Vorstellung von Tesla und „Technoking“ Elon Musk soll der Computer bestimmen, wie und in welche Fahrtrichtung gefahren wird. (Tesla-Show: Elon Musk feiert Model S Plaid – und kurioses Yoke-Lenkrad)
Neuer Tesla entscheidet selbst, ob er vorwärts oder rückwärts fährt
Tatsächlich hat Tesla das alte Setup zugunsten eines vorausschauenden, autonomen Schaltsystems aufgegeben. Dieses entscheidet selbstständig und ohne Fahrerinteraktion, ob das E-Auto vorwärts oder rückwärts fährt. Zumindest gilt dies unmittelbar nach dem Start des Elektrofahrzeugs aus dem Parkmodus. Der Algorithmus, nachdem Teslas Bordcomputer hier vorgeht, ist nicht bekannt – und so ist nicht auf Anhieb ersichtlich, wie und warum sich das System zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfahrt entscheidet. Es ist zu vermuten, dass dies auch darauf basiert, welche Objekte die zahlreichen im Tesla Model S Plaid verbauten Kameras vor oder hinter dem Auto erkennen. (Teslas neues Yoke-Lenkrad illegal? Elon Musk droht Ärger mit der Verkehrsaufsicht)

Nach einem Bericht des US-Portals „Electrek“ funktioniert das automatisierte Tesla-System so: Das E-Auto verwendet eine Kombination seiner Sensoren, um den wahrscheinlichsten Fahrmodus zu ermitteln. Wenn die Vorderseite des Tesla Model S Plaid beispielsweise in Richtung einer Garagenwand schaut, erkennt das Fahrzeug dies – und schaltet automatisch in den Rückwärtsgang, sobald der Fahrer das Bremspedal betätigt. Ausführlich beschrieben wird das Handling der neuen Tesla-Schaltautomatik in diesem YouTube-Video des Videobloggers Ryan Shaw.
Tesla-Boss Elon Musk empfiehlt selbstredend, sich ganz auf die automatische Erkennung der richtigen Fahrtrichtung durch den Computer zu verlassen. Das System der E-Autos ermittele diese basierend auf Hindernissen, die es sieht, dem Kontext in der unmittelbaren Umgebung und der Navigation. Der Visionär meint, dass man sich schnell daran gewöhne, dass das Fahrzeug entscheidet, ob vorwärts oder rückwärts gefahren wird – und dass Tesla-Fahrer nicht mehr zum manuellen Wählen des Fahrmodus zurückkehren wollten. (Tesla schafft Lenkrad ab: So funktioniert das Yoke-Steuerhorn im Model S Plaid)
Neuer Tesla entscheidet selbst – manuelles Eingreifen ist aber möglich
Sollte der menschliche Fahrer in einer bestimmten Situation übernehmen müssen oder wollen, so kann er dies zumindest manuell forcieren – und den Autopilot-Modus übergehen. Hierzu verwendet er den großzügigen Touchscreen des Tesla Model S Plaid, der über der Mittelkonsole des Wagens angebracht ist. Das Ganze lässt sich dadurch bewerkstelligen, dass der Fahrer das entsprechende Menü ansteuert. Dort kann er ein kleines Auto-Symbol in zwei Richtungen ziehen: Zum oberen Rand des Bildschirms für das Vorwärtsfahren – und zum unteren Rand des Bildschirms, um den Rückwärtsgang einzulegen. (Tesla-Autopilot: Kalifornien ermittelt wegen FSD-Funktion – Täuschung durch Elon Musk?)

Der Vorgang erweist sich glücklicherweise als einigermaßen intuitiv. Zumindest wenn man ein wenig an Haptik und Handhabe der Tesla-Stromer gewohnt ist – und natürlich das Infotainmentsystem funktioniert. Doch was ist, wenn eben jenes abstürzt und der Bildschirm schwarz bleibt? Auch hierfür haben die Designer von Elon Musk an eine Lösung gedacht – und eine schmale berührungsempfindliche Bedienleiste unterhalb des Infotainment-Displays angebracht. Diese befindet sich am unteren Rand der neuen Smartphone-Ladeplätze. Wird sie angetippt oder fällt der Touchscreen aus, kommt eine traditionellere Schalt-Symbolik zum Vorschein. Zu sehen sind dann, wie bei einer herkömmlichen Automatik-Schaltung, die Einstellungen P, R, N und D – sowie ein Button für das Warnblinklicht. (Tesla-Geständnis: Autonomes Fahren weit entfernt – doch Elon Musk verspricht „Full Self Driving“ für alle)
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