1. 24auto
  2. News

Wieder tödlicher Tesla-Crash: Unfallopfer postete Autopilot-Videos

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Christian Schulz

Kommentare

Bei einem tödlichen Unfall mit seinem Tesla Model 3 stirbt der Fahrer des E-Autos. Zwei weitere Menschen werden schwer verletzt. War der Tesla-Autopilot schuld?

Fontana (Kalifornien) – In den USA ist es zu einem weiteren tragischen Tesla-Unfall gekommen. Laut einem TV-Bericht des Fernsehsenders „abc7“ wurde dabei der Fahrer eines Tesla Model 3 getötet. Er raste mit seinem Elektroauto auf der Interstate 210 etwa 80 Kilometer östlich von Los Angeles im San Bernardino County gelegenen Fontana in einen quer liegenden, umgekippten Lastwagen. Der Fahrer des Sattelschleppers und ein weiterer Autofahrer wurden bei dem fatalen Crash schwer verletzt. Die zuständige Polizeibehörde untersucht den Unfall. Noch ist sich die California Highway Patrol allerdings nicht sicher, ob der Tesla-Autopilot vor dem tödlichen Zusammenstoß aktiviert war. Social-Media-Posts des Tesla-Fahrers legen dies allerdings nahe. Zuletzt war der E-Auto-Branchenführer von Tech-Milliardär Elon Musk (49) mehrfach deswegen in die Kritik geraten.

Wieder tödlicher Tesla-Crash: Getöteter Familienvater postete Autopilot-Videos

Nach bisherigen Informationen war der die Autobahn blockierende Lkw wenige Minuten vor dem Crash aus ungeklärten Umständen umgestürzt. Durch seine Querlage versperrte er zwei Fahrspuren des Freeway komplett. Ein weiterer Autofahrer (30) hatte angehalten, um dem Brummi-Fahrer (50) zu helfen und ihn aus seinem Truck zu ziehen. Bei dieser Hilfsaktion wurden beide von dem weißen Tesla Model 3 erwischt, der quasi ungebremst in den havarierten Lastwagen rauschte. Der Aufprall war so hart, dass der 35-jährige Fahrer des Teslas noch vor Ort seinen Verletzungen erlag. Die beiden Schwerverletzten wurden sofort in umliegende Kliniken gebracht. (Nach tödlichem Tesla-Crash: So dreist provoziert ein Model-3-Fahrer)

Nun fragen sich erneut viele: War der Tesla-Autopilot in irgendeiner Form involviert? Und wenn ja, in welcher? Denn bei mehreren ähnlichen Tesla-Unfällen in jüngerer Vergangenheit kamen die anschließenden Ermittlungen zu dem Ergebnis, dass zum Zeitpunkt der Crashs die Autopilot-Funktionalität der vollelektrischen Fahrzeuge eingeschaltet war. Und gerade in letzter Zeit traten derartige Fälle gehäuft auf. Das sorgt natürlich für heftige Diskussionen – und ist Wasser auf die Mühlen der Tesla-Kritiker. (Mit aktiviertem Autopilot: Tesla Model 3 crasht heftig in Polizeifahrzeug – was ist der Grund?)

Das Tesla Model 3 des Verunglückten fährt im Autopilot-Modus.
Der verunglückte Familienvater postete Social-Media-Videos, auf denen er dem Tesla-Autopilot das Steuer überlässt. © Instagram (@shendrickson2010)

Wieder tödlicher Tesla-Crash: Autopilot-Kritiker prangern Elon Musks Versprechungen an

Deren Hauptangriffspunkt: Bereits mittelfristig soll der Tesla-Autopilot das vollständig automatisierte Fahren der E-Autos möglich machen. Bislang dient die Funktion „Full Self Driving“ (FSD; dt.: „vollständig autonomes Fahren“) jedoch lediglich der Fahrassistenz – auch wenn der wohlklingende Name etwas ganz anderes vermittelt. Die Person am Steuer bleibt trotz der technischen Unterstützung für jeglichen Fahrvorgang verantwortlich – und muss daher zu jeder Zeit aufmerksam und zum menschlichen Eingreifen bereit sein. Nur die Computersoftware fahren zu lassen geht nicht – und ist daher auch streng verboten. Trotzdem geschehen immer wieder Unfälle, weil Tesla-Besitzer genau dies missachten. Kritiker machen dafür auch die in ihren Augen irreführende Kommunikation des Unternehmens sowie die vollmundigen Ankündigungen von Tesla-Boss Elon Musk verantwortlich. (Tesla-Geständnis: Autonomes Fahren weit entfernt – doch Elon Musk verspricht „Full Self Driving“ für alle)

Derzeit laufen nach Angaben der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA insgesamt 24 Untersuchungen von Tesla-Unfällen im Zusammenhang mit einer möglichen Autopilot-Aktivität. Das schlimmste Beispiel, welches auch öffentlich die meisten Wellen schlug, war jüngst der tödliche Tesla-Crash in Texas. Der Unfall, bei dem in der Nähe von Houston zwei Männer starben, nachdem sie in einem Tesla Model S frontal gegen eine Baum rasten und verbrannten, warf zahlreiche Fragen auf. Unter anderem sei nach Erkenntnissen der Polizei zum Zeitpunkt des Aufpralls keiner der beiden Insassen auf dem Fahrersitz gesessen. Das Thema wurde auch hinsichtlich möglicher Fehlfunktionen des Autopiloten zum PR-Problem für den kalifornischen E-Auto-Hersteller, sodass sich CEO Elon Musk höchstpersönlich zu den Ermittlungen zu Wort meldete. (Tödlicher Tesla-Crash: Elon Musk mischt sich persönlich ein – wird Autopilot-Rätsel nie gelöst?)

Ein Tesla Model 3 fährt selbstständig im Autopilot-Modus auf der Autobahn.
Steven H. postete dieses Video, als sein Tesla Model 3 selbstständig im Autobahnverkehr navigierte. © Instagram (@shendrickson2010)

Wieder tödlicher Tesla-Crash: „Bestmöglicher Fahrgemeinschafts-Kumpel“

Der bei dem Unfall in Fontana getötete Familienvater Steven H. berichtete regelmäßig auf seinen Social-Media-Kanälen über seine Liebe zu seinem Tesla – und veröffentlichte dabei auch mehrere Beiträge, in denen er sich freut, dass das Model 3 ohne menschliche Hilfe fährt. Videoclips auf seinem Instagram-Account zeigen, wie der 35-Jährige, ohne die Hände am Lenkrad oder die Füße auf den Pedalen zu haben, mit seinem Elektroauto auf der Autobahn unterwegs ist. Dazu schrieb er Kommentare wie „Der bestmögliche Fahrgemeinschafts-Kumpel nimmt mir sogar den langweiligen Verkehr ab“ oder „Was würde ich ohne meinen vollständig selbst fahrenden Tesla nach einem langen Arbeitstag tun?“. („Autopilot“ weiterhin nicht vollautonom: Tesla-Mitarbeiter kassiert Aussagen von Elon Musk)

Es liegt also nahe, dass es sich bei der Vermutung der California Highway Patrol, dass der Tesla-Autopilot zum Unfallzeitpunkt aktiviert war und der Fahrer nicht in das Geschehen eingriff, nicht um reine Spekulation handelt. Ob es sich um eine Fehlfunktion der Tesla-Software gehandelt hat, gilt es weiter zu überprüfen. Denn bereits zuvor haben verschiedene Tesla-Modelle Einsatzfahrzeuge gerammt, die auf Autobahnen mit blinkendem Warnblinklicht gehalten haben. Eines ist sicher: Das Autonome Fahren und besonders der Autopilot der kalifornischen E-Auto-Pioniere bleibt weiter umstritten. (Wut-Protest gegen Tesla in China: Frau tickt bei Auto Shanghai 2021 aus – wegen tödlicher Gefahr)

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Auch interessant

Kommentare