E-Fuels: Retten synthetische Kraftstoffe den Verbrennungsmotor?
Synthetische Kraftstoffe lassen sich klimaneutral verbrennen – und gelten für Elektro-Skeptiker als letzte Hoffnung. Ein Maschinenbau-Ingenieur und YouTuber sieht die Sache allerdings skeptisch.
Raleigh (USA) – Müssen neue Autos ab 2035 in Europa wirklich alle einen Elektromotor haben? Zumindest legt es der Beschluss der EU-Kommission nahe, die dann alle Neuzulassungen von Pkw verbieten will, die Emissionen erzeugen. Die meisten Autohersteller wie Audi, Mercedes oder Opel haben denn auch schon beschlossen, ganz auf Elektroautos mit Akkus zu setzen. Aber bei Weitem nicht alle: BMW und Toyota etwa haben den Verbrennungsmotor noch nicht abgeschrieben. Sie forschen beispielsweise weiter mit Wasserstoff, den sie nicht nur per Brennstoffzelle in Strom für E-Mobile wandeln, sondern möglicherweise auch direkt verbrennen wollen. Und auch Sportwagen-Hersteller Porsche, immerhin eine Tochter von Elektro-Verfechter Volkswagen, möchte seinen Kunden auch künftig Modelle mit Verbrennungsmotor anbieten. (Elektroauto: Stromkosten viel niedriger als Benzinkosten – das lässt sich sparen)
E-Fuels: Können die synthetischen Kraftstoffe den Verbrennungsmotor retten?
Die Hoffnung der Sprit-Verfechter ruhen neben Wasserstoff auf synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels. Die weisen eine höhere Energiedichte auf als Wasserstoff, lassen sich ebenfalls emissionsfrei verbrennen und erfüllen damit die künftigen EU-Vorgaben ebenso gut wie Elektroautos. Manche Experten sind außerdem der Meinung, dass sie für das Klima sogar noch besser seien als Akkumobile. Und auch viele Autofans, die sich mit dem noch immer umständlichen Laden und der lautlosen Kraftentfaltung eines Elektroautos nicht anfreunden mögen und die einem hörbaren Verbrennungsmotor mehr „Emotionalität“ zugestehen, hoffen auf entsprechende Forschungen. (Elon Musk macht sich über Armin Laschet lustig – doch eigentlich hat der CDU-Chef recht)
E-Fuels: Brauchen synthetische Kraftstoffe bei der Herstellung zu viel Energie?
Die bremst jetzt ein YouTube-Kanal namens „Engineering Explained“. Der ist eine Art „Sendung mit der Maus“ für englischsprachige Autofans und gilt mit seinen über drei Millionen Abonnenten in den USA als Institution, wenn es um das Erklären von Zusammenhängen bei Automobilen geht. Moderator ist ein gewisser Jason Fenske, Maschinenbau-Ingenieur und damit unverdächtig, ein unbedingter Elektro-Anhänger zu sein.

Das Problem sieht der Experte in der Produktion der E-Fuels. Die werden schließlich nicht, wie Benzin oder Diesel, aus mineralischem, also natürlichem Erdöl raffiniert, sondern künstlich erzeugt. Dabei werden, grob gesagt, die Moleküle von Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid neu sortiert – und dies erfordert einen recht hohen Energie-Aufwand. In dem Moment, in dem diese möglichen Kraftstoffe der Zukunft in einem Verbrennungsmotor landen, haben sie also schon einen deutlichen energetischen Fußabdruck hinterlassen. (Algen-Sprit: Hat der Verbrenner damit doch noch eine Zukunft?)
E-Fuels: Die Diskussion hat gerade erst begonnen
Und der sei eben, so die Argumentation von Jason Fenske, nur dann akzeptabel, wenn dafür erneuerbare Energie genutzt worden seien. Genau hier liege aber das Problem der E-Fuels: Denn deren Herstellung, Transport zu den Tankstellen und dann das Verbrennen in einem konventionellen Motor – das alles sei eben doch aufwendiger und weniger effizient, als die genutzte Energie gleich in Form von Strom zu behalten und damit die Akkus von Elektroautos zu füllen. Wie dem auch sei: Die Diskussion um den sauberen Verbrennungsmotor hat gerade erst begonnen – und bis 2035 sind ja noch viele Jahre Zeit, sie zu führen.
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