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Tesla erzielt erstmals Gewinn – aber nicht durch Autoverkäufe: So verdient Elon Musks Firma ihr Geld

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Von: Christian Schulz

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US-Autobauer Tesla erzielt den größten Teil seines Gewinns keineswegs mit dem Verkauf von E-Autos. Die direkte Konkurrenz spült Milliarden in die Kasse von Elon Musks Konzern.

Palo Alto (Kalifornien) – US-Elektroauto-Hersteller Tesla hat erstmals in seiner Geschichte einen Jahresgewinn erzielt. Nachdem das Unternehmen zuvor 17 Jahre lang Verluste einfuhr. Dies geht aus den jüngst veröffentlichten Quartals- und Jahreszahlen Teslas hervor. Demnach hat der E-Autobauer sein sechstes Quartal mit schwarzen Zahlen in Folge geschafft und damit erstmals ein komplettes Kalenderjahr mit Gewinn abgeschlossen.

Trotz der Corona-Krise erreichte der Konzern von Tech-Milliardär Elon Musk, der unlängst zum reichsten Menschen der Welt aufstieg, im Jahr 2020 einen Netto-Überschuss von 721 Millionen US-Dollar (598 Millionen Euro). Im Vorjahr hatte Tesla noch einen Verlust in Höhe von 862 Millionen US-Dollar verschmerzen müssen. Allerdings – und das ist das Pikante: Tesla machte seinen Gewinn keineswegs durch Autoverkäufe – sondern durch ganz andere Geschäfte.

Ein Tesla Model X SUV steht vor dem Gebäude eines Tesla-Händlers.
Tesla schließt 2020 erstmals ein Geschäftsjahr mit Gewinn ab – am Verkauf von E-Autos liegt das jedoch nicht. © David Zalubowski/dpa

Tesla erzielt erstmals Gewinn – aber nicht durch Autoverkäufe: So verdient Elon Musks Firma ihr Geld

Das US-Unternehmen, das sich in der Vergangenheit häufig mit den ehrgeizigen Vorgaben seines exzentrischen Vorstandschefs Elon Musk schwertat, verkniff sich diesmal jede konkrete Zielmarke für das laufende Jahr. Stattdessen hieß es lediglich, dass angestrebt werde, die Wachstumsrate von 50 Prozent aus dem vergangenen Jahr zu übertreffen. Das würde heißen, dass Tesla anpeilt, 2021 weltweit rund 750.000 Autos auszuliefern. Im Jahr 2020 waren es knapp 500.000 verkaufte Fahrzeuge – womit Tesla einen bisherigen Rekord aufstellte. (Gravierende Sicherheitsmängel: Tesla muss 135.000 E-Autos zurückrufen – Schuld sind die Bordcomputer)

Die vergleichsweise geringen Gewinne aus Autoverkäufen stehen in krassem Gegensatz zu Teslas erstaunlicher Performance an der Börse. Teslas Aktien sind 2020 um etwa 750 Prozent im Wert gestiegen – und damit mehr wert als die der zwölf größten Autohersteller der Welt zusammen. Mit einem Marktwert von rund 800 Milliarden US-Dollar (665 Milliarden Euro) wurde der Konzern kürzlich dem S&P 500 Index der größten börsennotierten US-Unternehmen als fünftgrößtes Mitglied hinzugefügt. (Wirtschaftsminister Altmaier sagt Tesla „beträchtliche Förderung“ zu: Wie viele Steuermillionen kassiert Elon Musk?)

Eine Sache jedoch dämpft vorschnelle Hoffnungen auf dauerhafte Profitabilität merklich: Elon Musks Konzern erwirtschaftet einen ganz wesentlichen Teil seines Ertrags nicht mit dem Verkauf von E-Autos – sondern vielmehr mit dem Handel von Abgaszertifikaten. Also mit der direkten Konkurrenz. Denn exakt diese Zertifikate benötigen die anderen Autobauer, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern – und so die gesetzliche Schadstoffvorgaben in den USA und Europa zu erfüllen. Fakt ist: Ohne diese Einkünfte aus dem Emissionshandel, die sich im vergangenen Jahr auf 1,6 Milliarden US-Dollar (1,33 Milliarden Euro) beliefen, hätte Tesla auch im Jahr 2020 kein Geld verdient. (Multi-Millionär in nur acht Jahren – dank Tesla: Steinreicher Anleger kündigt seinen Job)

Elon Musk, Chef der Weltraumfirma SpaceX und Tesla-CEO, bei einer Preisverleihung in Berlin
Jackpot? Elon Musk, der milliardenschwere Tesla-CEO, hat gut lachen. Sein Konzern verkauft konkurrierenden Herstellern teure Emissionszertifikate. © Britta Pedersen/dpa

Tesla erzielt erstmals Gewinn – aber nicht durch Autoverkäufe: So läuft der Emissionshandel

Wie der Fernsehsender CNN berichtet, sind Autohersteller in elf US-Bundesstaaten dazu verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz an emissionsfreien Fahrzeugen zu verkaufen. Hierfür vergeben die Staaten behördliche Gutschriften. Erfüllen die Autobauer die geforderte Mindestquote nicht, müssen sie mit empfindlichen Geldstrafen oder gar dem Widerruf ihrer Geschäftslizenz rechnen – außer sie erstehen die benötigten Gutscheine teuer bei der Konkurrenz, die welche übrig hat. Die US-Umweltschutzbehörde und die Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit (NHTSA) betreiben auf Bundesebene ein ähnliches Bonus-System für Treibhausgasemissionen. (Elon Musk kündigt „heißes“ Tesla-Update an: „Dinge, von denen ihr nicht wusstet, dass ...“)

Auch die Europäische Union verschärft ihre CO2-Grenzwerte für Pkw beständig. Seit diesem Jahr dürfen neu zugelassene Fahrzeuge nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen – sonst drohen auch hier hohe Strafen. In der EU dürfen weiterhin Autos mit höherem CO2-Ausstoß verkauft werden, auch wenn gerade die deutsche Autoindustrie das Aus des Verbrennungsmotors schon im Jahr 2025 befürchtet. Die Autobauer müssen dies allerdings ausgleichen: Durch Fahrzeuge mit niedrigeren Werten – oder durch Emissionshandel zwischen den Herstellern. Als reiner E-Auto-Produzent profitiert Tesla bislang enorm von derartigen Nöten seiner Mitbewerber. Was allerdings passiert, wenn andere Autohersteller anfangen, in Sachen Emissionsschutz ernst zu machen?

Zachary Kirkhorn, Chief Financial Officer von Tesla, betonte hierzu gegenüber CNN, dass sich das Unternehmen künftig nicht mehr auf den Emissionshandel als Einnahmequelle verlassen möchte: „Langfristig wird der Emissionshandel kein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäfts sein – und wir planen unser Business nicht danach.“ (Elon Musk will in Grünheide hoch hinaus: Größte Batteriefabrik der Welt und eigener Tesla für Europa)

Fortschritte vermeldet der Konzern unterdessen für sein erstes Werk in Europa, das in Grünheide bei Berlin hochgezogen wird: Nachdem ein weiterer Baustopp durch die Hinterlegung von Sicherheitsgarantien, die Elon Musk zunächst nicht geleistet hat, abgewendet werden konnte, gehen die Arbeiten an der Gigafactory Berlin-Brandenburg wie geplant voran. Elon Musk und Tesla setzen große Hoffnungen in die neue Mega-Fabrik, in der sowohl Elektrofahrzeuge als auch moderne Batterietechnik gefertigt werden sollen. Die Produktion in Deutschland, die noch in diesem Jahr anlaufen soll, sei ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie. Mit ihrer Hilfe will Tesla seinen Marktanteil in Europa deutlich ausbauen. (Mit Material der dpa)

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