SUV-Nachfolger: Deutsche Premiumhersteller suchen nach dem nächsten großen Ding

Langsam, aber sicher suchen alle deutschen Autohersteller nach einem Nachfolger für den niemals enden wollenden SUV-Trend. Was wird das nächste große Ding?
München – In den letzten Tagen machten Gerüchte die Runde, wonach Mercedes-Benz in seiner Kompaktklasse ein völlig neues Modell einführen könnte. Nach Vorbild der Maybach-Studie Ultimate Luxury vor zwei Jahren wäre eine Kreuzung aus Limousine und SUV möglich – natürlich elektrisch. „Der Vision Mercedes-Maybach Ultimate Luxury ist ein komplett neuer Typ, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat“, erklärt Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener, „unser Konzept vereint die DNA eines SUV mit der einer Limousine zu einem ultramodernen SUV im Drei-Box-Design.“ Dabei wirkt die Studie des 5,26 Meter langen Mercedes-Maybach mächtig, imposant und nicht allein durch den 24-Zoll-Radsatz eine Spur zu provokant. Durchaus mit Limousinen-Eleganz und dem typischen Drei-Box-Design mit sichtbarem Kofferabteil. Doch wer die China-Studie sieht, dem kommen ein paar Klassen tiefer Erinnerungen an optische Verfehlungen wie der Volvo S60 Cross-Country in den Sinn, der wenig erfolgreich hochbeinig über Feldwege hoppelt. (Mercedes-AMG E 53 Cabrio 4Matic im Test: AMG-Logo und Aufpreis sind ...)
SUV-Nachfolger: Deutsche Premiumhersteller suchen nach dem nächsten großen Ding
Bleibt abzuwarten, wie solch ein Fahrzeug in der Realität ankommen würde, denn je kleiner das Auto wäre, umso schwerer würde es sich wohl im Auge des Kunden tun. Zudem kommt bei den weltweiten SUV-Fans nicht nur die hohe Sitzposition an, die subjektiv mehr Sicherheit verleiht, sondern auch der variable Innenraum, der bei einem SUV grob von einem Kombi stammt. Die Karosserieform einer Limousine mit mehr Bodenfreiheit wäre nicht derart variabel und würde wohl auch nicht wirklich gefällig aussehen.

Jedoch wird Mercedes-Benz bereits im Herbst 2021 eine neue Karosserieform herausbringen. Der Mercedes-Benz EQS als ungleicher Zwillingsbruder der noch jungen S-Klasse ist keine klassische Limousine, sondern eine Fließheckversion ohne jegliche Coupé-Ambitionen. Der EQS ist ebenso wie die Mercedes-Benz S-Klasse rund 5,20 Meter lang und hat aufgrund der deutlich kürzeren Motorhaube und des Fließhecks mächtige Platzverhältnisse im Fond. Diese liegen sogar deutlich über denen, die die neue Mercedes-Benz S-Klasse oder die direkten Wettbewerber Audi A8 oder BMW 7er bieten. Mit dieser Fließheck-Linienführung ist es Mercedes-Benz gelungen, den Innenraum maximal auszunutzen, ohne einen hoch bauenden SUV fertigen zu müssen, den es elektrifiziert ohnehin noch geben wird. Zudem ist der Mercedes-Benz EQS so von der S-Klasse maximal weit wegpositioniert. „Natürlich wird es auch einige Kunden geben, die von einer S-Klasse wechseln“, hofft Daimler-CEO Ola Källenius, „in erster Linie wird der EQS jedoch völlig neue Kunden ansprechen. Solche, die gar nicht bei Mercedes gesucht haben.“ (Neue Mercedes-Benz S-Klasse: Das Head-up-Display wirkt so groß wie ein TV-Bildschirm)
SUV-Nachfolger: Audi experimentiert mit gegenläufig öffnenden Türen

Auch Audi ist in einer ähnlichen Liga wie Daimler unterwegs. Intern trägt das Fahrzeug die Bezeichnung Landjet und dürfte eine echte Alternative zur Luxuslimousine des Audi A8 sein. Wie der Landjet aussehen könnte, war bereits mit der Studie des Audi Aicon, die die Ingolstädter 2017 vorstellten, zu erahnen. „Kräftige Schulter, kurze Überhänge und große Räder“, konnte Audi-Chefdesigner Marc Lichte seine Begeisterung kaum zurückhalten, „diese Proportionen sind hoch emotional. Zudem gibt es die maximale Breite in Augenhöhe.“ Der 5,44 Meter lange Audi Aicon war ein Ausblick auf das Jahr 2030 und mittlerweile dürfte wohl kein Zweifel daran bestehen, dass die Autos auch dann noch über ein Lenkrad und einen Fahrersitz verfügen. Im Innenraum gibt es dank des 3,47 Meter langen Radstandes üppige Platzverhältnisse für vier Personen. (Lucid Air: Viel Leistung und viel Reichweite – aber der Preis der Startversion hat’s in sich)
SUV-Nachfolger: Der BMW 6er GT könnte wegen mangelnder Nachfrage eingestellt werden

Bei BMW ist man geläutert. Der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer hatte sich damals vehement für das multifunktionale Oberklassekonzept zwischen SUV, Kombi und Luxuslimousine eingesetzt, was im ebenso praktischen wie edlen, aber wenig erfolgreichen BMW 5er GT endete. Der wurde im Laufe der Bauzeit deutlich bodenständiger positioniert, weil die Kunden nicht auf den vermeintlichen Pseudo-Luxuszug mit Fließheck aufsprangen. Niemand wusste Details wie die optional elektrischen Rücksitze oder die zweiteilige Heckklappe zu schätzen. Und die rahmenlosen Scheiben waren das Einzige, was an ein Coupé erinnerte. Anzunehmen, dass BMW sein mittlerweile als 6er GT umgetauftes Oberklassemodell nach der aktuellen Generation einstellen wird. Doch auch von BMW hört man immer wieder, dass es ein elektrisches Langstreckenmodell geben könnte, das neue Kunden zur Marke holt und anders anspricht, als das 5er und 7er können, die beide in der nächsten Generation ab 2022/2023 auch als Elektromodell angeboten werden. (Staatskarosse gefällig? BMW 7er des österreichischen Präsidenten beim Autohändler)
SUV-Nachfolger: Porsche bringt vom Taycan eine dynamische Kombi-Version

Die Tendenz, neue Klassen für sich zu erfinden, geht selbst an einem Sportwagenhersteller wie Porsche nicht vorbei. Nachdem Cayenne und Panamera für entsprechende Stückzahlen und ertragreiche Verkäufe sorgen, legten die Stuttgarter mit Panamera Sport Turismo eine allerdings wenig erfolgreiche Kombiversion nach. Längst kein Geheimnis mehr, dass es vom elektrischen Porsche Taycan ebenfalls noch eine Kombivariante nach Vorbild eines Shooting Brake geben wird. Sein Name: Cross Turismo. Alle suchen eben nach der einen neuen Karosserieform, die die Kunden begeistert. (Von Stefan Grundhoff/press-inform)