Tesla Gigafactory Grünheide: Elon Musk muss Start verschieben – Minister entschärft
Teslas Genehmigungsantrag für die Gigafactory in Grünheide läuft aus dem Ruder. Elon Musk drohen beachtliche Verzögerungen – doch Brandenburgs Wirtschaftsminister entschärft.
Update vom 05.05.2021, 12:18 Uhr: Die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg ist die erste europäische Produktionsstätte des amerikanischen Elektroauto-Herstellers. In Grünheide vor den Toren der deutschen Hauptstadt soll nach den Vorstellungen von Tech-Milliardär und Tesla-Boss Elon Musk eigentlich noch im Jahr 2021 mit der Produktion des Crossover-SUV Tesla Model Y begonnen werden. Allerdings mehren sich ernstzunehmende Berichte (siehe Erstmeldung unten), dass der Start der Riesenfabrik der Kalifornier sich zum Leidwesen des Firmenchefs enorm verschieben wird. Zum Teil ist von sechs Monaten und mehr an Verzögerung die Rede.
Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), einer der lautstärksten Befürworter von Teslas deutschem Werk im Forst südöstlich von Berlin, will von einer sechsmonatigen Verspätung jedoch nichts wissen. Er glaubt weiterhin daran, dass es dem E-Autobauer gelingen kann, im Spätsommer- oder Frühherbst mit der Produktion in Grünheide zu starten. Zwar räumt auch er offen ein, dass mindestens mit einem Verzug von „ungefähr drei Monaten“ zu rechnen sei – gegenüber dem US-Online-Magazin „Teslarati“ sagt er jedoch: „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie jemand von einer Verzögerung von sechs Monaten reden kann.“
Tesla Gigafactory Grünheide: Neuer Ärger – darum muss Elon Musk den Start erheblich verschieben
Erstmeldung vom 29.04.2021, 14:56 Uhr: Berlin/Brandenburg – Der anvisierte Produktionsstart für die derzeit im Bau befindliche Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in Grünheide vor den Toren der Hauptstadt verzögert sich – und das erheblich. Wahrscheinlich wird der kalifornische Branchenprimus in Sachen E-Autos erst Monate später mit der Produktion beginnen können als vom ehrgeizigen Tesla-Boss Elon Musk (49) geplant. Für den exzentrischen Tech-Milliardär und seinen US-Elektroautobauer bedeutet das einen empfindlichen Rückschlag. Gerade weil die Pläne und Zielvorgaben des allmächtigen CEO derart ambitioniert waren. Der selbsternannte „Technoking of Tesla“, der weder an europäische noch deutsche Vorschriften gewöhnt ist, wird nicht nur innerlich kochen vor Wut. Doch woran hakt es? (Herbert Diess als Tesla-Boss: Wollte Elon Musk dem VW-Chef die komplette Leitung übergeben?)
Wie das Umweltministerium des Landes Brandenburg mitteilt, will Tesla den Genehmigungsantrag für die Fabrik ändern – zum wiederholten Mal. Diesmal soll er um den Bau und Betrieb einer riesigen Anlage zur Batteriezellfertigung ergänzt werden. Denn Tesla-Chef Elon Musk will auf dem Gelände des Mega-Projekts in Grünheide hoch hinaus: Nicht nur ein eigenes Tesla-Modell für Europa soll dort gebaut werden – sondern gleich auch die größte Batteriefabrik der Welt entstehen.
Was weder der Visionär noch der von ihm geleitete Konzern bedacht oder verstanden zu haben scheinen: Derart gigantische Projekte und dementsprechende Bauvorhaben kann man hierzulande nicht einfach auf dem Reißbrett planen und einfach umsetzen – und schon gar nicht innerhalb von Tagen oder Wochen alle Pläne umwerfen und es anders machen. Innerhalb der geltenden Gesetze und der mit ihnen verbundenen Bürokratie funktioniert das nicht. Auch dann nicht, wenn man von Seiten der politischen Entscheider in Bund und Bundesland mit erheblichem Wohlwollen behandelt wird. (Wirtschaftsminister Altmaier sagt Tesla „beträchtliche Förderung“ zu: Wie viele Steuermillionen kassiert Elon Musk?)

Tesla Gigafactory Grünheide: Neuer Ärger – deutsche Vorschriften nerven Elon Musk
Daher erklärt auch das brandenburgische Umweltministerium pflichtschuldig, dass – aufgrund des enormen Ausmaßes der Änderungswünsche von Tesla – davon auszugehen ist, das eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit erforderlich sein wird. Dies hatte schon im Rahmen der bisherigen Bauvorhaben erhebliche und vor allem langwierige Auswirkungen gehabt. Die Bürgerbeteiligung sieht vor, dass die betreffenden Unterlagen und Pläne ausgelegt werden – und Kritiker des Baus Einwendungen erheben können. Um die Einwände von Betroffenen und Aktivisten muss sich dann anschließend von den zuständigen Stellen im Rahmen der vorgesehenen Abläufe und mit der notwendigen Sorgfalt gekümmert werden. (Tesla-Boss Elon Musk in Sorge: Verhindern Eidechse und Natter die Gigafactory Berlin-Brandenburg?)
Bereits jetzt baut Tesla – dem von Seiten der Politik versucht wird zu helfen, wo es nur geht – die Gigafactory in Grünheide lediglich mit einem ganzen Bündel an vorläufigen Genehmigungen für verschiedene Bauabschnitte. Große Teile der Bauten auf dem weitläufigen Areal im Brandenburger Forst sind längst errichtet. Die endgültige Genehmigung für das Gesamtvorhaben steht jedoch weiterhin aus. Auch um Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der für das Riesen-Projekt benötigten Wasserversorgung tobt immer wieder heftiger Streit. Erst kürzlich hatten sich Elon Musk und Tesla bitter über die deutsche Politik und Langsamkeit der deutschen Bürokratie beklagt, die Bundesregierung angegriffen – und dabei sogar eine erstaunliche Allianz mit der Deutschen Umwelthilfe geschmiedet.

Tesla Gigafactory Grünheide: Neuer Ärger – Start des Mega-Projekts steht auf der Kippe
Das Umweltministerium will sich nicht auf eine exakte Dauer des Verfahrens bis zu einer abschließenden Entscheidung festlegen. Dies sei erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich, heißt es. Das Ministerium teilt allerdings mit, dass für die Auslegung der Unterlagen laut Bundesimmissionsschutzgesetz der Zeitraum von einem Monat vorgesehen sei – ein weiterer Monat für die Einwendungsfrist. (Tesla-Geständnis: Autonomes Fahren weit entfernt – doch Elon Musk verspricht „Full Self Driving“ für alle)
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) warnte im Wirtschaftsausschuss des Potsdamer Landtags bereits, der Start der Gigafactory Berlin-Brandenburg stehe auf der Kippe. Die Genehmigung für die Fabrik müsse so vorbereitet und erarbeitet werden, dass sie "anfechtungsresistent" sei, zitierte ihn das "Handelsblatt": "Dann ist es mir egal, ob es auch noch 14 Tage oder vier Wochen oder acht Wochen länger dauert". Qualität müsse vor Geschwindigkeit gehen. Ob Elon Musk das ähnlich sieht? (Tesla-Boss Elon Musk: Riesen-Ärger wegen TV-Beitrag über Grünheide – „Schande über ZDF Info!“)
Denn Tesla kann nach seinen eigenen Vorstellungen alles brauchen – nur keinen neuen Ärger mit seiner europäischen Prestige-Fabrik. Der US-Konzern wollte eigentlich schon im Juli 2021 mit der Gigafactory Berlin-Brandenburg an den Start gehen. Ab dann sollen in Grünheide jedes Jahr bis zu 500.000 Elektroautos vom Band laufen. Produziert von rund 12.000 Mitarbeitern. In einer möglichen vierten Ausbaustufe sollen auf dem riesigen Betriebsgelände bis zu 40.000 Beschäftigte arbeiten. (Mit Material der AFP)