Schnee-Chaos und Mega-Stau: Hunderte frieren in eiskalter Nacht auf frostiger Autobahn
Schnee-Chaos zwingt hunderte Auto- und Lkw-Fahrer dazu, bei bitterer Kälte im Stau auf Autobahnen zu übernachten – sie frieren bis zum Nachmittag. Helfer kommen nicht durch.
Bielefeld – Heftiges Winterwetter mit ungeheuren Schneemassen beherrscht seit Tagen weite Teile Deutschlands. Das führt in der ganzen Republik zu Stillstand auf Straßen und Schienen. Für manche wird da die schnelle Besorgungsfahrt zum blanken Stau-Horror: Auf der Autobahn A2 zwischen Dortmund und Bielefeld verbrachten unzählige Autofahrer und deren Mitreisende eine bitterkalte Nacht auf der Straße. (Pflegekräfte stecken im Schneechaos fest – und impfen erst mal andere Autofahrer gegen Covid-19)
Schnee-Chaos und Mega-Stau: Hunderte frieren in eiskalter Nacht auf frostiger Autobahn
Von den Schneemassen ohne Chance auf ein Vor oder Zurück eingepfercht, mussten sie die klirrende Kälte ertragen – und teilweise fast 20 Stunden (!) lang in ihren Vehikeln ausharren. Die Autobahn war zeitweise in beiden Fahrtrichtungen komplett gesperrt – voran ging rein gar nichts mehr. Einsatzkräften war es lange Zeit unmöglich, an die in den Mega-Staus Eingeschlossenen heranzukommen. Zur Versorgung der Frierenden mit Lebensmitteln und Decken oder medizinischer Betreuung fehlten schlichtweg freigeräumte Rettungsgassen. Doch auch an ein Durchkommen von Räumfahrzeugen war nicht zu denken – eine brandgefährliche Situation. (Audi A6 Avant zieht hilflosen Tanklaster den Berg rauf – Audi-Fahrer wird gefeiert wie ein Held)
Allein rund um Bielefeld bildeten sich auf der Autobahn A2 mehr als 80 Kilometer Stau. Auch auf anderen Autobahnen wie der A4 in Osthessen kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Vielerorts war die einzige Möglichkeit der Polizei, sich ein wirkliches Lagebild zu verschaffen, der Einsatz von Hubschraubern. Auf eine schlimme Nacht folgte ein noch schlimmerer Tag – denn die Stauungen und Blockaden lösten sich keineswegs auf. Viele Lkw und Autos standen auf den rutschigen, vereisten Straßen quer – und steckten den gesamten Tag im Schneegestöber fest. Eine riesige Herausforderung für Rettungskräfte und Technisches Hilfswerk (THW). Als sie irgendwann zu den Eingeschlossenen gelangten, konnten sie diese zumindest versorgen. (Begraben unterm Schnee: Mann für zehn Stunden in Auto eingesperrt – der Grund ist kaum zu glauben)

Schnee-Chaos und extreme Staus: Helfer schaffen es erst nach Stunden zu den Autofahrern
Im Schnee-Chaos der Nacht hatte Jens Heidbrink vor allem die auf der A2 feststeckenden Autofahrer im Blick. „Die Lastwagenfahrer haben gepennt. Die haben ja immer ihren halben Hausstand dabei, die brauchten uns nicht“, so der Einsatzleiter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Er war mit 50 Helfenden und insgesamt 12 Fahrzeugen im Schneetreiben unterwegs und verteilte entlang der Autobahn heiße Getränke, Snacks, Decken und Sprit für leergesaugte Autotanks. Auch das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter halfen, wo sie nur konnten. (Winter-Chaos: Land Rover Defender zieht vollbeladenen Autotransporter über Eis und Schnee)
Die auf der Autobahn Gestrandeten hätten sich überaus dankbar gezeigt. „Das waren meist Menschen, die beruflich unterwegs sein mussten und nicht zu Hause bleiben konnten“, erzählt Heidbrink. Autofahrer seien zum Teil gar nicht aus ihren Fahrzeugen herausgekommen. Links und rechts der Fahrbahnen hätten sich riesige Schnee- und Eisschichten aufgetürmt. Stellenweise sei es nur durch den Einsatz von Quads möglich gewesen, sich um die verkeilten Pkw herum zu bewegen und weiterzukommen. Bei vielen Autofahrern war der Ofen schon gefährlich lange aus: „Nach so vielen Stunden liefen viele Motoren nicht mehr. Der Sprit war alle“, erklärt der Mann vom ASB. Deshalb hätten er und seine Helfer auch Kraftstoff verteilt. („Krasser“ Lkw-Fahrer driftet über zugeschneite Straße – stellt er so halsbrecherisch Pakete zu?)

Schnee-Chaos und extreme Staus: Extremes Winterwetter hält Deutschland im Würgegriff
Vor allem im Norden und Osten Deutschlands waren Unmengen an Schnee gefallen – so viel wie seit Jahren nicht mehr. Schneehöhen von 40 Zentimetern waren im Münsterland und Ostwestfalen keine Seltenheit. Hinzu kam ein besonders kräftiger Eiswind, der den Neuschnee erst zu Verwehungen auftürmte und dann gefrieren ließ. Vielfach wurden die verfügbaren Straßen zu Rutschbahnen und Räum- und Streudienste kamen nicht mehr hinterher. (Rettungsgasse: So wird die Fahrspur für Einsatzkräfte korrekt gebildet)
Auch die Deutsche Bahn sprach von „extremem Unwetter“, durch das es bundesweit zu Verspätungen und Zugausfällen gekommen sei und noch komme. Zwar arbeiteten Einsatzkräfte mit Hochdruck daran, die Hauptstrecken von Schnee und Eis zu befreien – allzu oft erschwerten allerdings starke Schneefälle, Schneeverwehungen und Dauerfrost die eisigen Arbeiten. Von Dresden aus fuhren zeitweise keine Fernverkehrszüge in Richtung Leipzig, Frankfurt, Hannover und Köln. Auch zwischen Hamburg und Kiel, Lübeck und Westerland auf Sylt rollten demnach keine Fernzüge. (Mit Material der dpa)